Nabu-Projekte aus 40 Jahren Naturschutz können bestaunt werden Nabu Obertshausen mit Ausstellung im Rathaus

Auch Bürgermeister Roger Winter ließ sich die Ausstellungseröffnung des Naturschutzbundes nicht entgehen. Die Ausstellung ist noch bis zum 30. März im Rathaus zu sehen. Foto: m

Obertshausen (m) – „Ich erinnere mich, als sei es gestern gewesen, als am 28. Dezember zehn Personen in unserem Wohnzimmer saßen und eine Liste von Schutzmaßnahmen besprochen haben.“ Aus dem Mund des Vorsitzenden ist man eigentlich nur qualifizierte und fachkundige Beiträge zu Flora und Fauna gewöhnt. Bei der Eröffnung der Ausstellung zum 40-jährigen Bestehen der Ortsgruppe des Naturschutzbunds (Nabu) hielt Peter Erlemann auch ganz emotional Rückblick.

Die Stellwände im Foyer des Rathauses Schubertstraße bilden eine Übersicht über die Aktivitäten der Gruppe in Wort und Bild, wo und wie der kleine aber aktive Kreis engagierter Naturschützer für Erhalt oder Neuansiedlung von Pflanzen und Tieren eintritt. Das würdigte auch Bürgeremeister Roger Winter mit respektvollen Worten. „Wir haben viel geackert“, fasst Erlemann zusammen. Damit erinnert der Vorsitzende nicht nur an die Arbeit mit Mähbalken und Rechen auf Wiesen, mit Bagger und Spaten am Anglersee, sondern auch an die enge Zusammenarbeit mit Politik und Stadtverwaltung.

„Im Dezember 1978 gab ich als Ortsbeauftragter für den amtlichen Vogelschutz der staatlichen Vogelschutzwarte einen Bericht an die lokale Presse, um für die Gründung einer Gruppe im Deutschen Bund für Vogelschutz Mitglieder zu werben“, begann Erlemann formell. Bis Ende der 1960er Jahre hatte es nur eine Schülergruppe gegeben.

Der neu gegründete Verein wollte die Feuchtwiesen im Gräbenwäldchesfeld und den alten Rodaulauf mit einem Tümpel erhalten, Nistplätze am Angelweiher sichern und solche für Höhlenbrüter und Eulen aufhängen, Schwalben schützen, Eulen und Amphibienlebensräume erfassen und Laichtümpel anlegen.

Bei hohem Schnee richteten acht Helfer zuerst Luderplätze mit Schlachtabfällen für Greifvögel ein, brachten 48 Kunstnester für Mehl- und zehn für Rauchschwalben an, stachen eine Steilwand am Angelweiher für Uferschwalben ab, schlossen Pachtverträge für Parzellen im Gräbenwäldchesfeld und gestalteten zur Verleihung der Stadtrechte eine Ausstellung: „Rettet die Vögel - aktiver Naturschutz“. Ende 1979 zählte der DBV 32 Mitglieder. Sie konzentrierten sich auf das Gräbenwäldchesfeld, der „wertvollsten Fläche“. Auf der Nordseite der B448 rodeten sie Weidengebüsch, legten eine dreireihige Hecke und zwei Laichgewässer an, stauten den Graben, pflanzten 15 standortgerechte Kopfweiden und registrierten die Orchideen. Für die „Veränderungen im Landschaftschutzgebiet“ wurde der Gruppe von der Naturschutzbehörde noch eine Strafe von 100 Mark aufgebrummt. 1990 gelang es mit Unterstützung der Stadt, das Gelände als Naturschutzgebiet ausweisen zu lassen, „ein wesentlicher Punkt unserer Bemühungen“, kommentierte Erlemann. Im Laufe der Jahre konnten an dem Areal weitere Biotope eingerichtet werden, so mit den Pflastersteinen der alten Bundesstraße für Eidechsen, die Böschung blieb für das Schwarzkehlchen. Als die Firma Karl Mayer eine neue Halle errichtete, schufen die Helfer im Süden Hausens einen Ersatzlebensraum für die Zauneidechse. Daneben rodeten sie alle Weiden und Pappeln, um das Seggenried und den Trockenrasen zu erhalten. Am Angelweiher legte das Team mit Bauhof-Mitarbeitern einen Steinhaufen an, eine Trockenmauer und einen Altholzstapel für Insekten sowie vier Tümpel. Im Randbereich pflanzten sie eine Hecke. Wiesen an Lämmerspieler und Badstraße und am Seewiesenwäldchen werden nicht gedüngt und nur einmal im Jahr gemäht, an der alten B448 wurden eine Hecke und mehrere Speierlinge gesetzt, auf der Hochbeune eine Benjeshecke und weitere hochstämmige Obstbäume, insgesamt 250 auf der Gemarkung.

Es folgten weitere Nisthilfen für gefährdete Vogelarten, 80 Kunstnester und Kotbretter an Privathäusern für die Mehrschwalbe. Für Fledermäuse wurden 100 Quartiere aufgehängt, für Amphibien elf Tümpel ausgehoben, Schutzzäune aufgestellt und Tunnel gebaut. Ute Wernicke hat zahllose verlassene Jungvögel, Igel und Fledermäuse mühsam aufgezogen und in die Freiheit entlassen. Dafür erhielt sie den städtischen Umweltpreis, hob Erlemann hervor.

Der Nabu richtet Vogelstimmenwanderungen, naturkundliche Führungen und Rundgänge mit Politikern aus. Er unterhält Info-Stände und zwei Lehrpfade, entfernt Müll, bestückt einen Schaukasten, veröffentlichte hunderte Pressemitteilungen und ein Buch über die Vogelwelt in Obertshausen. Erlemann beklagte den Verlust der artenreichen Lebensräume durch die Gewerbegebiete Abts- und Samerwiesen, die Umgehungs- und die verlängerte Badstraße. Auch die 110-Kilovolt-Freileitung sei ein „massiver Eingriff in die Natur“, die intensive landwirtschaftliche und Freizeit-Nutzung sowie freilaufende Hunde bilden große Probleme. 20 Vogelarten seien verschwunden, darunter Kibitz, Rebhuhn, Uferschwalbe, Schwarzkehlchen, Baumfalke und Habicht. „Jetzt müssen die letzten Flächen langfristig geschützt werden“, erklärte der Vorsitzende. Er dankte Peter Kleinschmitt aus dem Rathaus, der auf Antrag der Grünen mit den Naturschützern einen Biotop-Verbundplan vorgelegt hat. Vorstandsmitglied Joachim Aßmuth blickt zurück auf den Umweltbeirat, den der Nabu wieder verlassen hat. „Wir haben viel Zeit geopfert, Maßnahmen wurden nur stockend umgesetzt“. Positiv sei, dass sich die Naturschutz-Verbände alle zwei Monate treffen. Für eine Jugendgruppe fehle den Vereinsmitgliedern die Zeit, die Kinder seien überlastet.

Die Ausstellung mit den Nabu-Projekten ist bis zum 30. März zu sehen.