Närrische Götter in der Klein-Auheimer TSV-Halle / 125 Jahre Carnevalverein Der Olymp feiert den CV in seiner Jubiläums-Gala

„Professor Weinstein“ alias Walter Bauer und die Crazy Ladies „spazierten“ durch die Jahre von der CV-Gründung 1895 bis heute.

Klein-Auheim (zli) – „125 Jahre CV“ und den Startschuss in die heiße Phase der Klanaamer Fassenacht: das feierte der Carnevalverein in der mit feierfreudigen Narren voll besetzten TSV-Halle. Von DJ Holger vor Beginn schon in Partystimmung gebracht, ging es los an einem Abend, der einen gelungenen Mix aus Ehrungen, Reden in der Bütt’, Musik und Entertainment bot.

Zum Auftakt begrüßten das 75. CV-Prinzenpaar Stefan I. und Cornelia I. ihr närrisches Volk im Jubiläumsjahr, erinnerten an frühere Zeiten im „Grünen Baum“ und erklärten in ihrer Ansprache, wie es denn sein kann, dass man mit Wohnsitz in Steinheim doch trotzdem Prinzenpaar in Klein-Auheim wird. Auf der Bühne auch die Gäste Prinz Philipp I. und Prinzessin Phoebe I., Kinderprinzenpaar der 1. KG Klein-Auheim: diese gaben ihren Eltern ganz klar ihre Richtung vor „Aufräumen der Zimmer? Als Hoheiten nimmer!“ und Sitzungspräsident Dominik Kugler machte in seiner Eröffnungsrede eindeutig klar, was von den Narren im Saal erwartet: „Mer’ mache durch bis morsche früh!“.

Aber erst das Feierliche: Franz Schneider, unermüdlicher Helfer hinter den Kulissen und als einer der „CV-Sänger“ auch an diesem Abend wieder live on stage, wurde als ein „Urgestein“ des CV für närrische 31 Vereinsjahre mit dem Stadtorden aus Hanau geehrt. Überreicht wurde dieser von Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck, die auch eine Überraschung im Gepäck hatte: Den CV-Vorsitzenden Sascha Feldes erlebt man wohl eher selten „sprachlos“ - am Samstag hingegen schon. Gerührt und stolz nahm er für seinen Verein die „silberne Ehrenplakette“ für die Verdienste und Pflege der hessischen Fastnacht entgegen, direkt aus der Landeshauptstadt Wiesbaden.

Und dann ging es rund: „Rock around the clock“ performten sehr goldig die „Sternchen“, die jüngsten Schau-Tänzerinnen, und Protokoller Jan Bisceglia teilte anschließend ordentlich politische Seitenhiebe aus. Ob AKK als Nachfolgerin von „Panzer-Uschi“, die Gemeinsamkeit der maroden Bundeswehr mit der vereinseigenen Kanonengarde als „Persiflage auf das Militär“, Scheuer und sein Mautdebakel, die „Pünktlichkeit“ der Deutschen Bahn, der amerikanische „Albtrump“ - jeder bekam ordentlich sein Fett weg. Sehr deutliche Worte bekam die AfD ab, bei der es mit ihrem „Adolf Höcke“ eindeutig mit „rechten Dingen“ zugehe und dessen Partei er zur „Bremsspur in der Unterhose Deutschlands“ deklarierte. Denen würden nur die „Ochsen und Esel“ hinterherlaufen, die übrigblieben. Auch Lokales kam nicht zu kurz: Jan klärt auf über die „Bahnsteigkrankheit“ des Hanauer OB Claus Kaminsky und natürlich fehlten die üblichen Sticheleien in Richtung Nachbar Staanem nicht, auch wenn der CV nun mit seinem in Steinheim lebenden Prinzenpaar doch durchaus „Integration und gelebtes Multi-Kulti“ beweise.

„Nimm die Beine in die Hand, mach die Augen zu und tanz, tanz, tanz“ , das steht definitiv als Motto für alle Tanzgruppen des Abends fest. Der Auftritt der „Moonlights“ begeisterte die Zuschauer, gelebte Ökumene und Sinn für Humor bewiesen die beiden Auheimer Pfarrer Lukasz Szafera und Ann-Sophie Huppers als „Gardist“ (Szafera) und „Komiteeler“ (Huppers), die sich in ihrem Gespräch gegenseitig frotzelten, wer denn nun der „bessere Fastnachter sei“ und „die meiste Arbeit erledige“? Wie es sich aber für die Geistlichkeit - und unter Fassenachtern sowieso - gehört, gab es dann doch noch versöhnliche Töne, denn „am Ende braucht mer’ alle beide!“.

