Knallbunte Tapeten und Hits „am laufenden Band“ Theaterabend bei der kfd St. Nikolaus Steinheim

Oliver und Friederike Nedelmann entführten die Besucher des kfd-Theaterabends in Steinheim in ihr Lieblingsjahrzehnt: die quietschbunten 70er. Foto: kama

Steinheim (kama) – Es heißt, die 1970er seien das Lieblingsjahrzehnt der Deutschen: Knallbunte Tapetenmuster, die leider auch ihren Weg in die Textilindustrie fanden und so eine schrille und glitzernde Mode beeinflussten, neue Tastentelefone, Spaghetti und Lambrusco, die Möglichkeit, den Dienst an der Waffe zu verweigern, Hippieschmuck, Joints und „Pink Floyd“, Willy Brandts Kniefall sowie die legendäre Fußball-Weltmeisterschaft 1974.

Die 1970er waren ein Jahrzehnt der Befreiung und Farbe: Die Welt wurde bunt, grell und schrill. Der Mief der 50er und das Grau der 60er wichen einer großen Neugier und Lebenslust. Dieses Lieblingsjahrzehnt hat das Ehepaar Oliver und Friederike Nedelmann in dem Theaterstück „Am laufenden Band“ verarbeitet, das sie für die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) St. Nikolaus im Steinheimer Jugendheim in der Karlstraße präsentierten. Im Publikum versammelten sich die Frauengemeinschaften aus Rodgau, Klein-Auheim, Steinheim sowie Hanau Stadt und genossen den Witz der beiden Hauptakteure.

In ständig wechselnden Rollen und minimalistischen, aber auf den Punkt getroffenen Verkleidungen ließen die Nedelmanns eine Zeit auferstehen, die fast jeder im Publikum selbst miterlebt hat: Eine Zeit, in der Rio Reiser und seine Band „Ton, Steine, Scherben“ mit sozialkritischen Texten die Jugendkultur prägte, Werner Reinke die Hitparade International moderierte und immer in die Intros der Songs quatschte, man sich seine erste Sehnenscheidenentzündung mit einem Kassetten-Bandsalat und einem Bleistift holte, das TV-Programm aus drei Sender bestand und nach Sendeschluss das Testbild aufflackerte.

Oliver und Friederike Nedelmann ließen auf der Bühne mit großer Detailliebe internationale Geschehnisse wie den Vietnamkrieg und das Wettrüsten des Kalten Krieges, aber auch lokale Ereignisse wie das Zusammenlegen von Urberach und Ober-Roden wieder aufleben. Das Duo brachte in lockerer Atmosphäre, aber auch mit der nötigen Sachlichkeit Erinnerungen an ein Jahrzehnt zum Leben, das viele Menschen nachhaltig geprägt hat: „Am laufenden Band“ überzeugte das Publikum durch seine ausbalancierte Gratwanderung zwischen Komik und Ernsthaftigkeit.