Informationen zum Rathausneubau bei Versammlung im Bürgerhaus Politik sieht sich unter Zeitdruck

Stellten sich den Fragen der Bürger (von rechts): Erster Stadtrat Michael Möser, Bürgermeister Manuel Friedrich, Stadtverordnetenvorsteher Anthony Giordano und Sebastian Strecker von der Firma Drees & Sommer. FOTO: M

Obertshausen – Die Fakten liegen auf dem Tisch, jetzt kann geplant werden. Das ist der Status Quo in Sachen „Aus 2 mach’ 1 – Kosten sparen und Leistungen verbessern durch ein neues Rathaus“. Mit diesen Aussichten begrüßte Stadtverordnetenvorsteher Anthony Giordano rund 30 Besucherinnen und Besucher zur Bürgerversammlung im Bürgerhaus, dazu 95 Interessierte, die online dabei waren.

Giordano hielt Rückblick. 1977 wurden Hausen und Obertshausen zusammengeführt, 2014 gab es nach mehreren Anläufen eine Kostenberechnung, 2016 beauftragten die Volksvertreter die Untersuchung der Wirtschaftlichkeit von Neubau und von Sanierung einer der Immobilien. Und wenn es nur noch ein Rathaus geben soll, wo kann es stehen?

Beide Häuser entstanden Anfang der 1970er Jahre, „ihr Lebenszyklus neigt sich dem Ende entgegen“, erläuterte Dietmar Zwipp von der Firma Drees & Sommer. 360-Grad-Analysen offenbarten operative Defizite: Aufzüge für Menschen mit Behinderungen fehlen, der in der Schubertstraße sei nicht für Rollstühle geeignet, Zutrittskontrolle, Alarmsicherung, Infrastruktur und Stromversorgung seien „kritisch“, ein zeitgemäßes Arbeiten nicht möglich. Durch die zwei Standorte müssen zudem zahlreiche Mitarbeiter pendeln, was enorme Summen verschlinge.

An einem Standort soll ein wirtschaftliches Gebäude entstehen, Interaktion zwischen Mitarbeitern und Bürgern sowie Digitalisierung. Zu den Anforderungen gehören ein flexibles Bürokonzept und ein gesundes Arbeitsumfeld, Barrierefreiheit, 69 Parkplätze und 34 Fahrradständer, dazu Duschen und Umkleiden. Als Sitzungssaal diene wie schon in Corona-Zeiten das Bürgerhaus.

Insgesamt müssen 112 Arbeitsplätze vorgesehen, Beziehungen geschaffen werden zwischen den öffentlichen Flächen von Bürgerbüro, Empfang mit den Räumen der Fachbereiche mit Poststelle, Teeküche, Sozialraum, Lager und Rathausleitung sowie Besprechungszimmern. Rund 4500 Quadratmeter werden benötigt.

Ein Anbau an ein bestehendes Rathaus verschlinge zusätzlichen Grund, mit Abriss und Neubau, vielleicht an einem anderen Standort, könnten alle Erwartungen erfüllt und Erlöse aus dem Verkauf der beiden jetzigen Areale erzielt werden.

Zur Auswahl stand der Kauf des Ymos-Verwaltungsgebäudes für 21,7 Millionen Euro. Die Räume seien jedoch nicht wirtschaftlich angeordnet, das Gebäude zu groß. „Die Standortfrage haben wir nicht berücksichtigt“, Sebastian Strecker ist jedoch bewusst, dass dieser Standort „mit vielen Emotionen belegt“ sei.

Vorschläge an Bad- und Friedenstraße, auf dem Gelände der Lederwarenfirma Picard, westlich oder östlich oder beiderseits der Waldkirche hätten teure Tiefgaragen erfordert. Allein aus finanziellen Erwägungen wäre eine Variante an der Schönbornstraße die günstigste, sie hätte jedoch eine Abstimmung mit der evangelischen Gemeinde erfordert.

Die Stadtverordneten fällten einen einstimmigen Beschluss für einen Neubau an der Schubertstraße. Er überzeuge mit den Kosten in Höhe von 21 Millionen Euro, der Betrieb könne während der Bauphase im Bestandsgebäude weiterlaufen. Eine kompakte Bauweise werde berücksichtigen, dass durch Homeoffice und Digitalisierung weniger Raumbedarf bestehe.

Zwischen Mitte November bis Februar laufen Beratungen, erst danach können Zeitpläne erstellt werden, verdeutlichte Bürgermeister Manuel Friedrich. Möser sieht die Politik unter Zeitdruck, weil die Gebäude immer wieder saniert werden müssen. „Das muss gemacht werden, weil’s um Menschen geht“

VON MICHAEL PROCHNOW