Mehrwegsystem soll zum Jahreswechsel etabliert sein Wer macht beim O-Cup mit?

Ein ganzes Set von wiederverwendbarem Geschirr präsentiert Andreas Fornauf vom Stadtmarketing. Je mehr sie genutzt werden, desto nachhaltiger ist es.

Obertshausen – Brötchen kommen in die Tüte, Nudeln zum Mitnehmen in eine Kunststoffverpackung. Beides landet zu Hause in den allermeisten Fällen schnell im Müll. Ganz normal. Noch. In Obertshausen soll ein Mehrweggeschirr für mehr Nachhaltigkeit sorgen. Andreas Fornauf, beim Verein Stadtmarketing zuständig für das Ressort Nachhaltigkeit, präsentiert das Ergebnis von etwa einem Jahr Arbeit – den O-Cup. Nun sucht er Händler, die mitmachen, um ein einheitliches und regionales Angebot für Obertshausen zu schaffen.

Dabei gibt es nicht nur einen „Cup“, sondern ein ganzes Sortiment: Kaffeebecher, Suppenbecher, Bowlschüsseln, Snackboxen und Teller mit flachen und hohen Deckeln. Fast alles ist in einem dezenten grau mit durchsichtigen Deckeln gehalten. Nur das Logo des Stadtmarketings soll noch darauf zu sehen sein. Grau ist auch das passende Besteck. Geht ein Teil kaputt, wird es recycelt und so in das System zurückgeführt.

Die Behälter können im Internet auf der Seite des Stadtmarketings bestellt werden. Es wird wie ein Online-Shop funktionieren.

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„Wir sind dabei, den Bedarf zu prüfen“, sagt Fornauf. Daraus resultiert, wie viele Gefäße angeschafft werden müssen. Es gebe bereits interessierte Händler, die positive Rückmeldungen zu dem Mehrwegsystem gegeben haben. Fornauf, der sich beruflich als Gärtner mit Nachhaltigkeit beschäftigt, erklärt das System: „Wer seinen Kaffee beim Bäcker kauft, soll den Becher auch beim Tanken wieder abgeben können.“ Sechs Euro Pfand kostet dabei jeder Behälter. Das Geld sollen Kunden entweder zurück bekommen, wenn sie das Geschirr vorgereinigt zurückgeben. Alternativ ist ein Automat – ähnlich einem Pfandautomat für Flaschen – denkbar. Er scannt einen Barcode. Das Pfand könnte auf die O-Card des Kunden übertragen werden.

Auch, dass das Geschirr über längere Zeit zu Hause behalten wird, hat Andreas Fornauf eingeplant. Das sei kein Problem. Er könne das verstehen: „Für sechs Euro bekommt man sonst nicht so gute Boxen“, schwärmt er. Die Behältnisse von „Dishcircle“ sind gefrierfach- und mikrowellengeeignet sowie spülmaschinenfest. Der Hersteller, der in Deutschland produziert, garantiert mindestens 500 Nutzungen. Fornauf rechnet mit 250 Nutzungen pro Teil. Je länger die Teile im Umlauf sind, desto nachhaltiger werde das System. „Ich kann ja nicht immer alles schönrechnen. Es muss auch realistisch sein.“ Denn das ganze Projekt muss schließlich auch finanzierbar bleiben. Händler bezahlten lediglich eine Grundgebühr von 21 Euro. Die Behältnisse würden letztendlich „Null auf Null“ ausgehen: Der Händler kauft sie für den Pfandbetrag von sechs Euro, erhält sechs Euro bei der Ausgabe und wenn er zu viel Geschirr hätte, würde das Stadtmarketing das auch wieder gegen das Pfandgeld abholen. „Wir haben lange hin und her gerechnet, bis das so aufgegangen ist. Aber ich denke, es ist ein schlüssiges Konzept“, sagt Fornauf.

Bis zum Jahreswechsel soll das System in Obertshausen etabliert sein. Zum 1. Januar tritt die allgemeine Mehrweg-Angebotspflicht in Kraft. „Dann müssen die Händler eine Lösung bieten, um die Wegwerfgesellschaft abzuschaffen.“ Deshalb hat das Stadtmarketing bereits Kontakt zu Gastronomen und Händlern aufgenommen. Die Zeit drängt, soll der Umstieg in den nächsten Monaten umgesetzt werden. Auch Vereine seien angesprochen. Sie könnten das System auf Festen nutzen. Damit das Angebot für die Vereine kostenfrei sein kann, braucht das Stadtmarketing allerdings ein bisschen Unterstützung: „Da ist die Stadt jetzt gefragt, ob sie einen Obolus dazu leistet.“ Denn hunderte Becher bezahlen sich nicht von selbst. Auch wenn sie dann lange durch Obertshausener Hände gehen sollen.

Von Theresa Ricke