Pfarrer Dr. Peter Eckstein verlässt Gemeinde St. Matthias Abschied nach 24 Jahren

Eine besondere Seite von Pfarrer Dr. Peter Eckstein lernten die Nieder-Röder und Rodgauer manchmal bei Festen kennen: er spielt, gekleidet in einen Kilt, Dudelsack.

Nieder-Roden – In der katholischen Pfarrgemeinde St. Matthias endet eine Ära. Pfarrer Dr. Peter Eckstein verlässt die Gemeinde nach 24 Dienstjahren zum 1. Oktober. Er wechselt nach Weiterstadt in die Pfarrei St. Johannes der Täufer mit 6 000 Katholiken und tritt dort die Nachfolge von Pfarrer Clemens Kipfstuhl an, der am 27. Februar plötzlich und unter tragischen Umständen verstorben war. Wir sprachen mit Pfarrer Eckstein.

Wie kam es zu der Entscheidung?

Im April ist die Bistumsleitung mit der Bitte an mich herangetreten, nach Weiterstadt zu wechseln. Ich bin jetzt 24 Jahre in Nieder-Roden. Das ist eine lange Zeit. Aus einem lange kann auch ein zu lange werden.

Wie meinen Sie das?

Mir ist klar geworden: entweder entscheide ich mich für eine Veränderung, dann muss sie jetzt erfolgen. Oder ich bleibe, dann aber reden wir über weitere 10 bis 15 Jahre Denn mit 60 wechselt man nicht mehr. Und die Vorstellung, am Ende, als eine Art geistliche Galapagos-Schildkröte in den Rodgauer Annalen zu landen, ist nicht ganz so prickelnd.

Wie geht es Ihnen mit der Entscheidung?

Das Herz blutet, keine Frage. In Nieder-Roden war ich wirklich daheim. Vielen Menschen weiß ich mich sehr verbunden. Immer häufiger winken mir Passanten auf der Straße zu. Aus der früheren Jugendarbeit fragen mich viele jetzt für ihre Trauung oder die Taufe ihrer Kinder an. Da ist etwas ganz Kostbares gewachsen. Aber nicht immer ist der komfortablere Weg auch der bessere. Ich habe hier meinen eigenen Stil entwickelt, meine Vorlieben, meine Routinen. Das kann etwas sehr Stabilisierendes sein. Es kann aber auch Rost ansetzen! „Alles hat seine Zeit“, sagt der biblische Weisheitslehrer Kohelet. „Es gibt eine Zeit zum Umarmen und eine Zeit, die Umarmung zu lösen.“ Man muss sich immer fragen, was dem Leben mehr dient, auch wenn das irgendwann loslassen bedeutet.

War Nieder-Roden Ihre bisher längste Station?

Ja. Hier habe ich meine bisher längste zusammenhängende Lebenszeit verbracht. Das kann mir niemand nehmen. Die Zeit in Nieder-Roden und Rollwald wird mir unvergesslich bleiben. In diesen Erinnerungen werde ich sicher wiederholt baden.

Was werden Sie vermissen?

Das Schlagen der Nieder-Röder Kirchturmuhr, das Lagerfeuer in der Sommerfreizeit mit der Pfarrjugend und so manches sommerliche Serenadenkonzert, das mir der Musikverein bei seinen abendlichen Proben im benachbarten Haus der Musik bei offenem Fenster beschert hat. Nicht zu vergessen das Funzelfest im Ortsteil Rollwald und „Loch Lomond“, gesungen von unserem Kirchenchor.

Welche Aufgaben erwarten Sie in Weiterstadt?

Meine vornehmliche Aufgabe wird es sein, eine lebendige und selbständige Gemeinde, die dringend auf einen Pfarrer wartet, geistlich zu begleiten und in ihr - und vor allem mit ihr - zu arbeiten. Parallel dazu schließe ich meine Coaching-Ausbildung ab als weitere Qualifikation für die Seelsorge in Form einer neuen und anerkannten Art von Psychotherapie sowohl für Gruppen, als auch für Einzelne. Ich werde sie voraussichtlich 2023 abschließen. Es ist, als fügten sich die Mosaiksteine meines Lebens zu einem neuen Bild zusammen, auf das ich schauen kann, wie in einen Spiegel. Alles passt. Das empfinde ich als Vorsehung und Aufforderung zugleich.

Die Fragen stellte

Bernhard Pelka