Mystisch, abstrakt und emotional 33 Künstler sind bei Naturkultur Rodgau dabei

Der Rodgauere Kulturpreisträger Gerd Steinle befasst sich in seinen Arbeiten seit Jahren mit dem Thema Menschenrechte. Seine Installation „Gestalten“ erinnert an die Opfer von Terror, Verfolgung und Folter. Die Besucher nutzten zur Eröffnung der Ausstellung das begehbare Werk, um mit den Skulpturen auf Tuchfühlung zu gehen. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Naturkultur öffnet zum fünften Mal seine Pforten für das Zusammenspiel von Kunst und Natur. Im Nieder-Röder Wald südlich des Don-Bosco-Heims präsentieren 33 Künstler ihre Arbeiten noch bis 30. Juli. Ein etwa 1,8 Kilometer langer Waldkunstpfad führt entlang der Werke im Langenloh. Mystisches ist dabei, die Umweltproblematik wird angesprochen, manche Kunst ist abstrakt, andere ist darstellend.

Die Entwicklung des Projekts Naturkultur umriss Gerd Steinle in seiner Eröffnungsrede: Von 14 Künstlern im Jahr 2008 hat sich Naturkultur im zweijährigen Rhythmus bis zum heutigen Stand von 33 Kunstschaffenden empor gearbeitet. „Ich hätte nie gedacht, dass es so wächst“, resümiert der Rodgauer Kulturpreisträger. Die 100 Besucher bei der Vernissage sprächen eine deutliche Sprache.

Ein Spaziergang durch den Wald öffnet den Weg zu den Ausstellungsstücken. Wie emotional Kunst sein kann offenbarte sich in einer lustigen Begebenheit: Zu den Werken zählen die Arbeiten von Matthias Meissner. Die Airbrush-Arbeiten seines Wolfsrudels sind so real, dass der Hund einer Besucherin kräftig an der Leine zerrte und mutig den vermeintlichen Wolf anknurrte.

Skulpturen erinnern an Terroropfer

Ebenfalls emotional – allerdings auf einer tiefen und berührenden Ebene – ist die begehbare Installation mit dem Titel „Gestalten“ von Gerd Steinle. Als Kopf der Naturkultur befasst sich der Rodgauer thematisch seit Jahren mit dem Thema Menschenrechte. Seine an Bäume gefesselten Skulpturen erinnern an die Opfer von Terror, Verfolgung und Folter. Die gezeigten Arbeiten und weitere aus dem Atelier Steinle werden ab 24. September in Frankfurt in Zusammenarbeit mit Amnesty International zu sehen sein.

Vor der Besichtigung ergriff der städtische und ehrenamtliche Kultur- und Sportdezernent Winno Sahm das Wort und umriss das Spannungsfeld zwischen Kunst und Natur sowie den kunsthistorischen Kontext, in dem sich die Ausstellung im Wald einordnen lässt. Der Wald öffnet einen ganz anderen Zugang zu den Werken, als es im musealen Raum möglich ist, so Sahm.

Briefkasten wartet auf Anregungen und Kritik

Försterin Iris Husermann vom Forstamt Langen ist aktiv im Bereich der Umweltbildung und Waldpädagogik. Die Entstehung der Naturkultur geht auf einen Spaziergang mit Gerd Steinle zurück. Es stand die Frage im Raum, inwieweit sich Kultur und Natur miteinander verbinden ließen. Das Ergebnis der Überlegungen ist die nun schon fünfte Ausstellung im Rodgauer Wald. „Naturkultur hat im kulturellen Leben der Stadt Rodgau ihren festen Platz seit 2008“, so die Försterin.

Wie in den vergangenen Jahren gibt es auch diesmal Führungen: am Sonntag, 10. Juli, um 14 Uhr und am Sonntag, 17. Juli, 17 Uhr mit Gerd Steinle, Iris Husermann und Freddie Meinass sowie am Samstag, 23. Juli, um 15 Uhr mit Winno Sahm.

Der Waldkunstpfad ist eine besondere Gelegenheit, Natur, Wald und Kunst aus einem anderen Blickwinkel auf sich wirken zu lassen. Ein „Briefkasten“ lässt den Besuchern Raum für Anregungen und Kritik. Winno Sahm las Anmerkungen der Besucher aus den vergangenen Jahren vor: „Wunderbar bereichernde Ausstellung, schöner als im Museum“.

Frei zugänglich zieren die Werke noch bis zum 30. Juli den Wald südlich des Don-Bosco-Heims. So können es die Rodgauer halten wie Gerd Steinle vorschlägt: „Genießen und wieder kommen“.