Vereinsring führt Hausener Kerb zurück zu den Wurzeln Umzug, Gottesdienst, Tanz und buntes Treiben

Zwei Tage wachte der Kerbborsch über das Treiben rund um die Kirche St. Pius, am Sonntagabend zelebrierte dann Peter Kleinschmidt den Abschluss der Hausener Kerb. Foto: Prochnow

Obertshausen (m) – Neue Fahnen, ein rot-weißer Schal und ein kräftiger Strahl aus dem Fass: Die alte Tradition im neuen Gewand steht der Kerb gut. Schon vor dem Krieg haben die Hausener Kirchweih gefeiert, zuerst auf dem Marktplatz, später am Bürgerhaus und dann bei der Turngesellschaft. Der Vereinsring hat sie nun zurück zu den Wurzeln geführt und eröffnet sie mit einem Gottesdienst in St. Pius.

„Hausen lebt!“. Pfarrer Christoph Schneider zieht mit Messdienern, Blasmusik, Vereinsvertretern und dem Kerbborsch ins gut besuchte Gotteshaus ein. Dort bestärkt er die Ehrenamtlichen mit viel Respekt und Anerkennung und schließt sie in die Gebete ein. Seine gewohnt heitere, volksnahe Art kommt an: Den Eintracht-Fanschal aus dem vergangenen Jahr, als er vom praktizierenden Christen und Frankfurter Fußballlehrer Kovac schwärmte, hatte er gegen eine Version der Offenbacher Kickers eingetauscht, die er selbst trägt und dann dem Borsch um den Hals wirft.

Kritische Betrachtungen

„Den Kickers geht’s nicht gut“, weiß er und erinnert an das Retter-Spiel, zu dem Bayern München auf den Bieberer Berg gekommen war. „Da ging’s nicht ums Gewinnen, sondern um die Sache, um Solidarität, soziales Engagement“, betont der Seelsorger. Im Alltag gehe es jedoch immer mehr ums Ich, Berufstätige seien immer mehr gefordert, der Mensch werde zur Maschine, müsse funktionieren. „Das spüren auch Vereine und die Kirche, die Mitgliederzahlen gehen zurück, keiner will mehr Aufgaben übernehmen“, kritisiert er die Entwicklung.

„Wenn du gewinnen willst, musst du das Leben einsetzen, Taten hinterlassen, Spuren auf den Herzen der Menschen.“ Jesus sei den Verbrechertod gestorben, „am Kreuz verreckt – für uns“, predigt der Pfarrer und ruft auf, den Blick von sich weg auf andere zu richten. „Jesus und die Fußballer haben Grundwerte vorgelebt“, Vereine seien der „Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält, bewahren vor Egoismus, Gleichgültigkeit und Totalitärismus“. Der Kirchenchor gestaltet die Feier mit Werken von Beethoven, Castoldi und Michels mit. Draußen auf der Bühne dankt Bürgermeister Roger Winter dem Vereinsring-Vorsitzenden Luis Galvez, den Helfern und Mitwirkenden. Sein Bieranstich löst einen Pils-Tsunami aus, Gäste in der ersten Reihe werden mit Gerstensaft geduscht!

Stände der Vereine

Besser läuft’s an den Ständen von TGS Hausen, Event-Kultur-Club „Just4Fun“, Sängerlust Hausen, ZVB Obertshausen, Kolpingsfamilie und Katholischer Kirchenchor Hausen. Sie haben Gyros, Fischbrötchen, Steak, Hackbraten, Crêpes, Mini-Quiche und Paprikawurst im Angebot, schenken Biere, Weine, Kaffee und Tee aus, verkaufen Cocktails, Bowle, Sangria und „Kerb-Schlüpfer“.

Der spanische Elternverein teilt seinen Stand mit den Tausendfüßlern, die Südländer verkaufen am Samstag ihre Spezialitäten, der Familienverein eröffnet am Sonntag Kuchenbüfett und Kindertisch. Viel Schwung bringt am Abend die Band Roxanne, bald tanzen Groß und Klein vor der Bühne. Am Sonntag spielt erneut das Blasorchester auf. Am Nachmittag musiziert die Karl-Mayer-Big-Band, dann unterhalten das Duo Caro und Tanzgruppen, die „Alegrias del Sur“ vom Elternverein mit spanischen Rhythmen und Schüler des Kulturvereins Megas Alexandros mit Schritten aus Griechenland.