„Pilgern ist ökumenisch“, erläutert Pfarrer Hofmann und führt den Frankfurter Pilgerweg durch die Mainmetropole an. „Mir schwebt ein Weg durch Obertshausen vor, von Herz Jesu über die Kapelle und den Alten Friedhof bis zur Pilgerkirche an der Berliner Straße.“
Dankbar berichtet der Seelsorger vom verstorbenen Gemeindemitglied Willi Höf, der die Fundamente für die Heiligenfigur erstellt habe und Johannes Paul mit einem Hubwagen vom Pfarrhaus an seinen neuen Platz gehievt habe. Die Statue entstand aus Lindenholz in einer Werkstatt im Rödnertal und war allein durch Spenden innerhalb eines Vierteljahres finanziert. Sechs Wochen später wurde das größte Caravaca-Kreuz außerhalb der südostspanischen Kommune auf dem Kirchplatz geweiht.
Da schloss sich ein Kreis, denn es war Johannes Paul II., der Caravaca de la Cruz zur Heiligen Stadt erhoben hat. „Regelmäßig kommen Gläubige zum Beten und Meditieren nach St. Thomas“, freut sich der Pfarrer über Gläubige aus Polen, Busgruppen aus Köln, der Pfalz, aus Franken und dem Westerwald. Der Verehrte selbst war ein Pilgernder, bereiste mehr als 100 Länder.
„Hunderte Obertshausener haben den Heiligen in Rom erlebt“, zählt Hofmann die Ministranten-Wallfahrt 1985 und Pilgerreisen des Kirchenchors auf, den mehrmals Bürgermeister und Kommunalpolitiker sowie die Gruppe Musici di Roma begleiteten. Sie spielte ein halbes Jahr vor dem Tod des Papstes vor und nach einer Audienz auf dem Petersplatz. Ein Foto erinnert an die persönliche Begegnung mit Johannes Paul.
In jedem Hochgebet erwähnt Pfarrer Hofmann den Pontifex neben St. Benignus, dem Patron der Gemeinde des befreundeten Pater Joseph von Owerri in Nigeria. „Er hat die Menschen durch seine Geradlinigkeit bewegt, auch wenn seine Botschaft manchmal unbequem war“, schildert der Obertshausener Geistliche.
Beim Weltjugendtag – fast immer mit Obertshausener Beteiligung – habe der Papst Begeisterung ausgestrahlt. 2016 fand der Weltjugendtag in Krakau statt, wo Wojtyla als Erzbischof und Kardinal wirkte.
„Johannes Paul hat alle akzeptiert, Diktatoren ins Gewissen geredet und Fidel Castro das Versprechen abgerungen, drei neue Kirchen auf Kuba bauen zu lassen“, schwärmt der Pfarrer aus Obertshausen.
VON MICHAEL PROCHNOW