Die erste Kirche in Klein-Steinheim soll schon zur Zeit des heiligen Bonifatius gebaut worden sein. Ein langer und steiniger Weg zur heute bekannten Kirche

Der 1930 vergrößerte Kirchturm trägt einen Hahn in Gedenken an den verstorbenen Pfarrer und Züchter Wahlig.

Steinheim (zja) – Die erste Kirche in Klein-Steinheim soll schon zur Zeit des heiligen Bonifatius gebaut worden sein. Klar, dass sich das Erscheinungsbild des Gotteshauses im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert hat. Schon um 1000 soll die erste Kirche in Klein-Steinheim, damals Nieder-Steinheim gestanden haben. Ein kleines, steinernes Kirchlein, welches später von einer romanischen Kirche abgelöst worden ist.

Von dieser romanischen Kirche zeugt heute noch das kleine Fenster in der Sakristei, welche zur Zeit der romanischen Kirche allerdings den Chorraum darstellte.

Die Kirche Sankt Nikolaus war bis 1449 die Pfarrkirche Steinheims. Auf Grund von Überfällen verlegte man die Pfarrei am 31. Oktober 1449 vom Dorf Nieder-Steinheim in die, von Mauern geschützte, Stadt Ober-Steinheim. Hier bildete nun die Kapelle der Stadt die neue Pfarrkirche.

Man wollte den Gottesdienstbesuch für die Gläubigen so sicherer machen. Um 1500 ließ Pfarrer Rosenbach, genannt der Indagine, die romanische Kirche im gotischen Stil umbauen. Man setzte größere Fenster ein und erneuerte den Glockenturm. 1635 wurde die Kirche bei einem Angriff der Schweden auf die Truppen des kaiserlichen Generals Lamboy schwer beschädigt. Doch trotz des Krieges ließ Pfarrer Wolbe die Kirche 1638 bis 1640 wieder errichten.

Sowohl der kaiserliche Oberst Albrecht Peter Götz, als auch der Steinheimer Oberamtmann Johann Georg von Ingelheim spendeten einige Gulden für den Bau. Doch auch die Klein-Steinheimer Gemeindemitglieder halfen beim Wiederaufbau mit. Die kleine, wiederaufgebaute Kirche, spiegelte die Armut seiner Erbauer wieder. Der Boden war mit Backsteinen gepflastert, die Decke war flach und tief und die kleinen Fenster ließen nur wenig Licht in das Innere der Kirche eindringen.

Diesem Missstand half man 1785 ab, als man die Wände ausweißte und größere Fenster einsetzte. Außerdem hob man den Boden etwas an und ersetzte die Backsteine durch Pflaster. Zu einer zweiten Anhebung des Bodens kam es 1830, da der Gestank der Gräber, der in der Kirche beerdigten Adeligen und Beamten unerträglich wurde. Doch diese Erhöhung reichte nicht aus, denn trotzdem drang bei der großen Überschwemmung 1882/83 auch in die Kirche Wasser ein. 1867 kam es in der Kirche in Groß-Steinheim zu Platzmangel.

Die Klein-Auheimer besuchten nun auch den sonntäglichen Gottesdienst in Groß-Steinheim, da ihre Kirche abgerissen worden war.

Pfarrer Ludwig führte deshalb in Nieder-Steinheim wieder Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen ein. Waren in den Jahren zuvor nur vier Gottesdienste im Jahr in Sankt Nikolaus gefeiert worden, fand bald darauf täglich eine Messe in der Kirche statt.

Am 29. November 1867 (laut andern Angaben 1900) machte Bischof Heinrich Brück Nieder-Kirchstein zu einer eigenen Pfarrei.

Das Langhaus der alten Kirche riss man 1892 ab. Es sollte eine neue größere Kirche gebaut werden, da es zu einer großen Zuname der Nieder-Steinheimer Bevölkerung kam. Die Grundsteinlegung für die neue Kirche erfolgte am 8. Mai 1892. Fertiggestellt wurde die Kirche ein Jahr später 1893. In diesem Jahr, am 23. Juli, erfolgte auch die Weihe durch Bischof Paulus Leopoldus Haffner. Das Schiff der neuen, aktuellen Kirche ist 23 Meter lang und 13,4 Meter breit.

Die Kirche ist, mit ihren spitzbogigen Fenstern, in der gotischen Bauweise gebaut worden. Die alte Kanzel aus dem Jahr 1651 ließ man bestehen und renovierte sie lediglich.

Das Pfarrhaus der Gemeinde Sankt Nikolaus Nieder-Steinheim wurde 1899 errichtet. Der Bau kostete die Kirchengemeinde 16.000 Mark. Das Geld für den Bau trugen die Gemeindemitglieder in Sammlungen zusammen. Pfarrer Wahlig kam 1901 als erster Pfarrer in die Gemeinde. Er war ein frommer und fürsorglicher Pfarrer und nebenbei auch Geflügelzüchter und besonderer Liebhaber und Züchter der weltberühmten „Steinheimer Bagdetten“.

Der alte Kirchturm war, mit seinen gerade mal 21 Metern, nun allerding zu klein für die große Kirche und so vergrößerte man den Turm 1930. Ein weiterer Grund für die Erhöhung war, dass man das Geläut nicht mehr weit genug hören konnte. Der Geflügelzuchtverein steuerte für den neuen Glockenturm, in Gedenken an sein Mitglied Pfarrer und „Steinheimer Bagdetten“-Züchter Wahlig, einen Turmhahn bei. Zudem schafft man drei neue Glocken an, die Kreuz-, die Leonhards- und die Marienglocke.

Diese weihte Dekan Keilmann aus Zellhausen am 25. Oktober 1930. Auch in die neue Kirche setzte man 1951 neue Fenster ein. 1988 schließlich wurde die Kirche das letzte Mal grundlegend verändert. Man renovierte die Kirche nach den Plänen von Professor Schädel. Am 4. Dezember 1988 wurde die Kirche vom Mainzer Weihbischof Eisenbach neugeweiht. Die Kirche, die vermutlich seit 1.000 Jahren in Nieder-Steinheim steht, hat schon vieles erlebt und wurde oft verändert, abgerissen und neu gebaut. Trotzdem blieb sie den Klein-Steinheimern immer erhalten und ist ein prägendes Element im Stadtbild.

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