Sechster Obertshäuser Martinsmarkt: Feucht, aber erfolgreich Auch Regen schreckt die Besucher nicht ab

Das Wetter war unfreundlich, doch die Anbieter und Besucher beeindruckte das wenig. Foto: Prochnow

Obertshausen (m) – Nein, sie haben ihn nicht im Regen stehen lassen. Trotz der ungemütlichen, nasskalten Witterung bummelten viele Bewohner über den Martinsmarkt. Als gar der „Offizier“, der einst seinen Mantel mit einem Frierenden geteilt hat, Stutzweck an die Kinder verteilte, strömten Klein und Groß aus allen Himmelsrichtungen in Fress- und Fünfhäusergass’. Zwei Stunden ohne Niederschlag waren den Weinfreunden, den 46 Beschickern und der Besucherschar gegönnt.

„Bisher haben wir meistens im Regen aufgebaut“, erinnerte sich Discjockey Joe Becker an die ersten fünf Ausgaben, „aber der Markt selbst blieb trocken“. Diesmal hatte es sie also eiskalt erwischt, und dennoch sprechen Veranstalter wie Beteiligte von einem Erfolg: „Viele Standinhaber verkauften ähnlich viel Selbstgemachtes wie in den vergangenen Jahren“, ergab eine Umfrage von Weinfreunde-Chef Jürgen Krapp.

Sehr zufrieden war auch Marion Winter, die rot bemützte, schlanke Wichte und Sterne feilbot. Sie gewann den Eindruck, „manche Leute kaufen aus Mitleid“. Mit 46 Buden war es der größte Martinsmarkt. Durch seine günstige Lage im Terminkalender, noch vor allen Advents- und Weihnachtsmärkten, glänzt die Auswahl vor allem durch viel Kunstgewerbe. Die Kreativen reisen bis aus Frankfurt, Kronberg und Friedberg an und buhlten bereits um einen Standplatz im nächsten Jahr. Ihre Auswahl reichte von gestrickten Socken und Mützen über Ketten und Anstecker bis zu genähten Tannenbäumen und Kissen, geschnitzten Schalen und adventlichen Gestecken.

Kulinarische Leckereien

Mit viel Fantasie würzten auch die Anbieter von kulinarischen Leckereien ihre Speisekarten. Die Gastgeber hielten Glühwein in Variationen bereit, rot, weiß und mit Prosecco. Die Kickers trotzten der Feuchtigkeit mit hochprozentigen „Gude Nacht Nüsschen“ und hausgemachten Hessenburgern mit Kochkäse drin. Mit Bio-Zutaten hatten Naturfreunde und das Fachgeschäft Karotte gebacken. Die Tänzerinnen des TV Hausen mussten wegen der Nässe auf ihren Auftritt verzichten, wärmten Süßmäuler dafür mit heißen Getränken und süßem Gebäck.

Die Mädchen des Theresienheims ließen Popcorn knallen, die Bäckerei, der türkische Lebensmittelladen und die bengalischen Wirtsleute der „Schmiede“ stellten zahlreiche Köstlichkeiten aus ihren Heimatländern vor. Das gilt auch für Mitglieder der Flüchtlingshilfe, die mit der Koordinatorin des Malteser Hilfsdienstes Falafel, Linsensuppe und arabische Reisgerichte, Tee und Gebäck aus Afghanistan zubereitet hatten. Bratwurst von heimischen Wildschweinen servierte der „Nachtwächter“, Apfelpunsch die Hilfe für Hunde im kroatischen Varazdin, die Kinderfeuerwehr hatte Kürbisse zu Suppe und Marmelade verarbeitet, die Kolpingsfamilie ließ Kinderschokolade auf Crepes schmelzen. Melanie und Dennis De Meo aus Höchst im Odenwald hatten Fruchtaufstriche in hübschen Gläsern ausgestellt.

Freunde aus Frankreich

Fast die ganze Nacht hatten zwei Franzosen aus Ste. Geneviève des Bois mit dem Freundeskreis Zutaten für die Lothringer Küchelchen geschnippelt, Zwiebelsuppe und einen eigenen Glühwein für den Markt gekocht. Bürgermeister Roger Winter begrüßte die Delegation mit Philippe Grosset, dem Vorsitzenden des Rugbyclubs in der Partnerstadt. Er hatte mit den „Löwen“ von der TGS Hausen regelmäßige Treffen vereinbart, hieß es von der Bühne. Seine Partnerin, die Stadträtin Laurence Mazeau, war schon zum Europafest in Obertshausen: „Da hattet ihr besseres Wetter!“

Dafür sei der Erste Stadtrat zuständig, scherzte der Rathauschef. Auch Michael Möser lobte das Engagement der Weinfreunde als Bereicherung. Der Martinsmarkt sollte noch keine weihnachtliche Stimmung verbreiten, betonte Krapp. Dennoch gehörten auch edler Christbaumschmuck und die ersten Rotmützen zum Sortiment. 32 Hütten hatten sie sich erneut von der Stadt Heusenstamm geliehen, „die Kooperation funktioniert hervorragend“, schwärmte der Sprecher. Den Strom stellten ausnahmslos Anwohner zur Verfügung. So viel Teamwork ließ schon mal die feuchten Klamotten in Vergessenheit geraten.