„Ich wäre kein Chirurg, sondern Heilpraktiker“ Steinheims Pfarrer Lukasz Szafera im Sommer-Interview

„Wenn ich mich mit einem Arzt vergleichen müsste, wäre ich kein Chirurg, sondern in erster Linie Heilpraktiker.“ sagt Steinheims Pfarrer Lukasz Szafera über sich selbst. Foto: kama

Steinheim (kama) – Lukasz Szafera wurde 1975 geboren und genoss eine theologische Ausbildung in Polen. Im Jahr 2001 emigrierte er nach Deutschland, betreute in Offenbach eine polnisch sprechende Gemeinde und absolvierte ein Studium an der Hochschule der Jesuiten in Frankfurt. 2006 wurde er Pfarrer in der St. Josef-Gemeinde Rüsselsheim, seit April des vergangenen Jahres betreut Pfarrer Szafera die Steinheimer Pfarrgemeinden St. Johann Baptist und St. Nikolaus. Im Sommer 2018 soll Szafera mit Hilfe eines Pfarrvikars die aus drei Pfarrgemeinden bestehende Pfarrgruppe Steinheim/Klein-Auheim leiten.

 

? Pfarrer Szafera, Sie sind nun seit über einem Jahr in Steinheim. Ein kurzer Rückblick?

! Das erste Jahr lief besser als erwartet. Ich kann mich erinnern, dass Dekan Dieter Bockholt mir bei einem unserer ersten Treffen gesagt hat, ich solle froh sein, dass mein Terminkalender noch so entspannt und frei sei, das würde sich sehr schnell ändern. Und tatsächlich kamen in den ersten Wochen nach meiner Amtsübernahme sehr viele Termine seitens der zwei Steinheimer Pfarreien, der örtlichen Gremien und Vereine und auch der Klein-Auheimer Pfarrei. Mein Kalender ist jetzt doppelt so groß und platzt aus allen Nähten, aber das ist in Ordnung. Hier bin ich sehr dankbar, dass mir seitens des Bistums zahlreiche Berater und Helfer zur Verfügung gestellt werden: All diese Menschen helfen mir die Termine zu strukturieren und das Wichtigste zu fokussieren.

Dienstgespräche sind wichtig

Für mich ist Kollegialität und Kommunikation sehr wichtig, nur gemeinsam schaffen wir die vor uns stehenden Herausforderungen. Immer wieder höre ich, dass wir in Steinheim noch nie zuvor so viele Dienstgespräche hatten. Doch genau das finde ich wichtig für eine funktionierende Gemeinschaft.

? Was läuft in Steinheim gut und was ist verbesserungswürdig?

! Die religiöse und politische Zusammenarbeit zwischen der katholischen und evangelischen Gemeinde, den Gremien und der Stadt läuft hervorragend. Was allerdings besser laufen könnte, ist der Kontakt mit den Klein-Auheimer Gemeinden. Die Beziehungen zwischen Steinheim und Klein-Auheim vergleiche ich sehr häufig mit der polnischen TV-Komödie „Sami swoi“ von 1967. In dem Film geht es um zwei Familien, Pawlak und Kargul, die in der direkten Nachbarschaft wohnen und nicht ohne, aber auch irgendwie nicht richtig miteinander können. Da gibt es herrliche Freundschaften, gemeinsame Feste und schöne Momente, aber gleichzeitig auch immer wieder witzig gemeinte Seitenhiebe sowie leider auch Ärger und Streitigkeiten. Es ist nicht so, dass mir die lokale Geschichte zwischen den Stadtteilen nicht bekannt sei oder dass ich die Unterschiede der Gemeinden nicht kenne, allerdings sind Klein-Auheim und Steinheim nun auch keine absolut gegensätzlichen Welten.

? Wie bereiten sie sich auf die Betreuung der großen Pfarrgruppe Steinheim und Klein-Auheim im nächsten Jahr vor?

! Ich habe schon einige Gottesdienste in Klein-Auheim gehalten und ich habe dort sehr viel Freude und Neugier gespürt. Auf diese neuen Aufgaben bin ich mittlerweile gut vorbereitet und freue mich, mich diesen Herausforderungen der drei Pfarrgemeinden zu stellen. Egal wo ich bin, ich bin mit ganzem Herzen dabei. Natürlich hat jede Gemeinde einen anderen Schwerpunkt und einen individuellen Charakter, aber man darf diese Unterschiede nicht als etwas Schlechtes sehen. Ganz im Gegenteil: Gerade diese Unterschiede machen diese Gemeinden so einzigartig und schön. Umso schöner ist es für mich, sich hier voll und ganz zu engagieren.

? Was für einen Pfarrer erwarten die Menschen in Klein-Auheim?

! In mir schlagen zwei Herzen: Einerseits eine polnische Seele mit ihrer Offenheit, geistlichen Spiritualität und Harmoniebedürftigkeit und andererseits die deutsche Seele mit Vernunft, rationalem Verstand und sehr guter Planung. Wenn ich mich mit einem Arzt vergleichen müsste, wäre ich kein Chirurg, sondern in erster Linie Heilpraktiker. Natürlich, wenn es drauf ankommt, würde ich auch mit Skalpell im Operationssaal arbeiten, aber primär würde ich zuerst mit Kräutern, Ölen und Heilpflanzen behandeln. Wichtiges und Notwendiges muss sofort erledigt werden, gar keine Frage, aber vieles kann man auch mit Beharrlichkeit, Ruhe und viel Zeit schaffen. Darauf müssen sich Menschen vorbereiten, damit sie nicht enttäuscht werden.

Spiritualität aus einer Quelle

Im Vergleich ist Pfarrer Olaf Schneider ein sehr frommer Mann, der einen sehr tief verwurzelten Glauben in sich führt. Ich habe ihn in einem Gespräch mal mit einem Wasserfall verglichen: Wenn er betet oder Gottesdienste hält, kommt aus einer für uns nicht sichtbaren Quelle sehr viel Spiritualität hervor; es sprudelt förmlich. Jeder, der mit ihm eine Zeit verbringt, kann von dieser Spiritualität schöpfen - selbst ich. Ich bin hingegen anders; nicht nur der Stil meiner Gottesdienste, sondern wahrscheinlich auch meine Art in der Verwaltung wird eine andere sein.

>>> Den zweiten Teil des Sommer-Interviews mit Pfarrer Szafera lesen Sie in der nächsten Ausgabe der HeimatPost.