Städtische Gärtner müssen Vegetation erhalten Die Retter der Jungbäume

Aus Bäumen wie hier am Friedhof am Rembrücker Weg schneiden Jens Tarnow und seine Kollegen Totholz raus, damit sie weniger Wasser benötigen.

Obertshausen – Palmen werden in Obertshausen so schnell vermutlich nicht gepflanzt. Auch wenn Jens Tarnow, stellvertretend als Vorarbeiter der städtischen Gärtner vom Bauhof aktiv, seine eigene Palme schon im Garten ausgepflanzt hat: „Die hält einiges aus, auch den Winter.“ Doch noch besteht kein Bedarf, auf tropische Pflanzen umzusteigen. Die Gärtner legen sich ins Zeug, die bestehenden Bestände an Pflanzen zu erhalten, junge Bäume zu retten und sich dabei an die Wassersparvorgaben der Stadt zu halten.

Mähen steht allerdings sehr weit unten auf der To-do-Liste. Das haben die Gärtner zuletzt im Frühjahr. Auch gegossen werden Rasenflächen nicht. Das sei schon in den vergangenen Jahren so gehandhabt worden, sagt Tarnow. „Der Rasen ist robust.“ Und das Unkraut wachse sowieso, „wo das das Wasser hernimmt, wissen wir auch nicht“.

Das Thema Wasser ist nach dem heißesten Sommer das vorherrschende. Im September hat es nun nach monatelanger Pause mal wieder auch an mehreren Tagen in Folge geregnet. Doch das reicht nicht für den trockenen Boden. „Es würden auch zwei Wochen Regen nicht reichen“, sagt Tarnow. Besonders Starkregenfälle bringen die Pflanzen kaum weiter. Der Regen perlt an dem trockenen Boden ab. Nur die Oberfläche wird nass. Es sollte besser häufiger und nicht so stark regnen. Auch Schnee würde helfen: „Möglichst lange weiße Weihnachten brauchen wir.“ Das würde für viele angeschlagene Bäume eine Möglichkeit bieten, sich von der Dürre zu erholen.

Um besonders junge Bäume zu retten, gießen die Gärtner sie regelmäßig – auch wenn sie Wasser sparen müssen. Ältere Bäume haben tiefere Wurzeln und brauchen kein zusätzliches Wasser. Doch die jungen müssen sich erst richtig verwurzeln. Wenn sich jetzt nicht um sie gekümmert wird, koste das nur Zeit und Geld, sagt der Gärtner. Am Friedhof am Rembrücker Weg wurden etwa zwei junge Platanen gepflanzt. Ein Baum kostet zwischen 300 und 400 Euro. Diese Investition der Stadt wäre verschwendet gewesen, wenn man die Bäume eingehen lässt.

Mit grünen Bewässerungssäcken, die je nach Bedarf ein bis zweimal pro Woche aufgefüllt werden und etwa 75 Liter fassen, wird dafür gesorgt, dass der Boden feucht bleibt. „Mit den Bewässerungssäcken haben wir eine praktikable Möglichkeit gefunden, um für die erforderliche Versorgung der Jungbäume zu sorgen“, sagt Erster Stadtrat Michael Möser. Auch ältere Obstbäume, die erst nach mehrjähriger Aufzucht Früchte tragen, sollen erhalten bleiben und werden deswegen gegossen.

Die Gärtner achten bei der Arbeit auf ihren Wasserverbrauch. Die Vorgaben der Stadt zum Wassersparen werden eingehalten. Beete werden nur noch einmal statt zweimal pro Woche gegossen. Sie sollen noch bis Oktober überstehen, bis die Gärtner die Sommerpflanzen sowieso entfernen. Ob nachgepflanzt wird, ist noch offen.

Wie die Pflanzenvielfalt im kommenden Jahr aussehen wird, ist ebenfalls unklar. Jens Tarnow und seine Kollegen warten ab. Es könnte ja sein, dass es nächstes Jahr unerwartet viel regnet. Doch die Gärtner denken auch über kommende heiße Sommer nach. Das könnte nicht nur Auswirkung auf die Beete haben. Auf einem Versuchsfeld in der Grünen Lunge ziehen die Gärtner vom Bauhof verschiedene Baumarten, um zu sehen, welche die veränderten Temperaturen am besten verkraften. Es sind Esskastanien, eine Hainbuchenart und zwei bis drei andere Arten – Palmen sind nicht dabei.

Von Theresa Ricke