Abgerundet wurde der erste Teil mit weiteren tollen Garde- und Solotänzen (Charline Hill, Ylva Nadj) und den getanzten „Szenen einer jungen Ehe“ (das frühere CV-Prinzenpaar Birgit Bauer-Ladwig und Thomas Ladwig).

Vor der Pause heizten nun noch die „Tümmler“ (alias „Franz P., Herbie D. und P. Adams“) dem Publikum mit einer enthusiastischen Karaoke- und Danceshow mit Ballermann- und Rockhits ordentlich ein.

Den zweiten Teil des Abends eröffneten die „CV-Sänger“, die „Rotzgören“ (Lynn Seibert, Amelie Kaiser) gaben in ihrer Büttenrede vor allem dem CV-Vorsitzenden Sascha Feldes und dem Elferrat ordentlich Zunder, weitere Solos von Lara Hehlert, Natalia Pyka und Lena Rachor - die gleichzeitig auch zehn Jahre als Solotänzerinnen auf der Bühne stehen - zeigten, dass sich der CV vor allem um seinen tänzerischen Nachwuchs offenbar keine Sorgen machen muss.

Und wer dachte, die Klanaamer bräuchten einen Fluxkompensator um eine Zeitmaschine zu bauen, wurde von „Professor Weinstein“ alias Walter Bauer und den Crazy Ladies eines Besseren belehrt. Nein, waschechte Klein-Auheimer bekommen das auch mit zusammengenagelten Holzlatten hin. Einsteigen, los geht’s: Durch die Zeit vom CV-Gründungsjahr 1895 bis zum Jubiläumsjahr 2020 tanzten sich die „Crazy Ladies“ mit rasanten Kostümwechseln und passenden Songs durch die verschiedenen musikalischen Epochen.

Darauf ein Prosit: „Bier macht schee“, darin schienen sich nun die „Sexperten“ Hoppel und Moppel (Thomas Ladwig und Jürgen Streck) einig, bei einem Kaltgetränk am Stehtisch tauschten sie sich in typischer Stammtischmanier mit derben Witzeleien über den Stress mit den leidigen Ehefrauen und ihre eigenen, vermeintlich männlichen, Stärken aus. Die einen hatten also Probleme mit der Frauenwelt, ein anderer hatte eher ein Thema mit dem „Schaltjahr“: Walter Bauer, ehemaliger Sitzungspräsident und früherer Elferchef, beschäftigte sich in der letzten Büttenrede des Abends mit Daten- und Wochentags-Verwirrungen, Staanemer Nachtwächtern und damit, was man beim Busfahren in Hanau wohl so erleben könne: „In Steinheim hält kein Bus, auch nicht wenn der Fahrer muss.“.

Von der letzten Schunkelrunde des Abends animiert, verlassen nun auch noch die Götter ihren Olymp, um mit ihren Gespielinnen von der Schautanzgruppe „Esprit“ nochmal tänzerisch dem CV zu huldigen. Zum Abschluss der gelungenen Jubiläums-Sitzung versammeln sich alle Aktiven noch einmal um ihre Tollitäten zum Finale, bei dem natürlich auch das „Klanaamer Knerrn“-Lied nicht fehlen darf.

Zu bemerken bleibt noch zum Schluss, dass es bis auf einige Ausnahmen doch erstaunlich wenig Frotzeleien in Richtung Steinheim gab, da scheinen es die CVler mit ihrer gelebten Integration und Toleranz gegenüber den Staanemern doch wohl tatsächlich ernst zu meinen? Vielleicht ist es aber auch nur die Ehrfurcht vor ihrem Prinzenpaar? Man weiß es nicht und darf also gespannt sein auf die Antwort des CV zu diesem persönlichen Eindruck bei der Klanaamer Fassenacht 2021.

Lesen Sie hierzu auch "Kostümsitzung..." mit erster Bildergalerie.

Fotos von der CV-Gala in unserer zweiten Bildergalerie.

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