„Für viele Bewohner ist es der erste Besuch seit vielen Tagen oder Wochen“, erläutert Sozialarbeiterin Svenja Laubenbacher die Reaktionen der Bewohner im Haus Jona. Sie begleitet die Sternsinger der katholischen Kirchengemeinden Herz Jesu und St. Thomas Morus durch alle Stationen. Vor den mit Sofas und Sesseln wie Wohnzimmer ausgestatteten offenen Räumen beziehen die 20 Kinder, Jugendlichen und die erwachsenen Gruppenleiter Aufstellung.
Sie lassen ein festliches „Gloria“ erklingen, ein Lied von den Weisen aus dem Morgenland und Strophen zur Melodie, die Aachen zur aktuellen Aktion herausgegeben hat. „Wir gehören zusammen“, steht auf dem Plakat mit den drei Mädchen in Schuluniform, „in Peru und weltweit“. Eine der Schülerin sitzt in einem Rollstuhl, „sie leidet an einer Muskelschwäche“, erklärt einer der jungen Sänger. Trotzdem ist sie in das Spiel der Freundinnen einbezogen. „Segen bringen, Segen sein“, wollen die Gäste in der Senioreneinrichtung, erfährt auch die Runde in der Cafeteria. Freitags hat sie geöffnet und zieht neben Bewohnern auch einige Angehörige an. Einer der Besucher mit gekröntem Haupt und einer mit Messdiener-Talar und -Rochett entzünden kleine Teelichter von der Flamme in der Laterne, dem Friedenslicht aus Betlehem, informiert ein Junge. Dann bringen sie die kleinen Kerzen zu den Leuten an den Tischen. Das Licht haben sie am dritten Advent im Mainzer Dom abgeholt. Bereits Anfang Dezember war die Obertshausener Gruppe beim Sternsingertag der Diözese in Groß-Gerau dabei. Am Festtag der Heiligen Drei Könige und der Erscheinung des Herrn sandte Pfarrer Norbert Hofmann die bunt Gewandeten aus. Ihr Weg führt die Segensbringer bis zum kommenden Wochenende zu mehreren hundert Wohnungen, über deren Türen sie das „C-M-B“ für „Christus mansionem benedicat“, „Christus segne dieses Haus“, mit Kreide schrieben oder per Aufkleber anbrachten. Auch in Kindergärten und Läden, ins Kreishaus nach Dietzenbach und ins Rathaus Beethovenstraße brachten sie die gute Botschaft von der Geburt des Gottessohnes, zu befreundeten Ordensschwestern im Taunus und zu Menschen mit Behinderungen im Wohnverbund. Dabei macht die Ferienkultur den Organisatoren zu schaffen – immer mehr Kinder fahren mit ihren Eltern länger in Urlaub.
Eine besondere Überraschung gelang ihnen am vergangenen Sonntag, als sie den Hausener Kollegen in St. Pius zum 40-jährigen Bestehen der Tradition gratulierten. „Bei den jungen Leuten klappt die Gemeinsamkeit manchmal besser als bei den Erwachsenen“, dankte Pfarrer Christoph Schneider für den Besuch. Nach den letzten Hausbesuchen am Samstag feiern die Obertshausener um 17 Uhr ein Dankamt in der Herz-Jesu-Kirche.
Träger der Aktion Dreikönigssingen sind das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ in Aachen und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Seit dem Start 1959 hat sich der Brauch zur weltweit größten Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder entwickelt. Mehr als eine Milliarde Euro holten die Teilnehmer seither aus den Spendendosen. Damit wurden mehr als 73.000 Projekte und Hilfsprogramme für Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa unterstützt. Bei der 60. Aktion zum Jahresbeginn 2018 hatten Mädchen und Jungen aus 10.148 Pfarrgemeinden, Schulen und Kindergärten fast 49 Millionen Euro gesammelt. Mit den Mitteln fördert das Dreikönigssingen weltweit Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Pastoral, Ernährung, soziale Integration und Nothilfe. Die beiden Sternsingergruppen in der „Kleinstadt mit Herz“ trugen in den vergangenen Jahren jeweils rund 10.000 Euro dazu bei.