Langjähriger Dirigent des Musikvereins Nieder-Roden Nach 25 Jahren am Pult legt Groh Taktstock weg

Jürgen K. Groh hört nach 25 Jahren als Dirigent des MV Nieder-Roden auf. Beim Weihnachtskonzert 2018 schwang er letztmals den Taktstock. Foto: Pulwey

Rodgau (red) – 25 Jahre sind eine lange Zeit. Viele Mitglieder des Musikvereins können nicht auf so viele Lebensjahre zurückblicken, wie Jürgen K. Groh die Musik und das Vereinsleben gestaltet hat.

Von 1990 bis 1995 wirkt er als Dirigent des Jugendorchesters, zunächst allein und später in Zusammenarbeit mit Steffen Reichenbach.

Als Nachfolger von Oliver Chadik wird er 1998 Dirigent des Konzertorchesters. Und nun, 20 Jahre später, übergibt er das Amt an seine Nachfolgerin Marleen Martiny.

Gegen Ende jeder Probenphase für das alljährliche Weihnachtskonzert stellte Jürgen K. Groh sicher fest: „Das wird das beste Konzert, das wir je gegeben haben.“ Und der Weg dorthin ist nicht selbstverständlich. Die Auswahl der Musikstücke, Vorbereitung der Proben und die Planung eines Programms erfordern einen hohen Einsatz. Dabei setzt er jedes Jahr neue Akzente. Hier kommt ihm sein Studium in Erwachsenenbildung und seine internationale Vernetzung zu Gute. Gerne holt er sich für einen Workshop bekannte Komponisten dazu wie Rolf Rudin, Otto M. Schwarz sowie Thomas Doss. Das Orchester genießt die Abwechslung und die andere Sicht.

Verkleidet als Franzose oder als Huhn, im Frack oder im schneeweißen Anzug erklärt er die Stücke, zeigt dem Publikum auf, worauf es achten muss und nimmt es mit auf den Weg, den das Orchester beschreitet. Tatsächlich hat Jürgen K. Groh auch diese andere Leidenschaft, die nicht nur für das Konzertorchester eine wahrhafte Bereicherung bedeutet. Seine Moderationen ziehen alle in den Bann und sind jedes Mal, mit einem Augenzwinkern, unterhaltsam. Die Hoffnungen sind groß, dass er diesen Part weiterhin wahrnehmen wird.

Nicht zuletzt unter Grohs Einfluss entfaltet das Konzertorchester nicht mehr nur zu Weihnachten seine konzertante Ambition. Das Kirchenkonzert, das Familienkonzert und vielfache Projektaufführungen kommen in den zwanzig Jahren dazu. Er schafft die Zusammenarbeit zur Kirchengemeinde St. Matthias, den Chören und Ensembles und den Grundschulen am Ort und gewinnt junge Menschen für die Musik. Groh bereitet das Orchester aber gleichermaßen sorgfältig auf unterhaltsamere Anlässe wie die Kerb, das Pfarrfest, das Konzert unter den Linden, Auftritte bei der Landesgartenschau oder dem Bundesmusikfest vor.

Wenn man die heutigen Musiker des Konzertorchesters fragt, was ihren Dirigenten auszeichnet, so sagen sie, es sei sein Wille zur Entwicklung. Immer gehe es darum, dass jeder etwas dazu lerne und das ganze Orchester langfristig einen Schritt voran mache.

Mit passenden Moderationsmethoden gelingt es ihm, alle Musiker in die Bestimmung der musikalischen Richtung einzubinden. Sein Sinn für die Gemeinschaft und die Achtsamkeit im Umgang mit den einzelnen Menschen, die in ihrer Freizeit ihrer Leidenschaft nachgehen, hat entscheidend dazu beigetragen, dass das Orchester heute auf gehobenem Niveau gemeinsam musiziert.

Jürgen K. Groh und Marleen Martiny konnten in einer dreijährigen Zusammenarbeit im „Dirigententandem“ viel voneinander lernen. Für das Orchester vollzieht sich der Wechsel als weicher Übergang, mit allen Erfolgschancen eines Neubeginns.

Kurz vor dem Festkonzert am ersten Weihnachtsfeiertag, das seinen Abschied nach 25 Jahren besiegelte, haben die Musiker und alle Mitglieder des Vereins ihrem Dirigenten ihre Dankbarkeit ausgedrückt, indem sie ihn zum Ehrendirigenten auszeichneten. Dass ihm nun langweilig wird, ist nicht zu befürchten. Der Kulturpreisträger gibt Seminare in Rhetorik mit dem Schwerpunkt Moderation, er schreibt Fachzeitschriftenartikel, er plant und dirigiert überregionale Projektorchester, er ist im internationalen Bläsermusikverband aktiv und spielt selbst in verschiedenen Ensembles.