Hesse-Schule veranstaltet Wettbewerb als Online-Treffen Vorlesen geht auch digital

Am Tag nach dem digitalen Vorlesewettbewerb an der Hermann-Hesse-Schule stellten sich die beteiligten Schülerinnen und Schüler dem Fotografen. Foto: P

Obertshausen – Emily zeigt keine Spur von Nervosität. Als hätte sie nie etwas anderes getan, nimmt sie ihr Buch in die Hand, stellt sich vor und erläutert kurz, worum es darin geht. Emily Both ist eine von fünf Klassensiegerinnen und Klassensiegern beim Vorlesewettbewerb an der Hermann-Hesse-Schule. Und gerade geht es darum zu entscheiden, wer die Schule bei der Bezirksentscheidung vertreten wird.

Alles wie immer? Nein, denn auch der alljährliche Vorlesewettbewerb des Deutschen Buchhandels kann in Zeiten einer Pandemie nicht überall ohne Einschränkungen über die Bühne gehen. „Wir haben uns entschieden, die Schulentscheidung in diesem Jahr online zu veranstalten“, sagt Organisatorin und Lesekoordinatorin Merima Hodzic. Und so sitzen an diesem Abend nicht nur fünf Kinder zu Hause vor ihren Bildschirmen, sondern auch die Jury, weitere Lehrer, die Lesescouts der Schule sowie einige Eltern.

Zunächst begrüßt Stufenleiter Sven Köhler alle Beteiligten. Er hat die Koordination der Online-Sitzung übernommen. Zu den Zuhörern zählt auch der kommissarische Schulleiter Ulrich Schmidt. Dann gibt Sven Köhler ab an die Lesescouts Selina Bode und Xenia Kampitakis, die das digitale Treffen moderieren. Die beiden anderen Lesescouts Isabel Klingner, Moleen Anderer sind Teil der Jury.

Mehr auf Seite 2

Emily Both ist die erste Klassensiegerin, die vorliest. „Die Pfeffermiezen“ heißt ihr Lieblingsbuch von Patricia Schröder, das sie ausgewählt hat und in dem es um Freundschaft geht.

„Rulantica – Die verborgene Insel“ heißt das Werk von Michaela Hanauer, aus dem Mareike Faulhaber vorliest. Es geht um das zwölf Jahre alte Meermädchen Aquina, das seinen Zwillingsbruder sucht.

Für „Gips oder Wie ich an einem einzigen Tag die Welt reparierte“ von Anna Woltz hat sich Pia Bachmaier entschieden. Wie alle anderen Schülerinnen und Schüler auch, ist sie begeistert von dem Buch, „ich muss nach jedem Kapital einfach weiterlesen“, sagt sie.

„Sehr lustig“ findet Jamie M. Derling das Werk seiner Wahl. Es heißt „Mein Leben voller Feenstaub und Konfetti“ und stammt von Emma Flint.

Und Luka Ferencaba hat „Level 4 – Die Stadt der Kinder“ von Andreas Schlüter ausgesucht. Darin geht es, wie er erläutert, um ein Computerspiel, das plötzlich zur Wirklichkeit wird, als alle Erwachsenen verschwinden.

Nach einer knappen halben Stunde haben alle ihren Text vorgelesen. Sven Köhler „verbannt“ alle in den digitalen Warteraum, die Jury, der auch Merima Hodzic und Referendarin Shazia Abid angehören, berät sich kurz. Zudem erhalten die Kinder während dieser Zeit über die Schul-Cloud den vorgeschriebenen Fremdtext, den sie vorher nicht kennen sollten.

Die Texte, die die fünf Teilnehmer lesen, stammen aus dem Buch „Schattenkinder“ von Margaret Peterson Haddix, einem beklemmend wirkenden Roman über das dritte Kind einer Familie in einem Land, in dem die Regierung nur zwei Kinder je Familie erlaubt. Das Werk ist so spannend, dass einige Teilnehmer den Buchgutschein, den sie gewonnen haben, in „Schattenkinder“ investieren wollen, berichtet Merima Hodzic.

Gelesen haben alle gut. Mareike Faulhaber wird die Hermann-Hesse-Schule beim Bezirksentscheid vertreten.

VON CLAUDIA BECHTHOLD