Britta Laubvogel will mit Buch und eigenen Erfahrungen Trauernden helfen Neues Maß in der Trauer finden

Musste selbst schmerzhafte Trauer erleben: Britta Laubvogel hat ein Buch über ihre Erfahrungen verfasst. Foto: M

Obertshausen – So hätte sich Britta Laubvogel die Rückkehr an ihren einstigen Wohnort nicht vorgestellt – ohne ihren Mann. Pfarrer Matthias Laubvogel leitete die evangelische Gemeinde um die Waldkirche in den 1990er Jahren, verstarb 2006 unerwartet. Die „Wegbegleiter für Trauernde“, eine Gruppe aus evangelischen und katholischen Christen und Aktiven des Malteser Hilfsdienstes, haben die Witwe ins Gotteshaus an der Schönbornstraße eingeladen.

Kornelia Kachunga steht in der Nachfolge Laubvogels, findet auch in der von Betroffenheit bestimmten Begegnung einfühlsame Worte und ein Lächeln. „Wenn die Liebe Trauer trägt“ ist der Titel des Buchs, das der Gast geschrieben hat. Es soll Trauernden helfen, sich von lieben Menschen zu verabschieden. Für Britta Laubvogel begann dieser Prozess am 12. Januar 2006.

„Die Kehle wie zugeschnürt, vertraute Symbole im Kirchenraum, Kerzen helfen, den Blick auszurichten“, erinnert sie sich. Sie schildert ihren Eindruck, als würde sie sich selbst zuschauen auf dem Weg durch den Ort zum Friedhof, als würde die Zeit still stehen. „Es war entsetzlich kalt – und Zeit, endgültig Abschied zu nehmen, seinen Körper der Erde, den Geist Gott zu überlassen“.

Die symbolische Handlung empfand sie als „heilende, stützende Kraft“, das „Vater unser“ verband. Noch lange stand sie mit Kindern und Angehörigen erstarrt am Grab: „Keine Träne kann fließen“, beschreibt die Autorin stille Umarmungen, liebevolle Gesten und stummes Beileid. „Alles drückt mich tiefer in die schwarzen Schuhe, hilft, auf dem Boden anzukommen, im Haus meiner Trauer.“

Britta Laubvogel versuchte, den Schmerz anzunehmen. Zum Frühstück hat sie wieder zu viel Kaffee gekocht. „Seit dem 5. Januar bin ich allein, es ist nichts mehr wie es war“. Nur langsam findet sie ein neues Maß. „Trauer ist mein ständiger Begleiter, gehört an meine Seite, sitzt schon morgens am Frühstückstisch, hockt in der Kirchenbank, liegt neben mir im Bett, kommt manchesmal wie aus dem Hinterhalt, unverhofft, unbarmherzig.“

Präzise und unverhohlen hält sie jede Phase nach dem Verlust fest, verarbeitet ihn mit der exakten Definition von Gerüchen, Klängen und einem „Chaos der Gefühle“ aus Wut, Angst, Trauer und Fragen. „Wie kann ein Nichtraucher Lungenkrebs haben? Warum hast du, Gott, das zugelassen?“ Die Schreiberin möchte sich öffnen, erkennt, „die Wut im Bauch gehört auch zur Trauer im Herzen. Wir sind wie gehemmt, Gefühle zu zeigen, in anderen Kulturen wird oft laut geklagt“.
m