Fastnachtssitzungen des Katholischen Kirchenchors Hausen Sänger zünden karnevalistisches Feuerwerk

Das Schlager-Trio Andrea Picard-Heinrich, Ute Sattler und Uta Suttner hat mit seinem schwungvollen Auftritt Stimmung in den Saal gebracht. Foto: pro

Obertshausen (pro) – So funktioniert Fastnacht: Und die Sänger müssen’s wissen, der Katholische Kirchenchor Hausen (KKCH) blickt schließlich auf rund 60 Jahren Erfahrungen aus der fünften Jahreszeit zurück. Fehlen mal Talente für die Bütt, greift das Netzwerk, in dem „Die 11 Babbscher“ die dicksten Fische sind. Aber auch Nummern aus anderen befreundeten Vereinen bereicherten die beiden Sitzungen am Wochenende um erfrischende Kreativität.

Aus den eigenen Reihen bewegten gleichsam neue Ideen das Publikum im Pfarrer-Schwahn-Haus. Präsident Matthias Pappert bereitete ein köstliches Vergnügen mit einem „Drama“ um Bauer und Maid, König und Edelmann, für das er Darsteller aus den Zuschauerreihen aufrief. Zirkusshow und Tanzformation vereinte die Gruppe Experiences von der TGM Seligenstadt. Den Auftakt aber bestritt die „Ortsausschellerin“ Monika Mayer. Sie klagte über eine streitsüchtige Nachbarin: „Wie lang soll das gehen, wie oft wird die Polizei bestellt?“ Ihr Protokoll lobte das musikalische Konzept, für das die Kita St. Josef ausgezeichnet wurde – vielleicht bringt das auch „Nachwuchs für die Fassenacht“. Respekt zollte sie zudem „Iron Man“ Pfarrer Christoph Schneider, der schwimme, Rad fahre, jogge und auch sonst viel Gas gebe.

Die Schellenfrau freute sich über die Hausener Olympionikin Sina Tkaltschewitsch. Mit dem rechten Zeigefinger mahnte sie Migranten, „wer hierher kommt, muss sich an unsere Gepflogenheiten halten“. Bei der Fußball-WM 2006 „war alles bestens organisiert“, es sei aber typisch deutsch, „das eigene Nest zu bespucken“. Die Sängerin fürchtete ein „Rosinen-Picken“ der Briten nach dem Brexit und die „Waffenfreiheit“ nach den Wahlen in Amerika, wo jetzt Rassen und Minderheiten unterdrückt werden.

Song von Drafi Deutscher

Andrea Picard-Heinrich, Ute Sattler und Uta Suttner haben das „Ungeheuer von Loch Ness gesehen“, das bei Stress einfach untertauche. Das Schlager-Trio brachte hernach mit „Shake Hands“ von Drafi Deutscher Schwung in den gut besuchten Saal. Solist Josef Mayer schwärmte von seiner Heimatstadt, „ich bin en Häuser Bub“, er liebe Äppelwoi und Fleischworscht. Ein Dutzend Gäste sei ebenfalls in Hausen geboren, das er zum stimmungsvollen Finale noch einmal hoch leben ließ.

Ansteckende Freude verbreiteten die „Blue Blizzards“ mit tollen Figuren selbst auf der kleinen Bühne. In die Welt der Casinos und Shows von Las Vegas entführten die „Häuser Gretchen“, ebenfalls aus dem Hause „Babbscher, mit rotem Haar und viel „Money“ in starken Hits. Die Damen ließen Beine und Scheine fliegen.

Martina Weih und Ingeborg Mohr aus Seligenstadt bedienten als Einkaufsfraa und als Fraa von Welt die zwei Seelen einer Frau: Schnäppchen hier und Schnäppchen da oder Gucci, Armani, Versace: Die eine schnorrt kostenlosen Kaffee im Holzfachmarkt, die andere braucht wenigstens eine Handtasche von „Picaaa“. Eine mimisch und sprachlich köstliche Unterhaltung.

Lederbaron Chris I. und Eva Lotta I.

Mit viel Charme gewannen Lederbaron Chris I. und Comtesse Eva Lotta I. ihr Volk. Die Häuser Kerbmusik nahm kein (Noten)-Blatt vor den Mund, erkannte zur neuen Koalition im Rathaus: „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich, die Pöstchen bleiben, der Rest schert uns nicht“, fasste Andrea Dech zu passenden Melodien der tierischen Truppe zusammen. Im „allseits ersehnten Beethovenpark“ fehle ein Klo. Und vom Badeteich werde man wohl noch in 100 Jahren träumen. Pikant sei, dass aus der „Pilgerstadt“ viele Obertshäuser nach Hausen zur Messe pilgern: „Appetit holt man sich woanders, wir sin’ fein raus mit unserem Schneider!“ Mit den Regenten Chris und Eva Lotta aus Bieber und Mühlheim sei das „wie bei echte’ Babbscher - alles nur Import!“.

Reinhold Debus als Bobbelsche

Dann stottert Altmeister Reinhold Debus als Bobbelsche in der Bütt: „So e klaa Kindsche’ wollt’ ich mal wieder sei’!“. Topaktuell traf Luther in der „Häuser Schänke“ allerlei „Handwerker“. Die originalgetreu gekleideten Frauen des Chors stimmten passende Volkslieder an. Oliver Murmann machte Geschäfte – auf der Klobrille, mit „Sicherheitsrolle“ auf dem Haupt und zweideutigen Details in feinster Vortragskunst. Auf das feucht-fröhliche Finale steuerten die „Piraten“ der „Babbscher“ mit kurzen Beinen, dicken Fässern und prallen „Damen“ zu, animierten auf diese Weisedie Besucher zum Tanzen. Bis zur letzten Minute verbreitete das auch technisch professionell geführte Programm eine prächtige Stimmung.