Fehlende Beckenkapazitäten und Mangel an Aufsichtspersonen Mehr Crazy Fish ist kaum möglich

Genießen es, wieder im Wasser zu sein: Die Schwimmgruppe der Crazy Fish von Volker Redemann strebt das Deutsche Schwimmabzeichen in Gold an.

Obertshausen – Die Crazy Fish machen ihrem Namen beim Schwimmtraining alle Ehre: Die neun Kinder im Fortgeschrittenen-Kurs springen immer wieder ins Becken, sodass Trainer Volker Redemann von Wasserfontänen getroffen wird, stellen die Anweisungen ihres Trainers infrage und wollen mehr als geht. Zum Beispiel durchgehend mit Kleidung schwimmen – in Vorbereitung auf das Deutsche Schwimmabzeichen in Gold. „Der Kurs steht sich manchmal selbst im Weg“, sagt Vorstand Redemann. Die Motivation, wahrscheinlich auch das Gefühl, etwas nachholen zu wollen, führt dazu, dass die Kinder jetzt alles schnell machen wollen.

Die Kurse bei Crazy Fish, dem inklusiven Schwimmverein aus Obertshausen, sind bis zu den Herbstferien ausgebucht. Nach den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben ganze Jahrgänge nicht schwimmen gelernt. Wenn Anfragen von Eltern kämen, die ein Kind mit Einschränkungen haben, würden diese bevorzugt behandelt, heißt es von Redemann. Alle Wünsche kann er nicht erfüllen. Denn sowohl die Kapazitäten des Vereins als auch die des Schwimmbads sind begrenzt.

„Zuerst brauchen wir Wasser“, sagt Redemann. Was offensichtlich klingt, wird schnell zum Problem. Das Monte Mare, in dem die Crazy Fish trainieren, hat nur vier Bahnen. Betriebsleiter Carsten Kuczewski betont, dass er dem inklusiven Schwimmen seinen Platz einräumt, „aber das Schwimmbad muss sich finanziell tragen“. Schwierig bei einem Kurs mit nur drei Teilnehmern – denn mehr dürfen es bei Kindern mit Handicap nicht sein. Die Crazy Fish können sie trotzdem anbieten, weil sie als Verein wiederum nicht auf Gewinne aus sind.

Eine weitere Schwierigkeit ist, dass ein Schwimmlehrer mit entsprechenden Qualifikationen für das inklusive Schwimmen und eine weitere Aufsichtsperson anwesend sein müssen. Das kostet. Der Verein ist auf finanzielle Unterstützung und helfende Hände angewiesen. Aber auch die Fortbildungen kosten Zeit und Geld. „Ich würde gerne mehr Kurse anbieten, wenn sich jemand finden würde, der qualifiziert ist und ehrenamtlich helfen will“, sagt Redemann. So jemanden gäbe es aber nicht.

Tristan ist 22 Jahre alt und schwimmt seit Jahren bei Volker Redemann. Auf dem Weg zum Becken sieht man, dass er Fehlstellungen an den Beinen hat. Als er dann im Wasser ist, sind seine Einschränkungen weniger auffällig. Erschwert wird das Training an diesem Tag, weil Tristan seine Hörgeräte nicht trägt. „Er hört meine Anweisungen nicht so gut“, sagt Redemann und ergänzt: „Aber seltsamerweise hört er immer, wenn irgendjemand zum Beispiel von Eis oder Pommes spricht.“

Neben Redemann haben im kleinen Verein Crazy Fish mit zwölf aktiven Mitgliedern seine beiden Söhne die fachliche Qualifikation, um inklusive Kurse zu geben. „Unser Konzept ist nicht wie beim Therapieschwimmen. Wir wollen die Kinder mit Einschränkungen nicht von anderen Kindern trennen“, sagt Redemann. Er ist der Meinung, der Kontakt sei für alle gut.

Auch Schwimmbadchef Kuczewski betont, dass der Kontakt nötig sei, um Vorurteile abzubauen und den Umgang normal werden zu lassen. Er begegne immer noch Besuchern, die irritiert und abweisend auf die Crazy-Fish-Teilnehmer reagieren. Sie bringen die Kinder beim Schwimmen manchmal aus der Ruhe, was schnell zu einem Notfall führen kann. Umso wichtiger sei der Ansatz zu integrieren anstatt zu trennen.

Von Theresa Ricke