Arbeiterwohlfahrt richtet neue Waldkita in Obertshausen ein „Wilde Hummeln“ im Anflug

Freude über die neue Waldkita bei Erstem Stadtrat Michael Möser (links) und Awo-Geschäftsführer Rudolf Schulz. Foto: m

Obertshausen – Waldkindergärten scheinen eine Alternative für Betreuungsengpässe zu bieten. Ein Bauwagen, ein Sitzkreis und ein Garniturtisch – fertig ist die Freiluftversion der Ü3-Betreuung. Doch der typisch europäische Papierkrieg bleibt auch den „wilden Hummeln“ nicht erspart. Aber die Arbeiterwohlfahrt (Awo) Obertshausen schöpft als Trägerin von mittlerweile elf Einrichtungen aus einem reichen Erfahrungsschatz.

Seit zwei Jahren treffen sich auch in Hausen bis zu 20 „wilde“ Kinder. Sie mussten jedoch den Waldpark St. Genevieve des Bois verlassen und sind jetzt auf einer städtischen Wiese zwischen Kleingärten und Friedhof daheim. „Am ersten Standort waren sie durch Astbruch gefährdet“, stellt Erster Stadtrat Michael Möser fest. Die trockenen Sommer und die heftigen Stürme der vergangenen Jahre hinterließen im Forst ihre Spuren.

Von diesen Gefahren bleibt die Gruppe an der Schwarzbachstraße verschont. Ihre beiden Bauwagen stehen nun auf einem 14 Meter breiten und gut 100 Meter langem Grundstück in unmittelbarer Nähe zum Wald. Dort lernen die Kleinen auf ihren Entdeckungstouren Pflanzen und Tiere kennen, unternehmen Ausflüge, kreative Projekte und Spiele. Nach der obligatorischen Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde gelang der Neustart.

Insgesamt rund 50 Kräfte sind in der Awo-Abteilung Waldkindergärten tätig. Neben den „wilden Hummeln“ und der ältesten Gruppe, den „wilden Erdbären“ an der Laakirchener Straße, bestehen mittlerweile Kreise in Mühlheim-Lämmerspiel und -Markwald sowie in Heusenstamm. Auch beispielsweise in der Alten Fasanerie in Hanau-Klein-Auheim, Nidderau, oder in Bad Soden-Salmünster sind weitere Teams aktiv. Weitere Anfragen aus dem Main-Kinzig-Kreis liegen vor, heißt es.

Die Besetzung der Stellen bereite keine Mühe, erläutert Awo-Geschäftsführer Rudolf Schulz. Die Kindergärten unter freiem Himmel bilden längst eine gefragte „Marke“ und sprechen als „Nischenprodukt“ Absolventen mit einem speziellen Interesse an. Die Vielzahl der Adressen erleichtern der Trägerin die Leitung. Personal könne flexibel eingesetzt werden, Ausgaben können beglichen werden, auch wenn die Beiträge von einer Kommune mal nicht fließen.

„Die Zahlweisen der Städte und Gemeinden sind sehr unterschiedlich“, weiß Schulz. „Wir setzen 120 000 Euro im Monat um“, informiert er, „da sind wir auf Zuschüsse angewiesen“. Die Stadt Obertshausen müsse noch einen Bebauungsplan für die Wiese im Hausener Norden aufstellen, schließlich verlaufe eine Fernwasserleitung unter dem Gras, ergänzt Möser beim Ortstermin. Aber dann können die „Hummeln“ endgültig aufsteigen.
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