„Rebensaft und Ohrenschmaus“ des Frauenchors Musica querbeet „Vorzeige-Projekt für die Kulturwelt“

Der Frauenchor Musica querbeet und verschiedene Überraschungsmusiker präsentierten ein unvergessliches Konzert in der voll besetzten Waldkirche. Foto: m

Obertshausen (m) – Als Obertshausens langjähriger Ordnungsamtsleiter Oskar Mürell mit seinem „Heiratsantrag“ durch war, mag so manche Besucherin der Waldkirche in Gedanken ein leises „Ja“ gehaucht haben. Der Mann kann aber auch alles, singen, sprechen – und eben Ordnung. Die bringt er auch in „Rebensaft und Ohrenschmaus“, den Hit der Damen des Frauenchors Musica querbeet im Volkschor Germania. Am Sonntag wuchsen sie in der Waldkirche über sich hinaus.

Was so unscheinbar die Nachfolge von geselligen, aber personalintensiven Ereignissen wie Waldfesten und Altstadtsingen antreten sollte, entwickelte sich zu einem Vorzeige-Projekt für die Kulturwelt auf der Vereinsschiene. Das Konzept fordert die Rückbesinnung der Gastgeberinnen auf ihre Kernkompetenz, das Gewinnen von Gästen und die richtige Mischung aus Niveau und Narretei. Womit die Karte wieder bei Mürell läge.

Seine Fans streiten sich noch, auf welchem Feld der Hausener mit Wurzeln in Slawonien mehr Varianz bietet, mit seiner Stimme oder mit seiner Mimik. Beide können Kind sein, Chef, Ehefrau und Lehrperson. Die Auswahl seiner Gedichte und Prosa provoziert eben die theatralische Darbietung, ob die „Ehrlichkeit“, der Kindermund, die Suche nach dem Bahnhof aus der Sicht diverser Therapeuten, der „Techtelmechtelmöchtemeier“ oder die Fliegengeschichten.

Von Laura Straube hätte man gerne mehr gehört. Und gesehen: Die junge Solistin repräsentierte Musica querbeet 2.0, überzeugte mit „People Help The People“, gefiel mit Cohens „Halleluja“. Dreimalig Plus ist dem Besucher indes die Versicherung, dass er auf der richtigen Party gelandet ist. Beim „Ohrenschmaus“ sind sie zufällig gelandet, weil der Lehrer der kleinen Trommler aus der Musikschule erkrankt war. Ansonsten gibt es kaum einen seriösen Veranstalter, der es wagt, auf die vielseitigen und musikverliebten Maurer-Buben mit Gebläse und Cajon zu verzichten. Längst verbreiten sie zur Perfektion auch die Leidenschaft.

Die Initiatorinnen um Dagmar Kreis haben mit ihrem Charmeur und Entertainer, Musikdirektor Damian H. Sigmund, Oldies und Evergreens der Pop-Welt einstudiert. Und dabei einige neue Stimmen und viel Selbstbewusstsein gewonnen.

Es macht Spaß, sich vom Schwung der Damen in knallrot und festlichem schwarz und in den besten Jahren mitreißen zu lassen.

Sie schweben „Over The Rainbow“, gestehen mit dem Drachen Tabaluga „Ich wollte nie erwachsen sein“ und hoffen, „Wunder gescheh’n“, schwärmen vom „schönen Gigolo“ und „alten Melodien“. Mit Milva und Moderator Mürell pflegen sie die „Freiheit in meiner Sprache“, sind trunken vor „griechischem Wein“, „Mambo“ und „Liebeskummer“. Für den Plopp in „Lollipopp“ engagiert Siegmund den Conferencier, der auch dieses Geräusch in Vollendung beherrscht.

Die Lieder des letzten Teils dürfen die Zuhörer im voll besetzten Gotteshaus während der Pause wählen. Sie entscheiden sich für den „bunten Luftballon“, dass es „rote Rosen regnen“ wird, und zwar „über den Wolken“. Immer wieder werden die Texte zum Mitsingen eingeblendet.

Zu dem Format gehören natürlich gepflegte Weine und Gebäck sowie gut nachvollziehbare Gedanken der liebenswürdigen Gastgeberin. Pfarrerin Kornelia Kachunga erzählt von Schubladen, die jeder so brauche, um in einer komplexen Welt aufzuräumen und einzuordnen.

Manchmal sammle sich darin aber viel Müll, dann müsse aussortiert und neu eingeteilt werden.

So ist das auch mit dem Frauenchor. Der muss nach der heiter-nachdenklichen Show vom Sonntag bei vielen in eine neue Schublade eingeordnet werden.