Erinnerungen an den Redaktionsalltag in den siebziger und achtziger Jahren in Seligenstadt und Hanau „Weltbewegende“ Glosse des Chefs und schwarz-weiße Fotos im Filmrollen-Archiv

Filmrollen mit den schwarz-weiß Filmen seit 1972 sind bei „beko“ in einem eigens gebauten Regal archiviert. Foto: zte

Stadtteile (beko) – Gerade noch geschafft. Gleich ist Redaktionsschluss. Schnell die fast noch feuchten Fotos aus dem Auto holen, ab in die Redaktion, Besprechung, welche Motive genommen werden, dann noch etwas am Artikel verändern und schon meldet sich die Technik. Derweil wird in der Druckerei alles eingerichtet für den Druck der Zeitung von morgen. Der Stress ist heutzutage nahezu der gleiche, die Arbeitsschritte völlig verändert. Rückblende auf die siebziger (und achtziger) Jahre.

Zugegeben, ich war jung, sehr jung für damalige Verhältnisse, beim Einstieg ins journalistische Geschäft. Der einstige Redakteur der Seligenstadt-Seiten in der Offenbach-Post (OP) ist lange schon tot, die älteren Leser erinnern sich zweifelsohne an ihn: Alf Heppner. Mit seiner Ehefrau Uschi war er der „Hans Dampf in allen Gassen“, hatte sein Ohr am Leser und war beim Gestalten der Seiten den örtlichen Politikern manchmal mehr als zugeneigt. Es waren die Jahre der Staffelübergabe in der Einhardstadt von Bürgermeister Fritz Bruder zu Willi Brehm. Da konnte ab und zu schon Bürgermeister Willi Brehm höchstpersönlich und unangemeldet in der Redaktion auftauchen und noch eine „brandaktuelle Meldung“ vorbeibringen. „Für die Ausgabe von morgen“ natürlich.

Schon öfters gesichtet wurde in den Jahren danach der gelernte Bankkaufmann und aufsteigende CDU-Stern aus Froschhausen, Frank Lortz. Den kleinen drei Jahre jüngeren Freien Mitarbeiter, der ich war, hat er anfangs nicht zur Kenntnis genommen. Zielgerichtet ging’s (vorbei am Mitarbeiterzimmerchen, wo heute der Schreibtisch des Heimatbundes steht) schnell ins Erkerzimmer des Einhardhauses mit der aufwendig gearbeiteten Stuckdecke, wo der „Chef“ thronte und von seinem Arbeitsplatz aus zumindest jederzeit den Marktplatz im Visier hatte.

Noch waren die Seiten für den nächsten Tag nicht fertig. Das Geklapper der Schreibmaschinen dominierte, „Hase“, wie Alf seine Angetraute zu nennen pflegte, war noch mit der Kamera unterwegs und ein Anruf bei der Polizei brachte mitunter eine aktuelle Meldung mit sich. „Immer fleißig tippen...“ war damals wie heute angesagt.

Die Reporter draußen vor Ort drückten auch auf den Auslöser, entwickelten ihre Filme und Fotos selbst im hauseigenen Labor. Wenn’s ganz schnell gehen musste, durfte auch schon mal das Labor eines Fotogeschäftes genutzt werden. Schwarz-weiß war vor fast 50 Jahren noch angesagt, erst später entdeckt man das erste Farbfoto in der Zeitung.

Ins sprichwörtlich „kalte Wasser“ warf Alf Heppner den Chronisten dieser Zeilen. Nachdem er die eine oder andere Ankündigung und kleinere Artikel schon mal geliefert hatte, ging’s in eines dieser Sommer-Zeltlager und Alf hatte die blendende Idee: Du schreibst mir mal einen großen Bericht und ich komm vorbei und mach die Fotos. Gesagt, getan. Die erste von vielen Zeltlagerseiten in der OP war veröffentlicht. Kein Honorar gab’s die ersten Jahre, dafür am Jahresende ein Treuebuch als Mitbringsel. Mit einer Menge interessanter und teils eigenwilliger Menschen kam man zudem in der Redaktion und bei Terminen in Kontakt. Jene, die sehr selbstbewusst auftauchten und auch mal Forderungen stellten, was alles in die Zeitung muss. Andere wiederum, die nicht viele Worte machten, hätten sie sich doch danach in einer der Rubriken des Blattes wiedergefunden. Im Gegensatz zu denen, die eigens deshalb die Redaktionsräume im ersten Stock des Einhardhauses in Seligenstadt besuchten, um sich oder ihren Verein oder Verband bei den Redakteuren ins Gedächtnis zu rufen. Die Hanau-Seiten der Offenbach-Post (heute Hanau-Post) sowie die HeimatPost wurden damals noch im Haupthaus in Offenbach produziert. Hans-Günther Schmidt (der mit dem Kürzel -dt) war damals verantwortlich, später kamen die in Hanau nicht Unbekannten Wolfgang Kischel und Thomas Kirstein dazu. Auch damals gab es schon diese „Zeltlager-Seiten“, die vor allem über den Sommer retteten, aber auch jenes Interview mit dem gebürtigen Steinheimer und damaligen Bischof von Mainz, Hermann Kardinal Volk, ist in Erinnerung.

Später dann war die Redaktion in Steinheim.

Zurück zum Termindruck: Mittags gegen 14 Uhr, während andere an den Inhalten der Seiten feilten, ließ sich Redakteur Alf nieder, um seine „welt- oder sagen wir lieber stadtbewegende“ Glosse zu schreiben, die auch immer wieder Gesprächsthema waren. Nichts anderes sollten sie sein.

Die Artikel sind fertig, die Fotos liegen vor, ab in die Redaktion nach Offenbach-Stadtmitte am Aliceplatz. Wichtigster Mann dort der „kleine Dieter“, der dafür sorgte, dass die Textmanuskripte direkt zur Technik kommen und dort erfasst werden. Speichermedium „Lochstreifen“. Da lohnt sich heute das „Googeln“.

Derweil wird am Layout „gebastelt“, die Bilder für die Ausgabe von morgen ausgewählt, zurecht geschnitten und ebenfalls zur Technik weitergeleitet, vorbei an den Schreibtischen der Politikredakteure, die auf neueste Nachrichten aus dem Fernschreiber warteten.

Schnell noch mal in der Technik vorbei schauen, ob alles passt, Dieter berichtet von den „Eilmeldungen“ des Tages. Ein Artikel muss gekürzt werden, schnell die letzten Zeilen rausgestrichen. Die Arbeit war geschafft!

Von wegen! Es war jener Wochentag in den Siebzigern, an dem nach getaner Tagesarbeit das „Blättchen“ wartete. Heimatblatt zusammenstellen. Noch mal einige Stunden Arbeit, Texte umstellen, neue Fotos zusammensuchen.

„Ein Redakteur hat’s schwör“, konnte man mitunter vernehmen. Und mit etwas Glück, gab’s dann auf dem Rückweg von Offenbach nach Seligenstadt noch einen Besuch bei einem Pressetermin mit einer Hoffnung: „Hoffentlich haben die uns einen Waschzettel mit den wichtigsten Informationen und Namen vorbereitet.“

Denn schon in ein paar Stunden geht’s an die nächste aktuelle Ausgabe...