Der Wettkampf in Hausen findet bereits seit 45 Jahren statt Volkslauf mit Tradition

Über die Ziellinie: Im Gegensatz zu früher wird die Zeit beim Volkslauf heute durch einen Chip in der Startnummer genommen. Doch auch sonst hat sich viel verändert.

Obertshausen – Der Volkslauf bei der Turngesellschaft ist nicht nur ein sportliches Ereignis, sondern auch ein geselliger Treffpunkt für Aktive und ihre Begleitung.

Das gefällt Renata und Daniel Wranik aus Egelsbach besonders gut: „Jeder spricht mit jedem, das ist eine richtig familiäre Atmosphäre“, resümiert die Sportlerin nach ihrem Lauf. Den hat jeder von den beiden mit zwei Beinen und zwei Flügeln absolviert, auf ihren Schultern haben sie nämlich Lilli und Jaqueline mitgenommen, und die sind ganz ohne Startnummern über die Strecke geflattert.

Die beiden Damen sind zwei von sechs Papageien aus dem Hause Wranik - und die Foto-Models schlechthin. Das kleinere grüngefiederte Tier und das größere mit den knallroten Federn ziehen auf dem Gelände an der Aachener Straße die Blicke auf sich. Dass sie so ganz ohne Leinen während des Rennens ausbüxen könnten, verneint Daniel Wranik lächelnd: „Papageien sind monogam und sie liebt mich. Wo sollte sie denn hin?“

Es sind rund 80 Helferinnen und Helfer, von denen einige schon die Anfänge der Traditionsveranstaltung vor 45 Jahren erlebt haben. „In der Anfangszeit war auch ein Volksradfahren dabei“, erinnert sich Gerhard Schaub. Der langjährige Sportwart ist seit 1990 dabei, als noch Initiator Richard Köster das Spektakel leitete. „Damals waren es kaum 200 Teilnehmer“, überlegt seine Frau Irene, die ebenso lange mitmacht. „Die größte Veränderung ist die Online-Anmeldung“, sagt die Übungsleiterin, „das erleichtert uns die Arbeit enorm“. Ihr Mann, den auf dem Platz jeder als „Conny“ kennt, sieht eine maßgebliche Entwicklung beim Zeitnehmen. „Das funktioniert heute mit Chips in den Starnummern“, berichtet er. Sämtliche Ergebnisse sind bereits am Mittag im Internet nachzulesen. Trotzdem drängen immer wieder Absolventen der großen Strecken vor den ausgehängten Listen, fotografieren sie mit dem Mobiltelefon ab.

Das wichtigste Gerät für den TGS-Vorsitzenden Steffen Bogdahn ist dagegen ein kabelloses Mikrofon. Im Wechsel schickt er das Teilnehmerfeld für den nächsten Start unter die aufgeblasene Luftbrücke und mit einer Schreckschusspistole auf die Strecken und ruft dazwischen die Erstplatzierten aus. Die Urkunden befinden sich auf Stehtischen zur kontaktlosen Mitnahme bereit.

Im Biergarten der Waldschänke stehen immer noch zwei Kästen Äpfel und fast ebenso viele Bananen. Frauen schneiden die Früchte für die Sportlerinnen und Sportler auf, dazu stellen sie Mineralwasser mit und ohne Geschmack in Bechern bereit. Nach zwei individuellen Läufen in den ersten Pandemie-Jahren haben sich mit 475 Personen nur etwa halb so viele wie zuvor eingeschrieben. 219 Frauen und Männer haben den Volks-Waldlauf über fünf Kilometer absolviert, zuvor sind 133 Teilnehmer die 21,1 Kilometer des Halbmarathons gerannt. Danach haben viele der Sportskanonen ihre Kinder über 400 oder 200 Meter angefeuert: Der Nachwuchs steht in den Startlöchern.

Von Michael Prochnow