Schätzungsweise 6.000 Besucher schlenderten am Sonntag durch die Fressgass’ und Fünfhäusergass’ Martinsmarkt ist auch dieses Jahr wieder ein Besuchermagnet

Der siebte Martinsmarkt in Obertshausen war mit über 40 Ständen einmal mehr herbstlicher Treff für Jung und Alt. Foto: m

Obertshausen (m) – Bei den ersten sechs Martinsmärkten hat es schon wie aus Eimern geschüttet. Es war schon so bitterkalt, dass sich die tapferen Besucher mit Handschuhen an den Glühweinbechern wärmten. Einmal drohte Sturm, den Beschickern die Auslage um die Ohren zu fegen. Aber bei knapp 20 Grad haben sie noch nicht den römischen Offizier gefeiert, der dem Bettler im Schnee vorm Erfrieren rettete. Stattdessen versuchten einige Anwohnerinnen, mit Apfelpunsch und heißem Kakao Hunde im größten Tierheim Kroatiens in Varazdin zu retten. Der Erlös aus dem Verkauf winterlicher Getränke der Familie Ivcevic hilft mit, Gutes zu tun. Das gilt freilich auch für die Flüchtlingshilfe der Malteser, die mit internationalen Leckereien aufwarteten, die Tausendfüßler, die mit schicken Strickwaren Interesse gewannen, und den Freundeskreis Verschwisterung Ste. Geneviève des Bois.

Am blau-weiß-roten Stand dufteten Quiche Lorraine, Zwiebelsuppe und warmer Rotwein, während der OFC-Fanclub Remedy Bratwurst in rot-weiß brutzelte. Auch die Obertshausener Kickers erhitzten die Gemüter – mit heißem Kaffee und Slibowitz. Mädchen des Theresien Kinder- und Jugendhilfezentrums wärmten Linsen- und Kürbissuppe, Turnverein, Turngemeinde, Kolpinger, Kinder- und Jugendwehr waren mit Kuchen, Waffeln und Crepes gute Adressen für den Nachwuchs. Enormer Andrang herrschte vorm Würstchengrill der Reservisten, in Uniform bereiteten Sanitäter saftige Malteser-Burger

So mancher Weinfreund aus den Reihen der Gastgeber wie Hugo Beutler-Torkler vom Weinhaus Stetter fürchteten, das für die Jahreszeit typische Heißgetränk könnte angesichts des neuen mitteleuropäischen November-Klimas zu Ladenhütern werden. Doch damit lagen sie komplett falsch. Die Besucher hatten sich offenbar vorgenommen, den dampfenden Rebensaft zu kosten, gleich, was das Thermometer anzeigt, schätzte Organisator Jürgen Krapp.

Also kamen die Gastgeber des einzigartigen Marktes aus dem Schwitzen nicht mehr heraus. Krapp überzeugte Gourmets mit einer eigenen, geheimen Gewürzmischung für den Traditionstrank. Doch auch Aperol und Müller-Thurgau fanden am Stand im Zentrum des Trubels reißenden Absatz. Für die Weinfreunde schlug die siebte Ausgabe des herbstlichen Treffpunkts alle Rekorde, der Leiter schätzte, dass am Sonntagnachmittag mehr als 6000 Gäste durch Fressgass’ und Fünfhäusergass’ gezogen sind.

Zufrieden zeigten sich am Abend nahezu alle Beteiligten. Obendrein lobten die Standbetreiber die gute und gesellige Atmosphäre im Herzen des Orts. Gäste aus beiden Stadtteilen und aus Nachbarorten stießen immer wieder auf Freunde, Bekannte und Nachbarn, hielten einen Plausch beim Punsch. Die Kulinarik wies eine enorme Bandbreite auf. Sie reichte von afghanischen Plätzchen und ungarischem Langos und bengalische Spezialitäten aus der Alten Schmiede über Handkäsbratwurst, Grüne Soße und Hessenburger, Schoko-Fudge aus Obertshausener Produktion, Wildschwein-Bratwurst bis zu thailändischen und türkischen Spezialitäten sowie Suppen und Kaffee der Firma Volpe, die in der Fünfhäusergasse zu Hause ist.

Überproportional vertreten ist auch das Kunstgewerbe. Kein Wunder – in diesen Wochen hat weit und breit kein anderer Markt geöffnet. Anwohnerin Melli Müller ließ über Papierschmuck staunen, Manuela Both hatte Teddybären und Puppen mitgebracht, Alexandra Schäfer verkaufte vor ihrem Schaufenster Hemden und Pullover. Dicht umringt waren die Schmuck-Auslagen von Nachbarin Doris Hauser. Aus Rodgau kamen Kissen und Bucheinbände, aus Walldürn die erste Weihnachtsdekoration. Die Gärtnerei Rogel aus den Samerwiesen schloss die Runde mit prächtigen Gestecken ab.

Auf der Bühne erfüllte DJ und Weinfreund Joe Becker Musikwünsche. Bürgermeister Roger Winter und Erster Stadtrat Michael Möser zollten den Initiatoren großen Dank und befanden, „die Reden sollten kurz, die Bratwurst lang sein“. Für einen Augenschmaus sorgten die ausgezeichneten Teenager der Gruppe Ulimited Street vom Turnvereins Hausen. Für die jüngsten Besucher drehte sich nebenan ein Karussell, in der Dämmerung tauchte der Martinsmann mit Helm, Schwert und Umhang auf und verteilte Hefemännchen.