Pflegebedürftige organisieren keine Proteste Klein-Auheim und die Sache mit dem Seniorenzentrum

Ein möglicher Standort für ein Seniorenzentrum in Klein-Auheim auf dem Gelände an den Mainwiesen, auf dem ursprünglich der Bau einer Kindertagesstätte geplant war. Was vergangene Woche noch spruchreif geschildert wurde, wird nun in Frage gestellt. Und das von einigen Zeitgenossen nicht zimperlich. Foto: beko

Klein-Auheim (beko) – Die Hanauer mit den Brüder Grimm, die Steinheimer mit ihrer tollen Altstadt, Klein-Auheim geht leer aus, hat nichts zu bieten. Denkste! Das hat sich in den zurückliegenden Wochen dramatisch geändert und plötzlich spielt selbst das jahrelang geplante Heimatmuseum kaum mehr eine (Gesprächs-)Rolle. Ein Mord in Klein-Auheim brachte den Stadtteil in die Schlagzeilen (und ins Fernsehen). Nicht so brisant.

Und nun diese Sache mit dem Seniorenzentrum. Für die HeimatPost in der vergangenen Woche stand der Artikel bereits („Neues Seniorenzentrum für Klein-Auheim an den Mainwiesen“), musste aber kurzfristig „gekippt“ und auf diese Woche verschoben werden. Und dann überschlugen sich die Ereignisse. Freitag, 10.28 Uhr, eine Pressemeldung: Unmut der Anwohner über geplantes Bauvorhaben in Klein-Auheim.

Freitag, 13.30 Uhr, Pressemeldung der Stadt „Oberbürgermeister Kaminsky: Suche nach Grundstück für Seniorenzentrum Klein-Auheim geht weiter“. Sonntag, 22.32 Uhr Mail eines Redaktionsmitarbeiters: „War gerade mit dem Hund am Main und habe diese Protestaktion gegen den Bau der Seniorenwohnanlage mitgekriegt“ (die HeimatPost war darüber übrigens nicht informiert). Montag, 15.39 Uhr: Mail der städtischen Öffentlichkeitsabteilung „Pressetermin: Altersgerechtes Wohnen in Klein-Auheim am Dienstag, 1. März, 13 Uhr, im Rathaus.“

„Gelebte Toleranz“

Mittwoch entsprechender Bericht und ein Leserbrief des katholischen Pfarrers in der Hanau-Post und vielen anderen Medien der Region. Klein-Auheim im Blickpunkt. Endlich mal wieder und dann mit einer dermaßen „Gelebten Toleranz“ (siehe Karikatur in der HanauPost). Positiv sieht anders aus. Sei’s drum. Passt ja alles auch irgendwie zu den bevorstehenden Wahlen.

„Seid fair miteinander“ appellierte Oberbürgermeister Claus Kaminsky, wohlwissend, was sich in den zurückliegenden Stunden in den sozialen Netzwerken abspielte, wenngleich dort das Niveau gen Null (manchmal in den Minusbereich) tendierte, nicht nur wegen der Inhaltsleere und der fast schon nicht mehr zu verkraftenden Schreibfehler. Lohnende Beispiele hierfür lassen wir lieber weg.

Bürgermeister rudert zurück

Der Rathauschef indes rudert irgendwie zurück, erklärt das Projekt zur Chefsache, beschwichtigt, widerspricht dem Ortsvorsteher Sascha Feldes und der ehemaligen Ortsvorsteherin Ingrid Ehmes, die darüber berichtet hatten, dass ein Investor und ein Betreiber für das geplante Seniorenzentrum bereit stehen. Die Debatte um den Standort sei „verfrüht“.

Jetzt soll sich umgehend der Arbeitskreis treffen und dann gibt es Gespräche. Transparenz und Bürgerbeteiligung waren die Schlagwörter, doch der Klein-Auheimer Pfarrer Olaf Schneider brachte es eigentlich auf den Punkt: Seit Jahren müht man sich um Betreuungsmöglichkeiten für alte Menschen in Klein-Auheim (in vertrauter Umgebung), aber „alte und pflegebedürftige Menschen können keine Straßenproteste organisieren“. Die Politiker fragt er: „Wem sollte mehr Gehör geschenkt werden: Dem, der am lautesten schreit oder dem, der in größerer Not ist? Geht es nur darum, noch schnell vor dem 6. März aufschäumende Wogen zu glätten?“

Und an die Anwohner gerichtet, schreibt der Pfarrer in seinem Leserbrief: „Konnte nicht jeder Anwohner (...) beim Bau beziehungsweise Zuzug wissen, dass die jetzige Freifläche gar nicht als Freifläche geplant ist (...).“ Interessiert eigentlich derzeit jemanden, welche Alternativen es vielleicht gegeben haben könnte, wieviel Quadratmeter zur Verfügung stehen? Wohl kaum... Es bleibt spannend in Klein-Auheim, auch nach den Wahlen. Garantiert!

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