Kunstwerk zieht nach Nordrhein-Westfalen um Abschied vom „Colormaster“

Große Kunst im Rodaupark: Für den „Colormaster R“ sind die Tage in Jügesheim gezählt. Künstler Manuel Franke (Düsseldorf) will seine Arbeit demnächst nach Neukirchen-Vluyn (Nordrhein-Westfalen) versetzen.

Jügesheim – Das Gastspiel des Kunstwerks „Colormaster R“ im Jügesheimer Rodaupark geht zu Ende. Künstler Manuel Franke (Düsseldorf) hat einen neuen Standort für seine raumgreifende Skulptur gefunden. Die Installation aus Wellblech und Beton wird demnächst nach Neukirchen-Vluyn (Nordrhein-Westfalen) umgesetzt, eine Stadt mit 27 000 Einwohnern.

„Das Ding ist bald weg“, kündigte Bürgermeister Max Breitenbach am Donnerstag bei einem Bürgergespräch im Park an. Die flapsige Formulierung löste bei manchen Zuhörern Reaktionen wie „Na endlich!“ aus. Andere machten eher betroffene Gesichter.

Das Kunstwerk sei von Anfang an nur eine Leihgabe auf Zeit gewesen, sagte Peter Kämmerling, der im Rathaus den Fachdienst Stadtplanung und Grün leitet. „Es gibt nicht nur Leute, die es schrecklich finden. Es gibt auch Leute, die es gut finden. Ich gehöre dazu.“

Nach Auffassung der städtischen Kulturagentur war der „Colormaster“ ein Gewinn für Rodgau. Die gigantischen Wellblechbögen in Orange und Rosa mit dem blauen Betonsockel machten es möglich, den Rodaupark neu zu erleben. Die Kulturagentur hatte sich so hartnäckig um das Werk bemüht, dass Manuel Franke sich unter mehreren Bewerbern für Rodgau entschied. „Mindestens ein Jahr“ war im Leihvertrag vereinbart. Tatsächlich steht das Werk nun seit fast zwei Jahren in Jügesheim. Es wurde im September 2020 aufgebaut.

Zwei Jahre zuvor hatte der „Colormaster F“ im Frankfurter Städel-Garten internationale Aufmerksamkeit erhalten. Damals war die monumentale Installation 48 Meter lang. Für Rodgau wählte Franke eine kleinere Version in zwei Teilen. Die Aufstellung im Rodaupark war fast so etwas wie eine Heimkehr: Die himmelblauen Sockelteile stammen aus der Betonmanufaktur Kleemann in Rollwald.

In den nächsten Wochen reist das Kunstwerk knapp 300 Kilometer nach Nordwesten bis kurz vor die niederländische Grenze. Bei der Kunstinitiative Seewerk in Moers hatte Manuel Franke bereits im vergangenen Jahr seine Großskulptur „Cinq Arbres“ (Fünf Bäume) ausgestellt. Der „Colormaster“ wird im Nachbarstädtchen Neukirchen-Vluyn aufgebaut, und zwar an einer Bushaltestelle am Bendschenweg. „Bisher ist da nur ein Haltestellenschild und sonst gar nichts“, berichtet Angelika Petri von der Initiative Seewerk. Sie erwartet, dass die Fahrgäste des Busses durch die ungewohnte Farbigkeit einen neuen Blick auf ihre Umgebung entwickeln. Wer möchte, darf das Kunstwerk beim Warten auch als Sitzgelegenheit nutzen. Die Interaktion zwischen Kunst und Umgebung kann die Phantasie anregen und den Gedanken eine neue Richtung geben. „Ich glaube, dass das unheimlich spannend wird“, sagt Angelika Petri.

Für den neuen Standort will Manuel Franke den „Colormaster“ übrigens erneut verändern. Er will die Arbeit über Eck aufstellen. Möglicherweise muss dazu einer der Betonsockel aus Rollwald zersägt werden.

Von Ekkehard Wolf