Italienischer Abend in St. Markus kommt bestens an Mehr als 3000 Euro für die Erdbebenopfer

Das Trio Simpático gestaltete den späten Nachmittag im Hof der St.-Markus-Kirche zugunsten der italienischen Erdbebenopfer musikalisch. Foto: man

Mühlheim (man) – Im St.-Markus-Hof gab es für Wein, Bier und Wasser sowie die klassisch italienischen Gerichte Spaghetti und Lasagne keine festen Preise. Den Gästen stand offen, je nach Gusto und Salär die Spendenbox zu füllen.

In den Morgenstunden des 24. August bebte in es Mittel-Italien die Erde. Häuser vielen ein, 295 Menschen starben. Claudia Oberbeck, die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats (PGR), erzählt von der Wirkung der Fernsehbilder auf Gemeindemitglieder. Sofort habe der Gedanke „Wir müssen da helfen“ konkret Gestalt angenommen.

Über Bernd Klotz, der die zahlreichen Mitglieder der italienischen Gemeinde fließend in deren Muttersprache begrüßte, kam der Kontakt zur Pfarrgruppe in Ascoli Piceno zu Stande. Klotz, Referent des Hessischen Städte- und Gemeindebunds, studierte in Italien Theologie.

Pfarrer Johannes Schmitt-Helfferich konnte nicht lange bleiben. Er musste um 18 Uhr in St. Maximilian Kolbe seinen zweiten Gottesdienst des Tages halten. Bei Bürgermeister Daniel Tybussek, Gemeindebund-Chef Christian Schelzke und Gattin Marita Immel-Schelzke saß Mühlheims Landtagsabgeordneter Corrado Di Benedetto (SPD). Dazu gesellt sich später dessen Abgeordnetenkollege Ismail Tipi (CDU) aus Heusenstamm. Musikalisch gestaltete Thilo Büttner mit seinem Trio Simpático den späten Nachmittag.

Auch die Italienische Gemeinde feiert in der St.-Markus-Kirche ihre Gottesdienste, zusammen mit dem Priester Don Paulo. Der Kontakt zwischen den deutschen und den italienischen Katholiken Mühlheims intensivierte sich vor zwei Jahren durch die gemeinsamen Proben samt Aufführung von „Gott – ein Musical“ in der Willy-Brandt-Halle, erzählt Claudia Oberbeck. Das Projekt hatten die Gemeinden St. Markus und St. Maximilian Kolbe auf die Beine gestellt. Seitdem fällt es leichter, einander anzurufen und eine Geschichte wie heute in Gang zu setzen.

Es gebe viele engagierte Menschen in St. Markus, betonte die PGR-Vorsitzende. Wenn einmal etwas angestoßen sei, „dann setzt sich das wie ein Dominoeffekt fort“. An diesem Abend kamen mit Briefumschlägen, die im Pfarrbüro in der Bleichstraße abgegeben wurden, mehr als 3000 Euro an Spenden zusammen. Dazu addiert sich noch die Kollekte von St. Maximilian Kolbe. Wie das Geld genau Verwendung findet, entscheidet sich, wenn die Aufräumarbeiten in Ascoli Piceno weitgehend abgeschlossen sind.

Damit von den Deutschen nicht nur Bernd Klotz etwas verstand, sprach Marcella Bomba auf Deutsch durchs Mikrofon. Ihre Familie stammt aus Lanciano, das rund 100 Kilometer Luftlinie von Ascoli Piceno entfernt liegt. Dort krachte kein Haus zusammen. Die Organistin der Italienischen Gemeinde und Dirigentin des Neuen Chors von St. Markus sprach über das Schamgefühl im Grundtenor von „Wir feiern hier und dort haben die gerade ihre Toten beerdigt“. Die Worte der Musikerin und Grundschullehrerin, die in Offenbach zur Welt kam und in Mühlheim aufwuchs, stehen exemplarisch für eine Differenz zwischen deutscher und italienischer Mentalität: „Wir feiern, dass so viele überlebt haben“.