„Mich interessiert, was Jugendliche bewegt,“ Interview mit Steinheims neuem Pfarrer Lukasz Szafera

Immer für einen Spaß zu haben. Klar, mit „Heiligenschein“ inklusive, hier bei einem BDKJ-Treff in Mainz. Foto: privat

Steinheim (beko) – Steinheim bekommt zum 15. April mit Lukasz Szafera einen neuen Pfarrer, darüber hat die HeimatPost bereits vor längerer Zeit berichtet. Im Vorfeld des Amtsantrittes wollte die Redaktion einiges mehr wissen von diesem Seelsorger, der aus Rüsselsheim kommt, aus Polen stammt und nun die beiden Gemeinden St. Nikolaus und St. Johann Baptist leiten soll.

Er wird damit Nachfolger von Werner Suerbaum, der am 29. Mai des vergangenen Jahres verstorben ist. Offizielle Amtseinführung von Lukasz Szafera soll am Sonntag, 1. Mai, sein. Am vergangenen Sonntag verabschiedeten ihn die Gemeindemitglieder von St. Josef in Rüsselsheim, wo er zuletzt zehn Jahre wirkte. Im Dekanat Rüsselsheim war er zudem Dekanatsjugendseelsorger und auch in Steinheim und im Dekanat Seligenstadt ist der Seelsorger, der am kommenden Montag seinen 41. Geburtstag feiern kann, inzwischen kein Unbekannter mehr, zumindest für all diejenigen, die in den sozialen Netzwerken unterwegs sind.

Szafera, am 25. Mai 2000 zum Priester geweiht, hat in den vergangenen Wochen und Monaten bereits etliche Gespräche mit Mitbrüdern, Hauptamtlichen und Verantwortlichen in den Steinheimer Gemeinden geführt und freut sich auf seinen Start in der Gemeinde des einstigen Mainzer Bischofs und Kardinals Hermann Volk.

Herr Pfarrer, das Symbol der Christen, der Fisch, stand im Blickpunkt ihres Abschieds dieser Tage in Rüsselsheim. In den Weltmeeren sind Fische in unterschiedlichen Richtungen unterwegs. Wohin werden die Fische demnächst in Steinheim schwimmen? Woran können sich die Gemeindemitglieder orientieren?

Ich bedanke mich, dass Sie sich für ein Gespräch mit mir entschieden haben. Auf Ihre Fragen möchte ich gerne antworten.
Es ist wirklich so, dass das Symbol des Fisches schon in den Anfängen des Christentums Erkennungszeichen der Christen war. Somit denke ich, erwarte ich und habe Hoffnung, dass die Steinheimer Fische demnächst aktiver werden und mich kennen lernen werden.

„Wer fromm ist, muss auch politisch sein!“ - Ein Spruch, den Sie vor nicht allzu langer Zeit in Facebook geliked haben. Ein Pfarrer hat noch Zeit, politisch zu wirken?

Ja, in gewissem Sinne... Dieser Gedanke, der besonders zu Dietrich Bonhoeffer passt, widerspiegelt auch die Einstellung vieler, für die die Sorge um die Regelung der Angelegenheiten der Menschen durch verbindliche Entscheidungen eine große Rolle spielt, wie z.B. unseres Papstes Franziskus, sowie BDKJ: katholisch, politisch, aktiv. 

Auf einem Foto sitzen Sie am Strand unter Palmen mit dem Buch „Wie ticken Jugendliche 2016?“ Zwei Fragen dazu: Sie nehmen sich regelmäßig eine Auszeit oder sind eher der workaholic-Priester? Wie ticken Jugendliche denn 2016, wenn sie Kirche hören?

Ich bin eher der Priester, der gerne arbeitet, mit kleinen Atempausen, nach den Jesu Worten: „Ruht ein wenig aus“ (Mk, 6, 31b)
Wenn Sie mich fragen, wie Jugendliche 2016 ticken, wenn sie Kirche hören, dann antworte ich, dass die Jugendlichen gut wissen, was sie wollen. Mich persönlich interessiert sehr, was sie bewegt, was sie erwarten, was sie möchten, wovon haben sie Angst, wovon sie träumen…

Uptodate bleiben ist heutzutage nicht immer einfach. Sie sind’s, wenn man ihren Posts auf Facebook Glauben schenken darf?

