Beliebter Seelsorger ist nun im Ruhestand Bewegender Abschied von Pfarrer Meissner

In einem bewegenden Gottesdienst verabschiedete sich Wendelin Meissner von seinen Gemeinden. Einkomplett gefülltes Gotteshaus zeigte die Ehrerbietung der Gemeindemitglieder aus St. Nikolaus und St. Marien gegenüber dem langjährigen Pfarrer. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – In Jügesheim und Dudenhofen ist ein Abschnitt der Gemeindehistorie zu Ende gegangen. Pfarrer Wendelin Meissner ging am 1. September in Ruhestand. In einem 14 Tage später zelebrierten Festgottesdienst sagten die Gemeindemitglieder herzlichen Dank.

Flankiert von den beiden Pfarrern Johann Kotschner und Christian Dach sowie den Messdienern schritt Pfarrer Wendelin Meissner von der Pforte der St. Nikolaus-Kirche zum Altar. Seine Predigt ergriff viele der Menschen in der Kirche. „All die Jahre habe ich mich als einen von Ihnen wahrgenommen“.

An sein erstes Gespräch mit einer älteren Dame konnte er sich erinnern, als er 1973 nach Jügesheim und Dudenhofen kam. „Eine Giesemer Frau, sie bemühte sich, hochdeutsch zu reden“, so Pfarrer Meissner. Er unterstützte sie: „Sie können ruhig platt babbele, ich verstehe sie schon“. Seine Nähe zu den Menschen und seine unkomplizierte Art machten ihn beliebt.

Tosender Applaus für beliebten Pfarrer

Für seine Predigt, „wer gibt, dem wird tausendfach zurückgegeben“, bekam er tosenden Applaus. Es sollten noch weitere Beifallsbekundungen folgen.

Den Projektchor auf der Empore leitete Katja Simon. Die Orgel spielte Lucia Herdt-Oechler. Dann bekam Wendelin Meissner die Ruhestandsurkunde aus Mainz überreicht, von Dekan Willi Gerd Kost.

Anschließend gab es für die Gemeindemitglieder Sankt Nikolaus und Sankt Marien im Haus der Begegnung Gelegenheit, persönliche Worte, Dank und Anerkennung beim Abschied auszudrücken.

Am 1. Mai 1973 kam Wendelin Meissner nach Jügesheim. Zunächst ging er Abende lang von Haus zu Haus und sprach mit seinen neuen „Schäfchen“. Während der langen Zeit seines Wirkens wurde das Haus der Begegnung gebaut und das Martin-Luther-King-Haus in Dudenhofen errichtet. Auch der Bau des Kindergartens zählt dazu. Der 24-Stunden-Lauf zugunsten Behinderter wurde eingeführt und die Kirchen renoviert. „Es wurde alles in Ordnung gebracht“, blickte er in einem kürzlich geführten Interview auf die großen Projekte zurück. Alles, außer das Pfarrhaus, das war ihm nicht so wichtig. Das Geld war in anderen Projekten besser aufgehoben, gab er sich bescheiden. Das Pfarrhaus soll aber bald renoviert werden, das sei schon beschlossen.

Er kam nicht mit einer vorgefertigten Meinung, mit einem fertigen Konzept in die Gemeinde, wie er zurückblickte. In seinem ersten Jahr des Wirkens nahm er wahr, was vor Ort geschah. „Das hat sich positiv ausgezahlt“, sagte er.

Soziale Fragen waren ihm wichtig, die Behinderten ins Ort zu holen, Randgruppen zu integrieren. Besonders freute er sich, dass der ökumenische Gedanke gewachsen ist, das Miteinander der Konfessionen.

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Während der Jahrzehnte langen Arbeit hat er alle Lebensbereiche der Gemeindemitglieder durchschritten: „Die Hochzeiten“, sagte er mit einer Prise Humor, „manchmal vor der Geburt des Kindes, manchmal danach“. Und über 1 000 Mal begleitete er die Menschen auf deren letzter Reise.

Viele Menschen hat er kennen gelernt, „Bescheidene, und weniger bescheidene“. In diese Richtung gehört auch sein Lebensmotto, eine Aussage von Papst Johannes XXIII.: „Nehm‘ dich nicht so wichtig“.

Wendelin Meissner ist Jahrgang 1941, geboren wurde er in Offenbach-Bieber. Zunächst bleibt er in Jügesheim wohnen, bis in Offenbach eine Wohnung zur Verfügung steht.