Medienpädagoge Stephan Schölzel rät zu bewusstem Umgang mit Kommunikationsmitteln Wahl zwischen sicher und einfach

Stephan Schölzel informierte auf Einladung der Kinder- und Jugendförderung Mütter und Väter über die Handy- und Internetnutzung ihres Nachwuchses. Foto: m

Obertshausen (m) – Mit zwölf Jahren haben die meisten Kinder ein Handy, unter den 16-Jährigen sind es 90 Prozent. Und das hat seinen Grund, erläutert Stephan Schölzel: In der Grundschule ist der Freundeskreis vor Ort. Mit dem Wechsel auf verschiedene weiterführende Schulen verlieren sich die Mädchen und Jungen aus den Augen, pflegen ihre Kontakte dann über soziale Netzwerke im Internet.

Der Medienpädagoge aus Neu-Isenburg informierte auf Einladung der Kinder- und Jugendförderung 35 Mütter und Väter im alten Sitzungssaal des Rathauses Beethovenstraße rund um Handy- und Internet-Nutzung. Teenager nutzen ihren Computer laut Statistik vor allem für die Kommunikation, zum Musik-Hören und zum Spielen mit anderen im Netz. Weniger Zeit werde für die Informationssuche verwendet.

„Mädchen reden mehr, Jungs spielen mehr“, zitierte Schölzel die Erhebungen weiter, „aber auch beim Spielen wird kommuniziert“, zweifelt der Gast an der Aussagekraft der Erkenntnisse. „Mädchen spielen auch, aber andere als die beworbenen Programme, die überwiegend an Jungs verkauft werden.“ Bei den bevorzugten Titeln gebe es aber kaum Unterschiede in den Altersgruppen und Schulformen.

Der Gebrauch sozialer Netzwerke dagegen verändere sich im Laufe der Jahre. „Facebook ist nicht mehr super-relevant, aber präsent. Viele Vereine nutzen es, Kinder haben aber keinen Bock, sich auf derselben Plattform wie ihre Eltern zu treffen.“ Später werden Berufsnetzwerke und zielgerichtete Medien wie Online-Dating interessant.

Whatsapp hatte einen schlechten Ruf, galt als unsicher, gleiche Telefonnummern ab, erfordere aber kein aufwändige Registrierung. „Und fast alle haben Whatsapp, es besteht also eine hohe Chance, da jemanden zu finden“, fasste Schölzel zusammen. „Man hat die Wahl zwischen sicher und einfach“, verglich er mit anderen Anbietern.

Der Fachmann riet zu einem „bewussten Umgang mit Kommunikation“, das Smartphone auch mal auszuschalten. „Das macht das Leben einfacher, es braucht aber Zeit, muss erlernt werden.“ Wichtig sei ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kindern. Bei Jüngeren können das Surfen für den Nachwuchs auf sichere Seiten begrenzt werden. Doch mit dieser Sperre seien auch „viele schöne Sachen nicht erreichbar“.

Der Netzzugang daheim könne zudem zeitlich limitiert werden. Dann müssen sich aber auch Eltern an Einschränkungen halten wie der Verzicht aufs Telefon am Mittagstisch. Hilfreich sei, einen individuellen Vertrag über die Internet-Nutzung mit den Kindern auszuhandeln. „Bleiben sie kompromissbereit und erneuern sie das Regelwerk alle Halbjahr“, gab der Experte mit auf den Weg. Das „klappt nicht immer, aber man hat was, worüber man reden kann. Oft geht’s nur über Vertrauen“.

„Grundschüler brauchen kein Handy“, und auch später müsse es kein Gerät für 500, 800 Euro sein. Ausreichend sei ein älteres oder gebrauchtes Modell. Für privat geschossene Fotos von Kindern bis sieben Jahre können nur die Erziehungsberechtigten eine Veröffentlichung erlauben. Bei Schülern bis 18 Jahre richte sich die Freigabe nach der „Einsichtsfähigkeit“. Schölzel riet, „am besten immer nachfragen“, in Whatsapp-Gruppen können Regeln für den Fotogebrauch vereinbart werden.

„Eltern müssen nicht alles zu wissen was mit dem Handy ihrer Kinder geschieht“, argumentierte Schölzel, „aber die wichtigen Sachen schon!“.