Stadt Obertshausen versteigert Fundstücke vor dem Rathaus Moderne Mountainbikes, knallige Kinderräder

Erster Stadtrat Michael Möser (links) schwingt den Auktionshammer, Bürgermeister Roger Winter ist am Mikrofon. Foto: Prochnow

Obertshausen (m) – Ebay war gestern. Das größte Auktionshaus in der liebenswerten Kleinstadt heißt Rathaus und ist spezialisiert auf Fahrräder. Zumindest einmal im Jahr startet im Verwaltungsgebäude an der Schubertstraße die Schnäppchenjagd auf Fundstücke, die mindestens ein halbes Jahr auf ihre bisherigen Eigentümer gewartet haben. Melden die sich nicht, fällt der Besitz der Stadt zu, die ihn versucht zu versteigern.

Dazu bediente sich der Fachbereich in den vergangenen Jahren des Internets. Doch, Auktion kann mehr, dachte sich Bürgermeister Roger Winter und inszenierte mit Erstem Stadtrat Michael Möser vor ihrem Amtssitz in Hausen eine heitere Abend-Unterhaltung mit Gewinnpotenzial.

Showtime war angesagt: Die beiden prominenten Moderatoren oben auf der „Bühne“, direkt unter den Plätzen des Magistrats im Sitzungssaal, mehr als 100 Besucher internationaler Couleur vor der breiten Showtreppe. Sie amüsierten sich wohl an der lockeren Präsentation der Ware, interessierten sich jedoch in erster Linie für die 30 Drahtesel hinterm Flatterband. Viele waren schon eine halbe Stunde vor dem Auktionsstart gekommen, um die aufgereihte Ware unter die Lupe zu nehmen, den Reifendruck zu prüfen und die langen Nummern-Kombinationen von den DIN-A-4-Zetteln zu notieren.

Manche Stammkunden von Versteigerungen waren enttäuscht – kein Smartphone, kein Schmuck, kein Überraschungspaket in Form eine ungeöffneten Koffern bot die Veranstaltung. Das lag auch daran, dass kurz bevor die Frist verstrich, noch einige Eigentümer ihren Besitz identifiziert und abgeholt haben, informierte Christina Schäfer, Sprecherin aus dem Rathaus. Dafür konnten sich die zweirädrigen Schätze sehen lassen: Top-moderne Mountainbikes, schlichte Damen-Modelle, knallige Kinderrädchen!

Stadtrat Möser oblag die Aufgabe, über mangelhafte Bremsen, fehlendes Rücklicht und reparaturbedürftige Gangschaltungen zu informieren. Viele Fundstücke waren jedoch in einwandfreiem Zustand, oder auf Amtsdeutsch, „fahrbereit“. Die Typen mit den grellen Farben auf Rahmen und Reifen erbrachten an die 100 Euro. Auf 275 schaukelten zwei Bieter ein schweres Holland-Fahrrad hoch – Jan Scherg vom Fundbüro staunte als Kassierer in der Empfangsloge über den Geldsegen für die Stadtkasse.

Schwang Möser einen kunstvoll gedrechselten Holzhammer und hieb ihn knallend aufs Sprecherpult mit dem Stadtwappen-Teppich auf der Frontseite, erheiterte der Rathauschef das Volk mit lustigen Bemerkungen. Die guten Preise, stellte er fest, werden wohl allein die Mini-Luftpumpen an den Rädern erzielt! Ein Stahlross der Marke Fischer sei doch allein aufgrund des Namens die fünf Euro wert, mit denen er jeden Artikel aufrief. „Mindestens“, tönte es aus den hinteren Reihen aus dem Munde von Michael Fischer, Vorsitzender des Event-Kulturclub Just4Fun.

Der bereicherte das unterhaltsame Ereignis an der Schubertstraße mit einem Stand und dem Verkauf von kalten Getränken und heißer Wurst. „Das geht halt im Internet nicht“, überzeugte Winter die letzten Zweifler. Und nur wenige Angebote schleppte Patrick Kallenberg umsonst vor den Rathauseingang, niemand fand sich, der auch nur das Mindestgebot zahlen wollte. Das erbrachte der einzige Artikel des Nachmittags ohne Sattel: Eine Frau ersteigerte die Gasbetonsäge, für die Möser nach Einsätzen mit einem vergleichbaren Werkzeug auf der eigenen Baustelle warb.

Zum Team auf der Verwaltungsbühne zählte auch DJ Leo. Damit der Hit der Fundsachen-Versteigerung ein Evergreen wird, soll er auch im nächsten Jahr in dieser Form laufen, kündigte Winter an.