Ausstellung dokumentiert 40 Jahre Kreis Freundlicher Fachgeschäfte Den Strom an der Laterne abgezapft

„Erinnerst du dich noch?“ dürfte wohl die am häufigsten gestellte Frage beim Streifzug durch 40 Jahre KFF-Geschichte sein, die Ausstellung ist an jedem zweiten und vierten Sonntag im Monat im Karl-Mayer-Haus zu sehen. Foto: pro

Obertshausen (pro) – Eigentlich gab es schon einen Gewerbeverein, berichtete Bernd Roth, Mitgründer und langjähriger Vorsitzender des Kreises freundlicher Fachgeschäfte, kurz KFF. Doch, die Babbscher und Handelsvertreter „schwätzten und wir wollten was machen“: gemeinsame Werbung und Flagge zeigen gegen die Märkte auf der grünen Wiese, verdeutlichte der Ex-Bürgermeister bei der Eröffnung der Ausstellung zum 40-jährigen Bestehen der Vereinigung im Karl-Mayer-Haus.

Roth erinnert sich noch gut daran, als der damalige Rathauschef Kurt Müller den Depot-Markt eröffnete: „Endlich können die Bürger ordentlich einkaufen“, sagte er – was die Einzehändler auf die Barrikaden brachte. Sie hatten sich zu ersten Gesprächen bereits im Herbst 1975 im damaligen Hotel Anthes, heute Abant, getroffen. Im März 1976 traten dann 21 Händler und Dienstleister an die Öffentlichkeit: „Es war aus dem Stand heraus phänomenal“, beschrieb der Redner und nannte die Ostereier-Aktion.

10.000 hartgekochte Hühnereier wurden mit einem „Tamponstempel“ des Kreises versehen. Es folgten Modenschauen in der Waldbad-Gaststätte („Die Plakate waren teurer als der Erlös aus dem Eintritt“) mit dem heutigen Bundestagsabgeordneten Peter Wichtel als Dressman. Der habe auf dem Heimweg aus Versehen die vorgeführten Schuhe angelassen.

Nur wenige Fotos im Museum erinnern an die erste Gewerbeausstellung in der alten TGO-Turnhalle in der heutigen Vogelsbergstraße. Es gab eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Heimatboten in Person des ,hhh‘, des Fotografen Hans H. Heng. Verleger Adolf E. von Tschirschnitz war in Roths Modehaus nur als „Herr von Türschlitz“ bekannt. Die Hausener Kollegen organisierten 1977 noch einen eigenen Markt, „es sah aus, als lief’s auseinander“. 1978 aber schlossen sich viele Ladeninhaber in Hausen an und waren „mit einem Schlag mehr Mitglieder als die Obertshäuser“. Unvergessen sei auch das Spiel „Holt euch die goldene Weihnachtsgans“, als die Metzger 200 gefrorene Vögel lagerten – manche wurden erst Ostern abgeholt!

Am Nikolaustag zogen zwei Ponys den heiligen Mann in einer Kutsche durch den Ort. Er steuerte alle Geschäfte an und verteilte Mandarinen mit KFF-Aufkleber. Die Bartträger(innen) bekamen dafür wärmende Getränke, „so dass bei der Abschlussveranstaltungen keiner mehr der deutschen Sprache mächtig war“, plauderte Roth aus. Beim ersten Weihnachtsmarkt vor der Volksbank Obertshausen zapften sie noch Strom aus den Straßenlaterne. Immer wieder flog die Sicherung raus und alle standen im Dunklen, weil ein Stand wieder ein Heizgebläse angeschlossen hatte.

Roth dankte Melitta Matthes vom Heimat- und Geschichtsverein sowie Hans H. Heng für die „lange fruchtbare Zusammenarbeit im Vorstand“. Der Fotograf hat aus seinem Foto-Fundus viele Erinnerungen zur Ausstellung beigesteuert.

„Wie geht es weiter? Wird es den Kreis in Zukunft noch geben?“, fragte Roth.

Er empfahl eine „Bündelung aller Kräfte“, eine Erweiterung auf die Gastronomie, Kooperation mit dem Vereinsring und der Stadt: „Es wird immer schwieriger für einzelne Gruppierungen, es gibt viel zu tun“. Die Rolle der Fachgeschäfte sei wichtig, um die Stadt liebens- und lebenswert zu erhalten.

Die Ausstellung ist an jedem zweiten und vierten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr im Heimatmuseum in der Karl-Mayer-Straße zu bewundern.