OB Kaminsky und Klein-Auheimer Geschichtsverein enthüllen Namen ermordeter Juden Gedenktafel reißt Opfer aus der Anonymität

Ortsvorsteher Sascha Feldes (von links), OB Claus Kaminsky und Maria Grimm, Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins, enthüllten am Zentrum für Ortsgeschichte in Klein-Auheim eine Gedenktafel für die ermordeten jüdischen Klein-Auheimer. Foto: kama

Klein-Auheim (kama) – „Der 9. und 10. November 1938 gehören zu den beschämendsten Tagen deutscher Geschichte“, sagte Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky bei der feierlichen Enthüllung einer Gedenktafel für die verfolgten und ermordeten Juden in Klein-Auheim.

In der Reichspogromnacht starben 1500 jüdische Bürger, 1600 Synagogen und Gebetsräume brannten, davon gingen alleine in Hessen 189 jüdische Gotteshäuser in Flammen auf. Seit diesem öffentlichen Gewaltakt, bei dem nicht nur die Braunhemden der SA, sondern auch zivile Bürger jüdische Wohnungen, Geschäfte und Gotteshäuser zerstörten, sind 78 Jahre vergangen. Viele Bürger nahmen aktiv teil, viele schauten zu und trugen die Aktion durch ihre Passivität ebenso mit. Dieses beschämende Kapitel sei nicht nur auf nationaler Ebene, sondern vor allem auf lokaler Ebene ein „Schlag ins Gesicht von Humanität, Zivilisation und Anstand“, sagte Kamnisky.

Die Reichspogromnacht stellte sich als Vorbote des industriellen Massenmordes, als Auftakt zum Holocaust heraus. Um an diese Ereignisse verantwortungsvoll zu erinnern, beschloss der Ortsbeirat Klein-Auheims, eine Gedenktafel für die jüdischen Opfer des Stadtteils zu realisieren. Zusammen mit dem Fachbereich Kultur, Stadtidentität und Internationale Beziehungen der Stadt Hanau lag die Federführung dieses Projektes beim Heimat- und Geschichtsverein Klein-Auheim. Die Vorsitzende des Vereins, Maria Grimm, sowie der Schriftführer, Herbert Huber, übernahmen federführend die Recherche.

Die Gedenktafel sei nicht nur eine Erinnerung an die Schrecken des Nationalsozialismus, sondern viel mehr ein Akt, die „Entwürdigten wieder ins Recht zu setzen“, erklärte Maria Grimm. Durch die Namensnennung aller 25 Opfer aus Klein-Auheim entreiße man sie der Anonymität und rücke sie mitten in die Ortsgemeinschaft zurück.

„Heute sind Generationen, die den Zweiten Weltkrieg nicht erlebt haben, in die Verantwortung gerückt. Erinnerung und Gedächtnis von Älteren müssen auf Nachwachsende weitergegeben werden“, sagte Hanaus Oberbürgermeister. Besonders im Angesicht der aktuellen Flüchtlingssituation in Deutschland müsse durch eine verantwortungsvolle Erinnerung an Gestern ein reflexives Denken und Selbstüberprüfen des Heute stattfinden. „Brandstiftungen, tätliche wie verbale Übergriffe auf Asylbewerberunterkünfte, Stichworte wie Nationalismus, Chauvinismus, Pegida und NSU sollen reichen, um zu verdeutlichen, dass die Gefahren für Leid und Leben mitten in unserer Gesellschaft weiter bestehen“, sagte der OB.

So war die Enthüllung der Gedenktafel vor dem Zentrum für Ortsgeschichte in Klein-Auheim nicht nur ein mahnendes Erinnern an das Gestern, sondern entpuppte sich auch ein kraftvoller Appell an ein verantwortungsvolles Heute.