Gottesdienst zum 150-jährigen Bestehen und Fahrzeugsegnung Den Unfall vergisst keiner der Feuerwehr

Segnen mache Spaß, sagt Pfarrer Norbert Hofmann und bespritzt nicht nur das neue Logistikfahrzeug, sondern auch die Feuerwehrleute mit Weihwasser. Foto: Mangold

Obertshausen (man). – Am vergangenen Samstag zelebrierte Pfarrer Norbert Hofmann in der Herz- Jesu-Kirche in Gegenwart lokalpolitischer Prominenz eine Vorabendmesse mit anschließender Segnung neuer Feuerwehrfahrzeuge. Der Hintergrund: Vor knapp zwei Jahren wurde ein Wagen der Freiwilligen Feuerwehr bei einem Unfall auf der Autobahn zerstört.

Es waren wenige Meter, die es ausmachten, dass einer wie Thorsten Manus erzählen kann, was er am 1. August 2015 morgens gegen vier auf der A3 erlebte. Manus, stellvertretender Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr in Obertshausen, bekam die Nachricht von einem Unfall auf der Autobahn. Dramatisches war nicht passiert. Drei Insassen kamen aus ihrem Auto nicht mehr raus. „Verletzt war niemand, panisch reagierte auch keiner“, erinnert sich der 46-Jährige, der vom damals stellvertretenden Stadtbandinspektor Frank Hanf die Lage erklärt bekam. Dann sah Manus eine Wand auf sich zurasen. Frank Hanf sprang zur Seite in den Wald direkt in einen Ast und holte sich eine Fleischwunde. Manus rannte nach vorne. Der Lkw stoppte, bevor er ihn eingeholt hatte. Ein junger Helfer war unter einen Rettungswagen geraten und brach sich das Becken. Erst vor kurzem konnte der Mann den Rollstuhl verlassen.

"Wir haben funktioniert"

„Körperlich ist mir nichts passiert“, blickt Manus zurück. Bei dem Geschehen verletzten sich elf Menschen. Wundersamer Weise starb niemand. An die Details direkt nach Aufprall könne er sich nicht erinnern: „Ich weiß nur, wir haben funktioniert.“ Innere Bilder der Rettungsmaßnahmen fehlten. Seine Wahrnehmung bei Einsätzen habe sich verschärft, „einen Routineeinsatz, den gibt es für mich nicht mehr“.

Pfarrer Norbert Hofmann predigt von Florian von Lorch, „wir haben ja für jedes Fach seinen Heiligen“. Sankt Florian war als römischer Offizier für die Feuerbekämpfung zuständig, nahm das Christentum an und starb als Märtyrer. Der Heilige gilt als Schutzpatron der Feuerwehrmänner. Hofmann spricht über das nach ihm benannte Prinzip: „Heiliger Sankt Florian, verschon’ mein Haus, zünd’ and’re an!“ Die meisten interessiere nur noch, wie es ihnen selbst oder der eigenen Familie gehe. Im Gegensatz dazu stünden die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, denen die Not anderer nicht egal sei, „die kommen und helfen“.

Peter Wichtel überreicht Scheck

Bürgermeister Roger Winter sagt in seinem Grußwort, „bei der Feuerwehr zu sein, ist was anders als etwa im Fußballclub“. Die Frauen und Männer seien etwa bereit, private Feiern zu unterbrechen, um anderen zu helfen. Der Unfall auf der A3 sei für ihn das bisher schlimmste Ereignis seiner Amtszeit gewesen. Stadtverordnetenvorsteherin Julia Koerlin gelobte ob des Hochhausbrands in London mit Dutzenden von Toten, „nie mehr etwas wegen Verzögerungen und Investitionskosten durch Brandschutz zu sagen“. Der Bundestagsabgeordnete Peter Wichtel brachte dem Feuerwehr-Fördervereinsvorsitzenden Stephan Bechstein einen Scheck mit. Wehrführer Leith Aissa hob die Kameradschaft in der Feuerwehr hervor, und Markus Widczisk erinnerte ebenfalls an den Unfall. Draußen segnete dann Pfarrer Hofmann mit Weihwasser die Feuerwehrleute und das neue Logistikfahrzeug, den Ersatz für das damals zerstörte Gefährt.