Typisierungsaktion am Sonntag, 2. April Nur Stammzellspende kann Tobias Peter (22) helfen

Tobias Peter (22) braucht einen Stammzellspender.

Hanau / Steinheim (red) – Der erst 22-jährige Tobias Peter aus Steinheim hat Blutkrebs. Eine Stammzellspende ist seine einzige Überlebenschance. Bislang ist die weltweite Suche nach einem „genetischen Zwilling“ erfolglos. Um keine Zeit zu verlieren, planen seine Familie und Freunde von der Feuerwehr Steinheim eine große Registrierungsaktion (wir berichteten).

Wer gesund und zwischen 17 und 55 Jahre alt ist, kann sich am Sonntag, 2. April, in der Hauptfeuerwache Hanau im Stadtteil Lamboy, August-Sunkel-Straße 3, von 11 bis 16 Uhr als potenzieller Stammzellspender bei der Deutschen Knochenmark-Spenderdatei (DKMS) registrieren lassen. Auch Geldspenden werden dringend benötigt, da der gemeinnützigen Gesellschaft für die Registrierung eines neuen Spenders Kosten entstehen.

Im Interview gibt Bettina Steinbauer, Aktionsleiterin der Spenderneugewinnung bei der DKMS, Antworten auf wichtige Fragen zu der Typisierungsaktion.

Wer kommt als Spender in Frage, wer nicht?

Bettina Steinbauer: Grundsätzlich kommt jeder gesunde Mensch zwischen 17 und 55 Jahren, der mindestens 50 Kilogramm wiegt, als Spender in Frage. Ausschlussgründe sind unter anderem schwere Erkrankungen des Herzens oder der Lunge, Krebserkrankungen, Hepatitis B, C oder D oder auch chronische Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes. Für Detailfragen steht am Aktionstag ein DKMS-Betreuer vor Ort zur Verfügung.

Warum ist die Altersgrenze auf 55 Jahre beschränkt?

Ein höheres Spenderalter gilt nach Literaturlage als eindeutiger Risikofaktor für den Erfolg der Transplantation. All unsere Spender bleiben aber bis zur Vollendung des 61. Lebensjahres in der DKMS als potenzieller Stammzellspender aktiv.

Wie läuft die Registrierung am Aktionstag ab?

Nach dem Ausfüllen einer Einverständniserklärung werden dem Spender fünf Milliliter Blut aus der Armvene entnommen. Das Blut wird in einem Labor typisiert. Für den Spender ist das am Aktionstag zunächst eine Sache von 5 bis 10 Minuten und ein kleiner Pieks. Damit ist der erste Schritt getan, um einem Menschen das Leben retten zu können.

Wonach wird die Blutprobe untersucht?

Bei einer Typisierung werden die Gewebemerkmale des Blutes bestimmt. Die Blutgruppe spielt hier keine Rolle. Die Befunde werden anschließend anonymisiert an das Zentrale Knochenmarkspender Register (ZKRD) in Ulm weitergeleitet, wo sie für Patientenanfragen aus dem In- und Ausland zur Verfügung stehen.

Die Aufnahme in die DKMS kostet 50 Euro. Wofür wird das Geld benötigt?

Die Bestimmung der Gewebemerkmale ist eine sehr aufwendige Laboruntersuchung. Für die Neuaufnahme eines potenziellen Lebensspenders entstehen der DKMS Kosten von 50 Euro, die weder von den Krankenkassen übernommen noch staatlich bezuschusst werden. Wir wissen, dass nicht jeder seine Typisierungskosten selbst tragen kann. Aber auch kleine Beträge helfen.

Wann kommt man als Stammzellenspender in Frage?

Die Gewebemerkmale von Patient und Spender müssen nahezu hundertprozentig übereinstimmen, damit eine Transplantation erfolgreich durchgeführt werden kann. Die Übereinstimmung der Gewebemerkmale zweier Menschen ist allerdings äußerst selten. Deshalb ist es sehr wichtig, dass so viele Menschen wie möglich als potenzielle Stammzellspender registriert sind.

Was geschieht mit den Blutproben, die abgegeben werden?

Alle Blutproben der Aktion werden ins Labor gebracht und untersucht. Im Labor werden zehn Gewebemerkmale analysiert. Entscheidend für eine Stammzellspende ist die Übereinstimmung von mindestens acht Gewebemerkmalen.

Gesetzt den Fall, die HLA-Merkmale eines Spenders stimmen mit denen eines Patienten überein. Was geschieht danach?

Kommt man als Spender für einen Patienten in Frage, kommt es zu einer Bestätigungstypisierung. Der potenzielle Spender wird gebeten, erneut eine Blutprobe abzugeben. Wird der Befund bestätigt, muss der potenzielle Spender endgültig entscheiden, ob er für den Patienten zur Verfügung stehen will. Die bloße Registrierung bei der DKMS beinhaltet zunächst keine bindende Verpflichtung. Denn oft kommt es erst nach Jahren zu einer Anfrage für eine Stammzellspende.

Was passiert bei einer Knochenmark- oder Stammzellentnahme?

Es gibt zwei Entnahmeverfahren: Seltener durchgeführt wird die Knochenmark- entnahme, bei der dem Spender das Blut-Stammzellgemisch unter Vollnarkose direkt aus dem Beckenkamm (nicht Rückenmark) entnommen wird. Es bildet sich übrigens nach zwei Wochen wieder vollständig nach. Die wesentlich häufigere Methode ist die periphere Stammzellentnahme: Dem Spender wird ein Medikament verabreicht, welches die Produktion der Stammzellen im Knochenmark anregt und diese in die Blutbahn ausschwemmt. Dann werden die Stammzellen über ein spezielles Verfahren aus dem Blut gesammelt.

Muss sich der Spender auf einen längeren Krankenhausaufenthalt gefasst machen?

Bei der Knochenmarkentnahme aus dem Beckenkamm ist in der Regel ein Krankenhausaufenthalt von etwa drei Tagen erforderlich. Die periphere Entnahme der Stammzellen erfolgt ambulant in einer Entnahmeklinik und dauert in der Regel drei bis vier Stunden.

Was sind die Anzeichen für einen Erfolg einer Stammzelltransplantation?

Nach etwa zwei bis vier Wochen gibt der Anstieg der weißen Blutkörperchen erste Anhaltspunkte dafür, ob die neuen Stammzellen ihre Aufgabe aufgenommen haben und gesunde Blutzellen bilden. Ist beim Patienten ein stetiger Anstieg weißer Blutkörperchen nachweisbar, steigt auch seine Chance auf ein zweites Leben.

Weitere Artikelbilder