Oase ist wieder offen und sucht Verstärkung fürs Team Auch sozialer Knotenpunkt

Einkaufen für einen symbolischen Euro: Die Oase im Pfarrsaal Herz-Jesu in der Kirchstraße 2 in Obertshausen ist wieder geöffnet. Fotos: jmG

Obertshausen – Lange musste die Oase Obertshausen pandemiebedingt geschlossen bleiben. Doch seit Monatsbeginn können Kunden wieder mittwochs zwischen 16 und 17 Uhr für einen symbolischen Euro im Pfarrsaal der Gemeinde Herz-Jesu in der Kirchstraße 2 einkaufen gehen. „Wichtig ist, dass jeder einen Euro für den Einkauf zahlt, nicht für die Tüte“, stellt Sigurd Wißmann klar. Der Mitte-70-Jährige engagiert sich bereits seit 14 Jahren bei der Oase und kennt daher die Abläufe und Herausforderungen. „Dieser eine Euro ist für die Kunden sehr wichtig“, erläutert Wißmann. „Damit bekommen die Menschen das Gefühl, dass sie einkaufen und nicht betteln gehen.“

Seit der Wiedereröffnung besuchen im Schnitt rund 50 Kunden jeden Mittwoch die Oase. Vor Corona waren es zwischen 75 und 80 Kunden. Sigurd Wißmann führt dies darauf zurück, dass noch nicht jeder von der Wiedereröffnung erfahren habe, und hofft, dass sich das bald ändern werde. Vor allem, da die Anzahl der Kunden nichts über die Anzahl der Menschen aussage, die tatsächlich von der Oase profitieren. „Teilweise versorgt ein Kunde bis zu acht Personen“, klärt der Rentner auf.

Doch für die Menschen stelle die Oase, die von den Pfarrgemeinden Herz Jesu und St. Thomas Morus unterstützt wird, nicht nur eine Hilfe zur Bewältigung ihres Lebens dar, sondern sei auch als sozialer Knotenpunkt von Relevanz.

Mehr auf Seite 2
So kommen zahlreiche Menschen bewusst früher, damit sie sich miteinander unterhalten können: „Gerade die Alleinstehenden suchen Kontakt und das Gespräch.“ Auch mit dem Organisationsteam. „Man hat dann auch ein paar Hintergründe erfahren“, sagt Wißmann. Aber wegen des Infektionsrisikos habe man die Kontakte weitestgehend zurückgefahren. Die Lebensmittel, die bei der Oase ausgegeben werden, kommen teilweise von Supermärkten und Bauern aus Heusenstamm und Obertshausen. „Das sind zum Teil ganz tolle, frische Produkte, die nur nicht dem entsprechen, was der europäische Normkodex verlangt – sie sind also teilweise zu groß oder zu krumm“, erläutert Wißmann.

Die Geldspenden, von denen die Oase größtenteils getragen wird, fließen eins-zu-eins in Lebensmittel. Davon werden etwa Nudeln, Milch oder frisches Obst gekauft.

Die Einnahmen, die die Oase generiert, investieren die Helfer in Arbeitsmaterialien. „Man kann sich aber ja vorstellen, dass das nicht kostendeckend ist“, sagt Wißmann. Den Rest schießen die Organisatoren der Oase selbstständig hinzu. Auch die Helfer, die dienstagabends die Produkte von den Supermärkten holen nutzen ihre eigenen PKW. Doch das macht den Helfern nichts aus. „Die Dankbarkeit der Kunden strahlt einfach zurück“, sagt Wißmann. „Vor Corona waren auch manchmal Kinder da – das war ein belebendes Gefühl, wenn sie mit strahlenden Augen hier rausgegangen sind.“

Trotzdem brauche die Oase Nachwuchs. Die meisten Helfer im Organisationsteam seien über 70 Jahre alt und könnten daher nicht ewig weitermachen. „Daher würden wir uns freuen, wenn wir junge Menschen finden, die das weiterführen.“

VON JAN MAX GEPPERTH