Dieter Mank präsentierte die Blechtrommel auf hessisch Rheinhessische Mundart in Obertshausen

Rheinhessische Mundart zu verstehen muss geübt sein. Dieter Mank babbelte im Heimatmuseum über seine Kollegen Böll und Grass in feinster Mundart. Foto: m

Obertshausen (m) – „Da hat sich e Mädche in en Terrorist verliebt, e Nacht mit ihm verbracht.“ Die Springer-Presse habe über die Blum „immer neue Wahrheiten und Halbwahrheiten erfunden“, fasst Dieter Mank, 67, Heinrich Bölls „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ zusammen. Ein bisschen vereinfacht, konsequent in rheinhessischer Mundart, aber nie respektlos – so präsentierte der Obertshausener Schriftsteller im Heimatmuseum seine namhaften Kollegen Böll und Günter Grass.

Böll habe angefangen als Bildhauer, sich dann aber aufs Zeichnen und Schreiben konzentriert, skizzierte Mank die Biografie. Vor allem habe der Kölner „de’ Leut um die Ohr’n gehaun, was de Kriesch so anrichtet.“ So war das halt mit „dem Heinrich sei Korzgeschichte, die sin’ jetzt fuffzich Jahr her“. Auf Einladung des Heimat- und Geschichtsvereins babbelte der Autor über die hochdekorierten Talente wie über gute Freunde aus der Nachbarschaft.

Mank plauderte auch aus seiner eigenen Schulzeit und streifte Thomas Mann: „Damals war de’ Lehrplan e bissje nationalistisch geprägt, und wir ham uns net so richtig getraut, den Deutschlehrer zu fragen, was der Kerl mit de’ ewich lange Sätz’ gemeint hat“. Dann füllten Bölls „Ansichten eines Clowns“ die Deutschstunden.

„Der hat ordentlich gegen die Katholiken hergezogen“, interpretierte der Gast im Karl-Mayer-Haus. 1974 habe der Böll „die Blum“ geschrieben und auch am Drehbuch für den Film mitgearbeitet, eine „Geschichte, die wo net gut ausgeht“.

Der Grass war zehn Jahre jünger als der Böll, trotzdem musste „de’ Günter e bissi im Kriech mitmache’“. Er hatte sich freiwillig gemeldet, verletzte sich ausgerechnet am Führer-Geburtstag. Auch er habe als Bildhauer angefangen, das sei ihm zu anstrengend gewesen, also habe er sich ebenfalls aufs Schreiben verlegt, Gedichte und die „Blechtrommel“ verfasst.

Dieser Bestseller sei „e Art Autobiografie“ des Günter Grass. Der Hauptheld, Oskar, 1924 geboren, habe beschlossen, „e klaa Knoddelche zu bleibe’, dem kaaner bös sein kann, wenn er uff de’ Blechtrommel geklappert hat“. Davon hat er wohl mehrere gebraucht, um all die Menschen zu warnen. Das Buch habe „eingeschlagen wie eine Bombe, da hat er alles reingepackt, was als Schweinerei gegolten hat“.

So trug der Rezitator im Werkstattmuseum als Premiere den ersten Absatz der „Blechtrommel“ auf hessisch vor. Mank selbst habe in dieser Zeit nur Karl-May-Bände verschlungen, dann aber mit 14 in dem Grass-Werk geschmökert. „Mit 18 hab ich’s mir noch mal vorgenomme’ und war überrascht, das ist ja starker Tobak, da hat jeder hat sei’ Fett abgekrieht“. Zu Diskussionen des Bundestages habe der Autor oft Stellung bezogen. „De Günter hat sich eben neigemischt, wo’s nur geht, is’ aber nie nicht richtig in die Politik gegangen“.