VdK-Fachtagung im Bürgerhaus Hausen „Viele Arbeitgeber denken nicht an uns“

Rund 150 Teilnehmer diskutierten bei der Fachtagung mit Vertretern der Agentur für Arbeit und anderer Sozialverbände. Foto: m

Obertshausen (m) – Wie kann man Menschen mit Behinderungen in Brot und Arbeit bringen? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Fachtagung des VdK Hessen-Thüringen für Vertreter schwerbehinderter Arbeitnehmer in Südhessen. 150 Teilnehmer diskutierten am Dienstag vergangener Woche im Bürgerhaus mit Fachleuten der Agentur für Arbeit und anderer Sozialverbände.

Sie seien auch wichtig für ein gutes Betriebsklima, betonte der Kreisbeigeordnete Carsten Müller. Allerdings müsse sich auch die Politik bewegen, gegen hohe Mieten den sozialen Wohnungsbau fördern. Bürgermeister Roger Winter informierte, dass die Stadt Obertshausen die gesetzliche Quote gut erfülle und mehr Arbeitskräfte mit Behinderungen beschäftige als gefordert.

„Einstellung zählt“ sagte Doris Lotze-Wessel, Regionalmanagerin im Integrationsamt beim Landeswohlfahrtsverband, und tauschte sich mit der Teamleiterin Rehabilitation, Dana Kempe, und Beraterin Melanie Stock von der Agentur für Arbeit (AA) aus. In ihrem Bezirk Offenbach Stadt und Land wurden aktuell 14 400 Arbeitslose registriert, was einem Anteil von 5,4 Prozent entspricht. Dem gegenüber stünden knapp 3000 offene Stellen. Zugleich sei ein Mangel an Fachkräften spürbar, vor allem in Pflege und Erziehung.

Es sollten nicht nur finanzielle Gründe für die Einstellung von Personal mit Behinderung zählen. Doch, „wenn’s weh tut, denkt mancher darüber nach“, beobachtete die Beraterin. Es gebe viele Wege, Menschen mit Handicap ins Arbeitsleben zu integrieren. So zahle die Agentur eine Unterstützung für ein dreimonatiges Praktikum. Aus einem anderen Topf könne die barrierefreie Gestaltung eines Arbeitsplatzes bewältigt werden.

Das übernehme die Deutsche Rentenversicherung, wenn der Angestellte 180 Beitragsmonate einbezahlt habe, sonst die Arbeitsagentur. Dabei gehe es oft um höhenverstellbare Schreibtische, ein mit dem Rollstuhl nutzbares WC oder einen Lift. Für die Einarbeitung von Hörgeschädigten könne auch ein Gebärden-Dolmetscher zur Verfügung gestellt werden. „Viele Arbeitgeber denken nicht an uns“, bemerkte Melanie Stock. Wichtig sei, Anträge auf Umbau und Hilfsmittel vor der Anschaffung und Einstellung zu beantragen, „das reicht mündlich.“

Seit Anfang des Jahres laufe das Hessische Perspektivprogramm zur Verbesserung der Arbeitsmarktchancen schwerbehinderter Menschen (HEPAS). Es unterstützt Unternehmer mit verschiedenen Prämien, wenn sie Arbeitslose oder Schulabgänger mit Beeinträchtigungen beschäftigen oder ausbilden. Dazu kann dem neuen Arbeitnehmer mit Behinderung bis zu 24 Monate ein Ansprechpartner zur Seite gestellt werden, um eine langfristige Beschäftigung zu erlangen, erläuterte Melanie Stock.

Das gelte insbesondere, wenn Bewerber psychisch erkrankt oder kognitiv nicht in der Lage sind, dem üblichen Ausbildungskonzept zu folgen. Ein weiteres Budget stehe bereit für Kräfte mit einer Erwerbsunfähigkeit ohne Schwerbehinderten-Status. Bis zu drei Plätze können angerechnet werden. Die Befürchtung von Chefs, angestellt mit Behinderung nicht kündigen zu können, sei unbegründet. Während der Probezeit könne man sich trennen, „wenn’s nicht passt“.

Für die Förderungen sei es wichtig, mehr Überzeugungsarbeit zu leisten, betonte Dana Kempe. Und die Angebote aufzugreifen.