Hilfe bei Sport, Spiel und Urlaub Neuer Förderverein unterstützt Behindertenhilfe

Der Heimtrainer im Therapieraum ist Lauras Lieblingsplatz im Wohnverbund der Behindertenhilfe. Damit künftig noch mehr Angebote gemacht werden können, wurde nun ein Förderverein für die Bewohner gegründet. Foto: Prochnow

Obertshausen (m) – Kräftig packt sie mit beiden Händen die Hörner, rutscht auf den Sattel und beginnt gleich zu strampeln. Der Heimtrainer im Therapieraum ist Lauras Lieblingsplatz im Wohnverbund der Behindertenhilfe an der Adenauerstraße. Laura ist 27, arbeitet in einer Mailinggruppe in Rödermark, baut Kartons auf, damit sie gefüllt werden können, treibt gerne Sport, spielt Tennis beim Turnverein Hausen und trainiert Hapkido. Dabei unterstützt sie jetzt ein eigener Förderverein, der für die Bewohner des Hauses an der Waldschule gegründet wurde.

Vorher hat sie Kopfhörer eingepackt, berichtet Lauras Mutter Gabriele Meister. Die Aufgabe sei für ihre Tochter, die geistig behindert ist, sehr wichtig, ebenso der Sport. Sie begann wie viele ihrer Mitbewohner im Budo-Club Mühlheim, konnte aber wegen eines Knieleidens nicht länger mitmachen. Hapkido geht, da hat sie schon den roten Gurt. Auch mit dem Tablet ist sie unterwegs, übt sich in Geschicklichkeitsspielen und baut Städte. „Sie probiert ein Programm so lange aus, bis sie versteht, wie es funktioniert“, schildert die Lehrerin an einer Förderschule.

Viele Bewohner haben kein solches Gerät. Es sei sinnvoll, denn „es trainiert die Reaktionsfähigkeit, das Zusammenspiel der Gehirnhälften“, erklärt Stefanie Moritz-Hagen, die zweite Vorsitzende des Vereins. Sie vermisst Spiele, die mehrere Teilnehmer gemeinsam spielen können. Und auch Mitspieler, Ehrenamtliche, die da helfen möchten, wären gut. „Es gibt Sprach-Computer, bei denen man Wünsche antippen kann, die würde der Verein gerne anschaffen“, zitiert die Mutter weiter von der Wunschliste.

Mitglieder erstellen Internetauftritt

Mit Hilfe von Vereinsmitgliedern entsteht gerade der Internetauftritt. „Die Hummel“, die Zeitung des Wohnverbunds, erscheint vierteljährlich und auch online. „Aber die Finanzierung fällt schwer, jede Ausgabe verursacht Kosten in Höhe von etwa 200 Euro“, informiert Stefanie Moritz-Hagen, deren Sohn zwei Zimmer weiter lebt. Sie berichtet über gemeinsame Urlaubsreisen mit der Behindertenhilfe Offenbach, die jungen Leute können sich ihr Ziel auswählen. Im kommenden Sommer geht’s in die österreichischen Berge, in einen Campingpark am Gederner See, auf Städtetour nach Köln oder auf einen Bauernhof in der Rhön.

Auch bei der Verwirklichung dieser Angebote ist die Hilfe des Vereins willkommen. Fast 40 Personen leben in der Einrichtung, dazu einige Bewohner, die ambulant betreut werden. Die meisten sind geistig, viele auch körperlich behindert, von der Blinden über den Autisten bis zum Rollstuhlfahrer, „Menschen, die nicht alleine leben können und in ihrer Lebensführung einer Unterstützung bedürfen“, fasst Vereinsvorsitzende Meister zusammen. Dazu hält das Haus einige Kurzzeitpflegeplätze bereit.

Die meisten Bewohner arbeiten bei Awo

Die meisten Bewohner arbeiten in Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt, etwa im Offenbacher Hainbachtal oder in Rödermark-Urberach, wo sie in der Wäscherei tätig sind oder in der Mailinggruppe, die Informationsschriften für die Lufthansa-Flüge eintüten. Manche verpacken Seifen für Kappus oder Schrauben. „Leider sind die Arbeitsplätze im Hausener CAP-Markt weggefallen“, bedauern die Frauen. Der Standort war auch für ihre Kinder sinnvoll, denn „einkaufen geht eigentlich nur mit Betreuer“ – oder eben in einem CAP-Markt.

Die Schwimmschule Crazy Fish bietet einmal in der Woche im Montemare einen Kurs an, bald auch Wassergymnastik für eine Gruppe von Bewohnern. Gabriele Meister selbst vermittelt Seidenmalerei, doch Rahmen, Farben, Pinsel und Textilien fehlen. Auch behindertengerechte Sportgeräte fürs Freie sind gefragt, eine Schaukel, Sonnenschirme und Gartenmöbel sind angedacht, um im Liegestuhl die Sonne genießen können. Einige Mitbewohner bräuchten einen Liege-Heimtrainer

Förderverein will Patenschaften initiieren

„Es gibt junge Leute ohne Angehörige, die aus der Pflegeversicherung herausfallen und erst mit 45 Jahren eine Rente erhalten“, schildert Sprecherin Meister ein weiteres Problem. Auch manche Schwerst-Pflege-Bedürftige seien nicht in der Lage, eine Freizeit zu bezahlen. Darum möchte der Förderverein Patenschaften initiieren – mit einzelnen Bewohnern oder für eine ganze Freizeit. Infos gibt es bei Stefanie Moritz-Hagen, Telefon 06102 34537, E-Mail stmoritzhagen[at]gmail[dot]com.