Über 250 Karateka besuchen das Karate-Dojo in Obertshausen Trainingstipps vom Großmeister

Der Großmeister Hideo Ochi lehrt den rund 250 angereisten Karateka aus ganz Deutschland, was es bedeutet, Karate auszuüben. Die Kampftechnik dient der Selbstverteidigung und bedarf großer körperlicher Beherrschung. Foto: m

Obertshausen (m) – Es ist schon ein ergreifendes Bild, wenn fast 100 Aktive im gleichen weißen Dress in akkuraten Reihen die gesamte Sporthalle Rodaustraße füllen. Allein die Farbe des Gurts unterscheidet sie, Körpergröße und Generation. Hideo Ochi, der ranghöchste Leiter, „Chief Instructor“ der Japan Karate Association (JKA), eint sie alle zu einer großen Gemeinschaft. Die leisen Anweisungen des Mannes mit Glatze und langem Bart an einzelne Teilnehmer sind bis in die letzte Ecke zu vernehmen. Weil konzentrierte Stille herrscht.

Der Karate Dojo Obertshausen lädt den Großmeister stets zu Jahresbeginn ein. Für die Trainingstipps aus erster Hand reisen Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus einem großen Umkreis an. Die rund 250 Karateka aller Generationen kamen bis aus Köln, Saarbrücken, Stuttgart und Magdeburg, Fulda, Gießen und Wetzlar nach Hausen. Dass selbst Schüler den hohen Gast mit so großem Respekt und Aufmerksamkeit begegneten, sei auf die Karate-Säule der Disziplin zurückzuführen, erläutert Dojo-Vorsitzender Thomas Flohrer.

Von der ersten Stunde werde die Bedeutung von gegenseitiger Achtung und Würde, Höflichkeit und Verbindlichkeit vermittelt. Anfänger legen zuerst den neunten Kyu ab – „da gibt’s den weißen Gürtel eigentlich nur, damit die Hose nicht rutscht“, kommentiert der Sprecher lächelnd. Bis zum ersten Kyu kennzeichnen erfolgreiche Absolventen den gelben, den grünen, zwei violette und den braunen Gurt. Erst dann können sehr motivierte Aktive den ersten bis vierten Dan ablegen. Der fünfte und sechste macht seinen Träger zum Meister – wie Flohrer und seinen Stellvertreter Horst Wittig.

„Sie müssen neben den sportlichen Übungen die 27 Katas verstehen“, das sind streng definierte Abläufe von Kampfübungen, zumeist gegen imaginäre Gegner, wobei es Pflicht und Kür gibt. Flohrer nennt noch Kihon – die Grundschule der „leeren Hand“, wie Karate übersetzt heißt, und Kumite, das gemeinsame Trainieren. Dabei werden Angriffe angekündigt und bestätigt, jedes Vorgehen verlangt eine ganz konkrete Abwehr. Attacken auf den Kopf heißen Shodan, solche auf den Körper zwischen Hals und Gürtel Chudan und die darunter werden Gedan genannt.

„Du bewegst dich langsam, aber permanent und viel aus der Hüfte“, unterrichtet Flohrer. Mit der korrekten Atmung pendelt sich der Puls auf 135 bis 140 ein. Dann gibt der Kämpfer mit dem „Peitscheneffekt“ einen Schlag gegen den Unterkiefer ab oder quetscht flink Nervenstränge im Oberschenkel ein. „Du greifst schlagartig an, wie eine Schlange“, vergleicht der Vorsitzende. Dabei könne man Hausschlüssel, Mobiltelefon oder Kreditkarte wie Waffen einsetzen. Geprobt wird das mit Pratzen, Schaumstoff gefüllten Kissen, und anderen Hilfsgeräten.

Grundsätzlich gehe es bei Karate um Verteidigungstechniken. Dem Nachwuchs vermittle die Sportart wichtige Tugenden im menschlichen Zusammenleben und stärken das Selbstwertgefühl, Senioren halten sich altersgerecht in Bewegung, verhindern so Schmerzen in den Gelenken und gewinnen neue Lebensfreude, unterstreicht Flohrer, warum Karate alle Generationen bedient.

Informationen zum Karate Dojo Obertshausen:

Der Karate Dojo Obertshausen hat 140 Mitglieder aller Generationen. Trainiert wird montags ab 18 Uhr in der Turnhalle der Friedrich-Fröbel-Schule (Kinder, Unterstufe) und 19.30 (Oberstufe, Kata), dienstags ab 18.30 Uhr in der Sporthalle Rodaustraße (Kyushu), mittwochs ab 18.45 Uhr in der Mehrzweckhalle (Kinder und Kumite), ab 19.45 Uhr (Erwachsene), donnerstags ab 18.30 in der Mehrzweckhalle (Karate– Selbstverteidigung), freitags ab 18 in der Mehrzweckhalle (alle Gruppen). Internet: www.karate-dojo-obertshausen.de.