Im Zenja-Buchclub wird geschmökert und gespielt Kinder zum Lesen animieren

Gesine Grohmann (von links) spricht mit Zahida und Jannes an diesem Nachmittag unter anderem über das Buch „Wo geht der Astronaut aufs Klo?“. Foto: zcol

Langen (zcol) – Jannes hat es sich auf dem froschgrünen Sofa im ersten Stock des Zentrums für Jung und Alt (Zenja) gemütlich gemacht. Sein Kopf liegt auf einem der vielen dicken Kissen und er lauscht entspannt der Geschichte „Warum Mückenstiche jucken“. Hinter der verschlossenen Tür mit dem Stapel Bücher und der Lese-Eule, geht es geruhsam zu. Der Achtjährige ist eines von sieben Kinder im Alter zwischen 8 und 13 Jahren, die auf dem Sofa oder den bequemen Stühlen sitzen und jeden Mittwoch zum Zenja-Leseclub kommen.

Gerade ist Nora dran mit Vorlesen. Lässig im Schneidersitz hat die neun Jahre alte Grundschülerin das großformatige Hardcover auf den Knien und liest schon sehr flüssig. Die beiden ehrenamtlichen Kursleiterinnen Katharina Grain und Gesine Grohmann müssen kein bisschen helfen. Aus der Geschichte erfahren die Kinder, dass es der körpereigene Stoff Histamin ist, dass den Mückenstich-Juckreiz auslöst.

„Es ist gar nicht das Gift der Mücke“, sagt Noras Freundin Natali, „unser Körper wehrt sich gegen das Gift und das löst das Jucken aus.“ Schnell kommen die Kinder ins Gespräch, dass man an den Stichen nicht kratzen darf, weil sich das Histamin sonst unter der Haut verteilt und das Jucken noch schlimmer wird. Aufgeregt tauschen sie die besten Tricks aus: Eiswürfel seien ein guter Helfer, auch Zwiebelsaft haben die Mamis ihren Kindern schon auf die juckenden Stiche geträufelt.

Bei der nächsten Geschichte aus dem so lehrreichen und lustigen Buch „Wo geht der Astronaut aufs Klo“ von Christian Dreller, ist ein anderes Mädchen dran. Sie ist heute zum ersten Mal im Zenja und liest noch sehr holprig. Immer wieder bestärkt Katharina Grain das Kind, die Buchstaben zusammen zu ziehen. Ganz klar: Nur Übung macht den Meister und die anderen Kinder kennen die Situation.

Die Regeln sind dabei ganz klar: In dem Raum mit den großen Bücherregalen herrscht Respekt und Toleranz. Niemand lacht, weil der andere eben noch nicht so gut liest. Denn die Leseclub-Gruppe ist keineswegs homogen. Einige der Kinder kommen, weil sie eben so gerne lesen und so viel Freude an den Geschichten haben – andere wiederum sind regelmäßig im Zenja zu Gast, weil die Eltern wollen, dass sie ihr Lesen trainieren.

Seit 2014 gibt es den von der Stiftung Lesen geförderten Club im Zenja. Die Stiftung stellt die Regale und die Bücher – eine wirklich große Auswahl aktueller Kinder- und Jugendbuchliteratur, die die Club-Kinder auch ausleihen können. Und sie bietet auch Weiterbildung für die Clubleiter an: „Das ist sehr hilfreich. Da geht es nicht nur um Literatur und Lesetechniken, es ist auch gut, sich mit anderen Ehrenamtlichen Leseclub-Betreuern auszutauschen, wie sie in ihren Clubs mit den Kindern arbeiten“, schätzt Gesine Grohmann das Seminar-Angebot der Stiftung Lesen.

Bis zu drei Mal wöchentlich kommen die beiden Damen und Stefan Wagner, der dritte ehrenamtliche Unterstützer im Lese-Club-Team, zum Lesen zusammen. Meist arbeiten die Betreuer im Team zu zweit, aber die Gruppen sind mit maximal acht Kindern so klein, dass es auch alleine klappt, wenn mal einer ausfällt. Nach dem gemeinsamen Vorlesen gibt es eine kleine Pause zum Toben im Garten, danach wird gespielt oder gebastelt – je nachdem, worauf die Kleinen Lust haben.

„Das ist unser Luxus, den wir haben: spontan zu entscheiden, je nachdem wie die Dynamik in der Gruppe ist. Wenn die Konzentration nicht gut ist, wird auch mal weniger gelesen und mehr gespielt, wenn es gut läuft, lesen wir ganz viel. Wir müssen uns ja an keinen Lehrplan halten“, verrät Katharina Grain schmunzelnd. Die im Finanzsektor selbstständige Langenerin kennt das Mütterzentrum selbst noch aus Kindertagen, weil ihre Mutter mit ihr dort regelmäßig hinging. „Heute kann ich mir meine Zeit frei einteilen und mir macht es ganz viel Spaß, meine eigene Leidenschaft für Bücher und tolle Geschichten an die Kinder weiterzutragen. Es ist auch schön zu erleben, wie die Jungen und Mädchen Fortschritte machen und immer mehr Lust bekommen zu lesen“, erläutert die junge Frau ihre Motivation. Gesine Grohmann ergänzt, dass neben der Lesekompetenz auch die Sozialkompetenz der Kinder im Leseclub gestärkt wird.

Das gemütliche Lesezimmer, indem auch ein großer Basteltisch steht, sei eben ein geschützter Raum. „Das haben die Kinder auch ganz schnell verstanden“, ist Gesine Grohmann froh über das gute Lernklima in der Gruppe.

Wer jetzt noch zum Leseclub für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren dazu kommen möchte, informiert sich am besten bei Iris Jarschel vom Mütterzentrum, Telefon 06103 53344, E-Mail i.jarschel[at]zenja-langen[dot]de Der aktuelle Club ist mittwochs zwischen 15 und 17 Uhr, aber es gibt auch die Möglichkeit, Dienstag und Donnerstag zwischen 15 und 17 Uhr noch zwei Kurse anzubieten.