Kappenabende der Elf Babbscher strapazieren Lachmuskeln In Obertshausen ist die Fastnacht angekommen

Die „Opas“ stieren in den Playboy und geben ihre Kommentare. Foto: pro

Obertshausen (pro) – „Aus dem Stau mit Helau“ und rein in die Fastnacht. Das Motto des Karnevalsvereins „Die Elf Babbscher“ verwandelte am Wochenende das Bürgerhaus in einen Knotenpunkt mit zähfließendem Verkehr zwischen blinkenden Baken, unter Schilderbrücken und vor Raststätten mit Cocktails und Fleischworscht-Kringeln. Mit vielen Details und frischen Ideen in ihren Sitzungen gewannen die Babbscher viele neue Fans der fünften Jahreszeit.

Die sonore Stimme von Egon Hoegen kommentiert die Ratschläge des „7. Sinn“. Die gut gemeinten Tipps zur Verkehrssicherheit auf der Leinwand über der Bühne unterbricht eine Video-Botschaft von Babbscher-Vorstand Michael Möser: Noch zwei Wochen müsse er auf der „Insel“ verbringen, das Krankenbett hüten. „Ich geb’ alles für die Fastnacht und bereite schon die Kampagne 2018 vor“, verspricht der Erste Stadtrat und fordert mit dem verbesserten Trump-Zitat, „Babbscher zuerst!“.

Möser taucht zum Finale als Pappkamerad wieder auf, wäre eigentlich sie Annes Liese. „Still sein und zuhören“, mahnt Babbscher-Chef und Lehrer Andreas Murmann, „singen und schunkeln“. Und aufstehen, ergänzt Moderator Sebastian Leinweber, den Künstlern zu Ehren. Das übt das ausgelassene Volk gleich beim Einmarsch der Regenten. Comtesse Eva Lotta I. fordert sogleich den Ausbau der A3 auf elf Spuren, inklusive „Narren-Rettungsgasse“.

Ex-Baron Michael

„Überall stehste rum“, klagt sie, „im Supermarkt, vor der Waschanlage, bei Bäcker, Metzger, Post und selbst im Damen-Klo“. Lederbaron Chris I. jammert über die „Fahrbahn-Verengung“ vorm Ausschank. In der ersten Büttenrede nach altem Brauch entlarvt Ex-Baron Michael falsche Nachrichten wie die vom Reporter mit dem Rad auf der A3 und vom Bürgermeister, der an den E-Stationen vorm Rathaus nur sein Handy auflade. „Richtig sei, dass Pfarrer Hofmann Hunde und Katzen segnet, falsch, dass er ihnen auch die Beichte abnimmt.“ Leider stimme es zudem, dass man mit Bussen die ganze Welt bereisen könne, nur nicht in Hausen zu den Discountern gelange. Und wahr sei zum Glück, dass der Lämmerspieler Zug 2017 wieder planmäßig rolle. Der Fahrer von „De.Bus“ verurteilt in Obertshäuser Platt Trump, Putin und ihre „alternativen Fakten“. Und noch eine Tatsache: Schmidt hat in Tag- und Nachtarbeit die prächtige Ausstattung des Bürgerhauses verwirklicht.

Peter Bayer im Steak-Gewand gelingt es nicht, seine Tochter Stefanie alias Ex-Comtesse Eulalia im Karotten-Kostüm für die Fleisch-Lust zu gewinnen. „Das ist bei Männern genetisch bedingt“, erklärt er den Drang zum Gegrillten. Müsli und Körnerfutter lasse Menschen pupsen, „manche könnten so schon mit Biogas heizen“. Mit ähnlich viel Nach-Druck in der Stimme schildert „Geschäfts-“Mann Oliver Murmann die Vorgänge rund um die Klobrille, die er mit sich trägt wie die Papierrolle auf dem Haupt. „Und die Moral von der Geschicht’ - im Bobbes gibt’s kaa Licht“, lautet seine Erkenntnis. Der Griff in die Schüssel bringt ein Bild des US-Präsidenten zu Tage, denn „an Dummheit grenzt jetzt Mexiko und Kanada“.

Begeisternde Garden

Die Jungs vom der Tanzgruppe Rudel haben sich in keifende „Omas“ mit Fistelstimme verwandelt, die „Opas“ stieren in den „Playboy“ und tanzen im Bärenfell. Tanzen ist das Stichwort: Mädchen aller Altersstufen haben bei den Babbschern die Garde neu entdeckt. Die Papas tragen die „Blue Little Stars“ auf Schultern herein, freigelassen flattern die „Bienen“ über die Bühne. Die „Blue Magic Kids zeigen in den blau-weißen Uniformen schon richtigen Gardetanz, die „Butterflies“ geistern als Gespenster durch die Reihen und springen als „Ghostbuster“ ins Rampenlicht.

Die „Blue Diamonds“ sind auf dem Weg in die 2. Bundesliga, wo die „Blizzards“ mit atemberaubender Akrobatik zu Hause sind. Die „Häuser Gretchen“ bewegen sich in ihrem zehnten Jahr als Glücksspielerinnen rund um „Money“ und werfen mit Geldscheinen um sich. Mit stehendem Beifall feiert das Publikum Solistin Sara Hagemann mit ihren Tanz um die Zeit. Die „Piraten“ des Hausener Männerballetts haben dem Baron den Michel stibitzt, die Puppe mit den Herrschaftssymbolen, die er nun an der Bar auslösen muss.

Der erweiterte Jugendchor 2000 verrät mit Vize-Leiter Tobias Roth, „die Getränke sind frei“. Die trommelnden Node-Babbscher werden am Freitag von den befreundeten Icebreakers der Offenbacher Stadtgarde mit Gebläse unterstützt, bringen lautstark Fasnet-Laune in den Saal. Die zwei Pausen füllen die Steinheimer „Holzköppe“ mit viel Schlagertakten. Sie spielen auch nach dem Programm. Keine Frage – Fastnacht ist mit den Babbschern im 21. Jahrhundert angekommen.