Kabarett En Haufe Leut‘ gastierte im Rodaupark Eselskarawane statt Müllautos?

Für die Kabaretttruppe En Haufe Leut` ging es Mit de ganz Korona an die Bach. Für ihre Darbietungen erhielten die Akteure viel Applaus Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Kabarett ganz unterschiedlich interpretiert, mal seicht, mal ironisch-humorvoll oder anklagend … für En Haufe Leut‘ ging es „Mit den ganz Korona an die Bach“.

Leiterin Claudia Wenhardt mit Bauarbeiterschutzhelm leitete das innovative Wiesenspektakel ein; wegen Hygiene- und Abstandsregeln hatten die Bühnenakteure ihren Wohlfühlraum in der Aula der Georg-Büchner-Schule verlassen und im Rodaupark ein Freilichttheater geschaffen. So mancher Satz der Wortakrobaten wurde so zwar vom Winde verweht, dafür genoss das Publikum die abendliche Stimmung. (Aber Achtung, nicht unter den Bäumen aufhalten, da könnten Äste herunterfallen - zumindest solange Kabarett im Park stattfindet)

So schaffte es Harald Mahr, sechs Jahrzehnte seines Lebens auf zehn Minuten Vortragszeit zu reduzieren: „Haus bauen, Baum pflanzen, Kinder groß ziehen …, alles Schnee von gestern“. Dann ging es für ihn wie auch für seine Mitstreiter zur nächsten Station. War das Publikum doch in kleine Gruppen aufgeteilt – Corona ließ grüßen.

Apropos Corona: Auch wenn die aktuelle Pandemie in (fast) allen Vorträgen kurz angerissen oder ausführlich thematisiert wurde. Vollblutfassenachter Marcel Rupp nahm‘s mit Humor: „An Fastnacht darf man nicht maskiert in die Volksbank, jetzt muss man“.

Dagegen ganz ohne Mund-Nasen-Bedeckung ging der Inhalt von Peter Ottos Vortrag vonstatten. Opa braucht Hilfe bei der digitalen Kommunikation mit dem Enkel. Aber das VergessenGEN steht dem lebenslangen Lernen im Weg.

Musikalische Abwechslung kam von Laurens Tauber. In jungen Jahren bereits mit enormer Bühnenerfahrung gesegnet. Dieses Mal ganz ohne Klavier, aber der Instrumentenfundus umfasste viel mehr. Die Senkung des Mindestalters für das Wahlrecht wurde schnell wieder kassiert, die Jungen hatten wohl die falschen gewählt. Mit enormer Bühnenpräsenz hetzte Stefan Schmidt der Zeit hinterher: Eben war noch Fastnacht, dann galt es, die Verschwörungstheorien abzuarbeiten, und schon waren die Supermarktregale leergekauft.

Julien Grimm und Marvin Kühne sendeten die Talkshow von Giesem für Giesem live aus dem Rathaus. Die weltweite Mobilität ist im Wandel, warum nicht eine Eselskarawane anstatt der Müllautos auf Rodgaus Straßen?

Für Charme und Süffisanz war nach wie vor Nobi Goergen zuständig.

Sein Weg durch Jahrtausende der menschlichen Bekleidung gipfelte in der Symmetrie der Achsen und Abschrägung der linken und rechten Socken. Freie Meinungsäußerung muss nun mal zugelassen werden, selbst dann, wenn auf den schrillen Demo-Schild die Addition „1+1 = 3“ ergibt. Mit Aluminium behafteter Nanopartikelabwehr auf dem Kopf, rebellierte Tanja Rossbach gegen die Ungerechtigkeiten dieser Welt. Duo-Partnerin Elena Smoydzin übernahm bei so viel Emotionalität den rationalen Teil. Mütze auf und Mütze ab. Wer den zeitlich längsten Vortrag einstudiert hatte, hat, wie Sven Johann Stripling, besonders viel zu singen. Worin besteht die Freiheit des Systems? In wöchentlich fünf Tagen Arbeit mit der Freiheit am Wochenende?Viel Applaus am Ende für zwei kurzweilige Stunden. Auch das Ambiente fand Anklang. Warum den Rodaupark nicht als dauerhaften Veranstaltungsort wählen? Es könnte natürlich allen Beteiligten der Himmel auf den Kopf fallen oder eben die Äste der Bäume.