16. Klein-Auheimer Wolfsheulnacht im Wildpark "Alte Fasanerie" Von Wölfen und anderen Tieren

16. Wolfsheulnacht in Klein-Auheim.  Foto: kama

Klein-Auheim (kama) – Mitten im dunklen Wald, zwischen meterhohen Bäumen, steht eine Frau still auf einem Steinhügel. Sie atmet die kalte Nachtluft ein und bereitet sich auf das Kommende vor. Zwei Wölfe nähern sich ihr mit schnellen, aber leisen Schritten. Direkt vor der Frau bleiben die Tiere stehen. Sie warten auf Anweisungen. Die Frau streckt die Hände zum Mund, neigt ihren Kopf nach hinten und fängt an zu Heulen. Bereits nach den ersten Tönen der Wildbiologin Dr. Marion Ebel setzten die Polarwölfe Ayla und Scott ebenso ein. Und liefern das Highlight der 16. Wolfsheulnacht in der Alten Fasanerie in Klein-Auheim.

Dr. Ebel, der einzige Mensch, der das Wolfsgehege betreten darf, hatte die Polarwölfe Ayla und Scott ab dem zehnten Tag nach der Geburt mit der Flasche großgezogen und über monatelangen, sehr engen Kontakt auf sich geprägt: „Unsere Beziehung basiert auf Vertrauen und Freundschaft und ist einmalig.“ Das Heulen hat sie bereits mit den Welpen geübt, als diese „so groß wie ein Päckchen Butter“, noch blind und taub auf ihrem Bauch lagen.

Mehrmals im Jahr veranstaltet die Wildbiologin die Wolfsheulnacht in der Alten Fasanerie in Klein-Auheim. Die Veranstaltung ist stets ein überregionaler Zuschauermagnet: Tierfreunde, Wildtierfotografen und ganze Familien versammeln sich, um das schaurig- schöne Spektakel mit eigenen Augen und Ohren zu erleben.

Doch bis dahin sind es oft weite Wege: Auch wenn die Parkplatzsituation rund um die Fasanerie gut ausgelegt ist, ist die Menge an Besuchern und Autos erst einmal zu bewältigen. Hier halfen ehrenamtliche Parkplatzanweiser und machten mit Sicherheitswesten und Leuchten einen guten Job. Die Damen im Kassenhäuschen arbeiteten ebenso auf Hochtouren und verloren dabei zu keiner Zeit ihr freundliches Lächeln. Doch nach dem Betreten der Fasanerie wurde es für so manchen Besucher jedoch schwierig: Die Wege von den Parkeingängen zum Wolfsgehege von Ayla und Scott waren nur durch vereinzelte Schwedenfeuer sehr spärlich beleuchtet.

Die kleinen, unbeleuchteten Wegweiser, die man im Vorfeld an den Bäumen am Wegesrand befestigt hatte, erfüllten in der Dunkelheit des Abends leider nicht ihren Zweck und wurden von den meisten Besuchern übersehen. Die meisten Erstbesucher folgten der Masse und hofften das gleiche Ziel zu haben. Doch trotz vereinzelter Irrwege versammelten sich am vergangenen Wochenende hunderte Besucher am Wolfsgehege: Ausgestattet mit Softdrinks, Bier und gegrillten Würsten, blitzenden Fotokameras und Handys standen die Menschenmassen rund um den Wolfshügel und warteten auf das tierische Konzert.

Dicht gedrängt an den Zäunen prägte Egoismus und Missgunst die Stimmung: Jeder wollte die beste Position für ein Foto haben; jeder wollte das Spektakel mit eigenen Augen sehen, am besten ohne Hinterköpfe vor dem Gesicht oder der Linse. Kinder wurden von Erwachsenen zur Seite gedrängt, Bäume wurden als Aussichtsplattform missbraucht und Pressevertreter mit dem Regenschirm bekämpft. Vielleicht fühlten sich viele Besucher durch die Atmosphäre des Events in einen wilden Urzustand zurückversetzt, vielleicht war es auch nur die Dunkelheit und Kälte, aber das war kein soziales Verhalten. Vielmehr zeigte sich im dichten Getümmel am Zaun des Wolfsgeheges wieder einmal mehr, dass Tiere mehr von sozialen Miteinander verstehen als Menschen.

„Es ist echt krass, dass man nicht mal die Kinder in die erste Reihe lässt und sich selbst als Erwachsener so in den Vordergrund drängt“, kommentierte ein Familienvater die Situation während er seinen Jungen auf die Schultern hob, damit dieser etwas sehen konnte. Doch auch wenn es - wie anders erwartet - in der großen Menschenmasse immer wieder schwarze Schafe gibt, kann die 16. Wolfsheulnacht als voller Erfolg angesehen werden. Spätestens als der schaurig-schöne Gesang der Wölfe begann, sah man im spontanen Mitheulen von kleinen Kindern die Naturverbundenheit und Gelassenheit, die Erwachsene in ihrem Alltag so schnell vergessen.

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