Paule weist Geschäfte und Firmengebäude als Hilfeinseln aus Schildkröte erobert nun Stadtteil Obertshausen

Geschäftsleute und Erzieherinnen waren der Einladung der städtischen Kinder- und Jugendförderung gefolgt, um den Start des Kinderschutzprojekts Schildkröte im Stadtteil Obertshausen zu unterstützen. Foto: hnj

Obertshausen (hnj) – Paule soll den Mädchen und Jungen helfen, wenn sie zur oder von der Kita oder Grundschule unterwegs sind und sich unsicher oder nicht wohl fühlen. Paule ist der Name der Schildkröte, die in Hausen seit rund 15 Jahren an vielen Schaufenstern der Geschäfte in Hausen zu finden ist, und seit vergangener Woche auch im Stadtteil Obertshausen Einzug gehalten hat.

Die Geschäfte, Büros oder Praxen signalisieren den Mädchen und Jungen mit dem Paule-Plakat, dass ihnen im Bedarfsfall geholfen wird. Es handelt sich um sogenannte Hilfeinseln, wo die Kinder in einem sicheren Umfeld warten können, bis ein Familienmitglied oder jemand von der Betreuungseinrichtung oder Schule sie abholt. Bürgermeister Roger Winter und der städtische Fachbereich Soziales hatten gemeinsam mit dem Inhaber Reinhard Kratz-Küchler in den Büchertreff an der Schulstraße eingeladen, um den Beginn des Projekts im Stadtteil Obertshausen zu realisieren.

Der Rathauschef gab einen kurzen Überblick über die bisherige Geschichte der Schildkröte. Das Kinderschutzprojekt hat seinen Ursprung in der Kita Rodaustraße. Damals haben die dortigen Erzieherinnen gemeinsam mit Eltern und Geschäftsleuten dieses Projekt etabliert und auf die Grundschulen in dem Stadtteil ausgeweitet. Die Initiative, Hilfeinseln im gesamten Stadtgebiet einzuführen, sei vom Stadtparlament ausgegangen. Vor zwei Jahren gab es den Antrag, in Obertshausen das Hilfeprojekt „Leon“ der Polizei einzuführen, doch schnell wurde klar, das die Ausweitung der Schildkröte auf den Stadtteil Obertshausen mehr Sinn ergebe.

Kinder- und Jugendförderung

Das Sachgebiet Jugendförderung beauftragte dann den damaligen Praktikanten Oliver Spahn mit der Aufgabe, ein Konzept für das Schildkrötenprojekt zu entwickeln und bei den Kindern eine Beziehung zu der Symbolfigur aufzubauen. Unter anderem fertigte der in Obertshausen lebende Illustrator Robert Schäffner ein Modell der Schildkröte an, die in ein Aquarium gesetzt wurde. Dieses Modell stand einige Tage in allen Kindergärten, und die Kinder erhielten den Auftrag, sich einen Namen für die Symbolfigur einfallen zu lassen.

Oliver Spahn, inzwischen bei der Stadt beschäftigt, berichtete bei der Einführung des Projekts, dass von den 550 Namensvorschlägen Paule am meisten genannt wurde, somit sei die Obertshausener Schildkröte ein männliches Wesen.

Schulung der Kinder und Erzieherinnen

Inzwischen haben die Kinder in den Betreuungseinrichtungen und in allen Grundschulen eine Schulung durchlaufen, sie wissen, dass sie sich an die Geschäfte mit dem Schildkrötenplakat wenden können, wenn sie sich bedroht, unsicher oder unwohl fühlen. Sie kennen außerdem ihre Kontakt-Telefonnummer, die sie in den Geschäften sagen und die dann sofort angerufen werden kann. In jeder Hilfeinsel ist ein Notfallset mit einem Puzzle, einem Bilderbuch und Bild zum Ausmalen. Damit können sich die Kinder beschäftigen, bis jemand kommt und sie nach Hause oder in die Kita oder Schule bringt.

Geschult wurden und werden auch Erzieherinnen aller städtischen und kirchlichen Kindertagesstätten sowie Lehrkräfte an den Grundschulen, berichtete der Fachbereichsleiter Michael Jentzsch. Eltern und Geschäftsinhaber – darunter auch Schuhmachermeister Andreas Jagic, der schon vor 15 Jahren beim Start des Schildkrötenprojekts in Hausen mitmachte und damals auch Kinder in dem entsprechenden Alter hatte – finden die Einrichtung der Hilfeinseln gut und machen mit. Bürgemeister Roger Winter freute sich über die gute Resonanz und meinte, das Vorgehen in Obertshausen sei vorbildlich.