Aus der Geschichte: Pfarrkirche St. Johann Baptist / Urkunde von 1449 Gottesdienstbesuch von Mauern geschützt

Nicht um die Beleuchtung, sondern um den Schutz mit Mauern in Ober-Steinheim ging’s 1449 bei der Alten Pfarrkirche St. Johann Baptist. Foto: zja

Steinheim (zja) – Bis 1449 befand sich die Pfarrkirche Steinheims in Nieder-Steinheim, heute Klein-Steinheim. Doch kam es 1449 zu zahlreichen Überfällen, weswegen Kurfürst und Erzbischof Dietrich Schenk von Erbach in einer von ihm ausgestellten Urkunde vom 21. Oktober 1449 die Kapelle der Stadt Ober-Steinheim zur Pfarrkirche erhob. 

Ober-Steinheim war, im Gegensatz zu Nieder-Steinheim, von Mauern geschützt. So sollte ein sicherer Gottesdienstbesuch für die Gläubigen gewährleistet werden. Außerdem übertrug der Erzbischof alle Rechte und Privilegien der alten Pfarrkirche in Nieder-Steinheim auf die Stadtkapelle. „Wir errichten sie (...) und wollen, dass alle und jede heilige, kirchliche Handlung, die bis jetzt in dem Dorf Nieder-Steinheim, als der Mutterkirche, vollzogen wurde, nun in der (...) Kapelle der Stadt Steinheim, mit Ausnahme der kirchlichen Beerdigungen, vollführt werden.“

So stand es in der Urkunde des Erzbischofs, die ursprünglich in Latein verfasst worden war. Das Kloster Seligenstadt, welches unter anderem für die Instandsetzung der Nieder-Steinheimer Pfarrkirche und den Unterhalt des Pfarrers sorgen musste, führte aus diesem Grund im Jahr 1449 den großen, den kleinen und den Blutzehnt ein, der für Nieder- und Ober-Steinheim sowie für Klein-Auheim und Hainstadt galt. So mussten die Ober-Steinheimer Bauern unter anderem jede zehnte Gabe Hafer und Weizen oder jedes zehnte Ferkel an das Kloster in Seligenstadt abgeben.

Doch Anfang des 19. Jahrhunderts wandelte man den Zehnt in eine Grundrente um. Der Raum der kleinen Kapelle in Ober-Steinheim, die nun 1449 Pfarrkirche war, reichte für die Messbesucher nicht mehr aus. So ließ Pfarrer Heinrich Keßler (1452 - 1460), mit Hilfe seiner Gemeindemitglieder die kleine Kapelle zu einer größeren Kirche erweitern. Über den Zeitraum des Neubaus der Kirche gibt es keine Niederschriften. Einen Hinweis dazu gibt eine Grabplatte, die im rechten Seitenaltar eingemauert ist und die Jahreszahl 1453 trägt. Vermutlich ist die alte Pfarrkirche also vor 1453 errichtet worden. Während der Bauarbeiten blieb die Südwand aus dem Jahr 1320 bestehen. Die Nord- und Westwand riss man ab.

Im Osten wurde ein kleiner Chor angefügt, welcher im Jahr 1504 ersetzt wurde und in dieser Form noch heute besteht. Den früher freien Platz zwischen Kapelle und Kirchturm verband nun ein 16 Meter langes Schiff. Den Turm erhöhte man im Zuge der Bauarbeiten und versah ihn mit einem, für einen Kirchturm eigenartigen, Zinnenkranz. Die neue Kirche bauten die Maurer, Handwerker und Fuhrleute zu Ehren der Mutter Gottes, der die Kirche geweiht wurde. Erst zu Anfang des 19. jahrhunderts wird der heilige Johannes, welcher seit je her der Stadtpatron ist, auch Patron der Kirche.