Pfarrgemeinde und Gefährten verabschieden Pfarrer Meissner „Adieu, lieber Linus“

Hunderte begleiteten Pfarrer Meissner auf seinem letzten Weg. Beigesetzt wurde er auf dem Alten Friedhof.

Jügesheim – Die Kirche St. Nikolaus reichte so gerade aus, um allen Besuchern der Trauerfeier für den verstorbenen Pfarrer Wendelin Meissner Platz zu bieten. Von den 54 Jahren, in denen er sein Priesteramt ausübte, hatte er 46 Jahre den Gemeinden St. Nikolaus und St. Marien die Treue gehalten.

Pastoralreferentin Andrea Köneke hielt auf Wunsch des Verstorbenen die Traueransprache. Sie bezeichnete Meissner als „charismatischen Menschen“. Eine Gabe von ihm sei es gewesen, andere Menschen mit ihren Sorgen und Nöten genau dort abzuholen, wo sie es brauchten und ihnen dabei Würde zu lassen und den Umgang mit eigenem Versagen und eigener Schuld zu ermöglichen. Ihm sei es deshalb gelungen, „Menschen einen Zugang zu Gott zu öffnen, die enttäuscht waren“. Streitbar und aufopferungsvoll habe er sich für jene am Rand der Gesellschaft eingesetzt und ihnen eine Stimme gegeben. Sogenannte wichtige Leute hätten sich sein Interesse erst erarbeiten müssen. Selbst Familie und Freunde hätten damit leben müssen, dass sie sich hinten anstellen müssen. Genauso wie seine Menschenliebe habe zu dem „Mensch mit Ecken und Kanten“ auch dessen „Dickkopf“ gehört. Das erkläre, weshalb sie an dieser Stelle stehe und die Bistumsleitung „heute im Gedenken bei uns ist“. Meissners Wunsch sei es überdies gewesen, die Trauerfeier möglichst schlicht zu gestalten – wie bei jedem anderen Gläubigen auch. Deshalb der Verzicht auf zahlreiche Ansprachen. Es gebe für die Gemeinde keinen besseren Weg Abschied zu nehmen, „als die eigenen Vorstellungen zurückzustellen“, erläuterte Köneke. Pfarrer Meissner sei eben keiner gewesen, „der etwas macht, weil man es eben so macht“. Er sei in der gläubigen Gewissheit gegangen, dass er weitergeht in Gottes Gegenwart.

Sehr persönliche Worte fand als zweiter und letzter Redner Pfarrer i. R. Hermann-Josef Herd (Heppenheim). Er besuchte zusammen mit Pfarrer Meissner den Weihekurs 1965 und teilte mit ihm zeitweise „die Bude“, wie er erzählte. „Linus, wie wir ihn nannten, hat mit seinen Aktivitäten und seinem pastoralen Stil regelmäßig für Gesprächsstoff gesorgt. Für manche war er ein Vorbild.“ Viele hätten mit seinem Arbeitspensum nicht mithalten können. „Adieu, lieber Linus.“
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