Danke für das Kompliment.

Und auf Youtube findet man auch „Lukasz Szafera“...

Mein Hobby…

Die Homepages der Steinheimer Gemeinden müssen aufgeforstet werden. Im Gästebuch von St. Nikolaus ist ihr Weihnachts- und Neujahrswunsch der bisher letzte Eintrag. Wie motivieren Sie junge Leute, Kirche online zu beobachten, vielleicht sogar aktiv mitzuwirken? Gibt’s dann auch mal „Surf-Tipps“ wie in Rüsselsheim?

Zunächstmal möchte ich sagen, dass der Internetauftritt beider Gemeinden auf hohem Niveau ist. Ich danke allen, die dabei aktiv sind. Ich lade alle herzlich dazu ein, mal die Seiten zu besuchen. Ich bin überzeugt, dass wir immer wieder in unseren vielen Gesprächen, Begegnungen auch darüber reden werden, wie wir es noch besser und effektiver tun können…

Altes und Neues zusammen zu bringen ist nicht immer einfach. Die Zahl der Gottesdienstbesucher ist rückläufig, sogar in der Ex-Bischofsstadt Steinheim. Worauf dürfen sich die Gottesdienstbesucher demnächst freuen?

Auf gute Gottesdienste. Dass es weiter geht. Dass der eigene Pfarrer da vor Ort ist.  Ich möchte Altes bewahren und Neues wagen. 

In Seligenstadt wird am 8. Mai der Rosenmontagszug nachgeholt, in Steinheim ist Kreuzwallfahrt. Ihre Werbung für die Wallfahrt?

Spontan kommen mir die Worte aus der Bibel in den Mund: „Kommt und seht“ Bei uns ist es auch sehr schön und feierlich.

Apropos Seligenstadt. Einige Hauptamtliche im Dekanat kennen Sie bereits, mit anderen Ehemaligen - Pfarrer Eich (einst Mainhausen) und Pfarrer Nieder (einst St. Nikolaus Steinheim) - haben Sie in Ihrem jetzigen Dekanat zusammengearbeitet. Wer gab den Impuls, nach Steinheim zu gehen?

Im gewissem Sinne - die innere Stimme.

Dank der Arbeit von Pfarrer Olaf Schneider und Dekan Dieter Bockholt ist die Kooperation zwischen Steinheim und Klein-Auheim in den vergangenen Monaten wesentlich verbessert worden. Wo setzen Sie an und wie sieht die Zukunft aus, wenn immer weniger Geistliche zur Verfügung stehen?

Auf diese Frage möchte ich die Antwort mit den Hauptamtlichen und den Ehrenamtlichen suchen und finden… Eines steht fest: Es geht weiter. An dieser Stelle möchte ich mich recht herzlich bei den beiden Pfarrern bedanken - bei Dekan Dieter Bockholt und bei Pfarrer Olaf Schneider - für die Seelsorge und die Verwaltung beider Gemeinden zusammen mit den Gremien in der nicht einfachen Zeit nach dem Tod von Pfarrer Werner Suerbaum…

Ein Pfarrer mit polnischen Wurzeln in Steinheim. Was erwartet die Gläubigen?

Fast zehnjährige Erfahrung als Pfarrer im Bistum Mainz. Leidenschaft zu der Liturgie und zu den verschiedenen Formen des Gebetes, der Meditation. Persönliche Kontakte. Zeit fürs Gespräch. Aktuelle Themen in der Verkündigung. Und - viel mehr…

Eine Fee gibt Ihnen drei Wünsche frei. Die wären...

Klugheit, die Überwindung der Armut der Welt, volle Realisierung der Werke der Barmherzigkeit vor Ort.

Vielen Dank für das Interview mit der HeimatPost und einen guten Start in das neue Amt.

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