20 Teilnehmer aus Politik und Fachbehörden gehen auf Radtour des Kreises Offenbach Auf Tour zu den Problemstellen

Gemeinsam mit den Verkehrsexperten Professor Jürgen Follmann von der Hochschule Darmstadt führte die Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger die Tour an. Mit dabei waren neben Vertretern von Hessen Mobil unter anderem auch Obertshausens Bürgermeister Roger Winter. Foto: Prochnow

Obertshausen (m) – Jede zehnte Autofahrt ist kürzer als ein Kilometer, jede dritte kürzer als drei. Diese Distanzen könnten locker mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, sagte Professor Jürgen Follmann, der mit seinem E-Bike aus Rodgau zum Start der Radtour des Kreises Offenbach am Hausener Rathaus fuhr. Per Drahtesel gelange man näher an die lokalen Problemstellen, sagte Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger, die sich wie die meisten der etwa 20 Teilnehmer aus Politik und Fachbehörden auf ein Pedilac eines Verleihs schwang.

Follmann sprach von neuen Rad-Schnellwegen, die vier Meter breit seien und über die 4.000 Fahrer am Tag rollen. Von Darmstadt nach Frankfurt werde jetzt eine solche Verbindung gebaut. Ein Hindernis seien die langen Planungsfristen im Land, erklärte Follmann, und dieser Fakt sollte die Radler begleiten. So auf die Brücke an der Tannenmühle. Dort sollten mit – unkompliziert zu verwirklichenden – Fahrbahn-Markierungen die Autos auf die linke Spur gelenkt werden.

Derzeit stauen sich die Fahrzeuge, die aus Richtung Rodgau kommen und in den Kreisverkehr einbiegen wollen, bis an die Anschlussstelle Obertshausen auf der A3.

Per Navigation werden sie auf die Umgehungsstraße geführt, wo die Wagen dann vor dem Einbiegen in die Badstraße stehen – und auch Geradeaus-Fahrer nicht weiterkommen. Für Radler sei die Situation nördlich und südlich der B448 ebenfalls unbefriedigend: Von der Tannenmühle zum Erlebnisbad fahrend mussten sie sechs Grünphasen abwarten, die zudem nicht aufeinander abgestimmt seien, klagten Mitfahrer.

Die beteiligten Vertreter der zuständigen Behörde Hessen Mobil äußerten sich dazu nicht. „In den Niederlanden ist das anders, da hat das Fahrrad Vorfahrt, Ampeln für die Radfahrer schalten bei der Annäherung auf Grün.“ Obendrein sei das Parken für Autos in fast allen Städten teuer, 1,70 Euro pro Stunde.

Eine ähnliche Regelung könnte sich der Verkehrsexperte für das Areal am Schulzentrum vorstellen. Die Verbindung zur S-Bahn sollte als Hauptachse ersichtlich sein, riet er, die Drängelgitter müssten weg, Georg-Kerschensteiner-Straße und Im Hasenwinkel könnten zeitweise komplett gesperrt, die Schüler fürs Rad- oder Busfahren gewonnen werden. Claudia Jäger unterstützte den Vorschlag, empfahl Bürgermeister Roger Winter und den Vertretern der Stadt, „Neuerungen tapfer durchzustehen – nur wenige meckern.“

Als besonders ungünstig sah der Planer, dass die Gesamtschule ihre zweite Einfahrt aufgrund fehlenden Aufsichtspersonals nicht öffnen könne. Demnächst sollen aber weitere Abstellmöglichkeiten für Stahlrösser installiert werden, wusste der Rathauschef. Die Runde wiederholte auch die Kritik an den „Elterntaxis.“

Um den Umstieg attraktiver zu gestalten, plädierte Follmann in Höhe des Bauhofs für einen Schnellweg nach Offenbach. Der Umbau der Leipziger Straße war sein erster Auftrag, wichtig seien ihm bis heute, dass der Mittelstreifen verschwunden sei und so die Geschwindigkeit reduziere und die Fahrradstreifen. Die S-Bahn, informierte der fachkundige Begleiter, transportiere 100 Prozent mehr Fahrgäste als prognostiziert, für Zweiräder lohne sich bereits ein Parkhaus. Winter freute sich über das Café, dank der Poller können Autos nun nicht mehr bis vor den Eingang fahren.

Als sehr unangenehm bewertete die Gruppe später das Radeln durch die Heusenstammer Straße, überzeugende Verbesserungsvorschläge wurden aber nicht genannt.

Ähnlich sehe es am Knotenpunkt rund um den Neuen Friedhof aus. „Man kann nicht alles regeln“, sagte Follmann, „und diese Kreuzung wird nie ohne Staus zu den Spitzenzeiten auskommen“. Auch in Heusenstamm sah sich der Kreis noch einige markante Verkehrssituationen an.