Lokalschau der Geflügelzüchter Steinheim-Süd / „Was wir hier betreiben, ist ein Stück Kulturpflege.“ Von Löwen und Hühnern in Steinheim

Auszeichnungen bei den Steinheimer Geflügelzüchtern Süd während der Lokalschau. Am Wochenende konnten Besucher 127 Tiere von 13 Züchtern bestaunen. Foto: kama

Steinheim (kama) – „Was wir hier betreiben, ist ein Stück Kulturpflege. Wir präsentieren unseren Besuchern unter anderem Rassen, die bereits vor 300 Jahren in unsere Regionen importiert wurden, aber ohne die generationenlange Arbeit von Geflügelzüchtern früher oder später in der freien Laufbahn ausgestorben wären“, sagte Christoph Muth, der Ausstellungsleiter der Lokalschau des Geflügelzuchtvereins Steinheim Süd.

In der zweitägigen Ausstellung am vergangenen Wochenende konnten Besucher 127 Tiere von 13 Züchtern bestaunen. Darunter waren einige Exoten wie die chinesischen Cochinhühner. Ihren Beinamen „Kaiserhühner“ erhielten die Cochins, da mit ihrem sehr üppigen Federkleid die Bettdecken in den Palästen des Kaisers von China gefüllt wurden. Dadurch etablierten sich die Cochinhühner schnell zu einem Statussymbol für Wohlstand und Luxus. In den Steinheimer Ausstellungskäfigen konnte man ebenso die Plymouth Rocks Hühner betrachten, die von Christoph Kolumbus im 15. Jahrhundert aus der „Neuen Welt“ mitgebracht wurden. Bemerkenswert sind ihr starkes Immunsystem und ihre Robustheit.

Die Hühner sind kaum anfällig für Krankheiten und bringen auch im Winter Legeleistung. So kommt ein Plymouth Rocks Huhn im Jahr durchschnittlich auf beachtliche 190 Eier. Ein weiteres Highlight mit einer langen Geschichte stellten die ebenso in Steinheim ausgestellten Brahmahühner dar: Im 15. Jahrhundert hielten sehr viele Wohlhabende und Reiche in Indien Löwen. Auf Grund seiner beachtlichen Größe und des schnellen Fleischansatzes verwendete man das Brahmahuhn als Löwenfutter. Erst im 19. Jahrhundert fanden die Riesenhühner aus Vorderindien, die bis zu 70 Zentimeter groß werden können, als Handelsware ihren Weg über Amerika nach Europa. Dieses und weiteres in Steinheim ausgestellte Federvieh wurde im Laufe der Ausstellung von Lother Fucker und Ingo Förster begutachtet. Beide Richter bewerteten von 127 Tieren insgesamt sieben mit der Bestnote „hervorragend“.

Darunter die Tiere von Lisa Jung, Peter Salg, Christoph und Armin Muth, Dieter Roth und Michael Imgram. „Wir sind stolz auf den Erfolg unserer Züchter“, sagte Christoph Muth, der gleichzeitig das Fehlen der Jugend im Vereinsleben bedauerte. „Unsere Leidenschaft lässt sich leider nicht immer in die Gesellschaft integrieren. Es ist schwierig in dicht besiedelten wie Groß- oder Vorstädten unserem Hobby nachzugehen, da es ausreichend Platz für die Volieren und Zuchtparzellen benötigt“, so Muth weiterhin. Des Weiteren erfordere die Geflügelzucht einen hohen Zeitaufwand, den viele Jugendliche nicht erbringen können oder wollen. „Ein erfolgreicher Züchter muss täglich zwischen einer und drei Stunden in dieses Hobby investieren“, erklärte Christoph Muth.