Freudiger Auftakt des Festjahres Fahnen wehen zum Jubiläum

Wenn Glaube lebt, dann hier und jetzt: Bischof Peter Kohlgraf ermunterte zu Tatkraft und Mut. Fotos: karin klemt

Jügesheim – Eineinhalb Jahrhunderte sind ein starkes Fundament. Weder der wieder steigende Druck der Pandemie noch die trübe Aussicht auf einen weiteren Corona-Herbst haben die Jügesheimer Katholiken am Wochenende erschüttern können. Beim Festgottesdienst zum 150. Weihejubiläum mit dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf war die Pfarrkirche St. Nikolaus mit über 100 Menschen unter Abstandsregeln gut besetzt, zahllose weitere sahen die Live-Übertragung im Netz.

Mit einer so geprägten Gegenwart gelte es mutig umzugehen, riet Kohlgraf in seiner von Applaus begleiteten Predigt. Nicht in verklärter Rückschau auf eine vermeintlich bessere Vergangenheit offenbare sich die Botschaft des Evangeliums. Ebenso wenig im Streben nach einer nebulösen Zukunftsidee, die lediglich den eigenen Vorstellungen und Werten genüge.

Vielmehr nehme Christus in der biblischen Überlieferung stets das Heute in den Blick und fordere vom Gläubigen die Tat. „Damals wie heute den Glauben leben“ – das Jügesheimer Jubiläumsmotto passe in eine Zeit, die mit eindrucksvoller Hilfsbereitschaft wie im Ahrtal und noch immer zehntausenden Messebesuchern im Bistum an jedem Wochenende keineswegs gottlos sei. Und gereiche es der Kirche wirklich zum Schaden, ihre Positionen erklären zu müssen?

Begonnen hatte die kollektive Rückbesinnung auf die Kirchenweihe 1871, außerhalb von Jubeljahren schlicht als Kerb gefeiert, am Freitag mit einem festlichen Akt: Unterstützt von drei weiteren Geistlichen und Vertretern des Pfarrgemeinderates unter Führung der Vorsitzenden Yvonne Hartelt weihte Pater John-Peter auf dem Rathausplatz die neue Fahne seiner Pfarrei, in den Kirchenfarben Gelb und Weiß gehalten und mit dem Jubiläumslogo versehen. Unter dem Geläut des benachbarten Gotteshauses wurden drei Exemplare von Ministranten gehisst.

Künftig sollen sie laut John-Peter über einer „Gemeinschaft des Friedens und der Hilfsbereitschaft“ wehen.

Rund 30 Zuschauer hörten später beim Eröffnungsgottesdienst, den Pfarrer Hermann Differenz zelebrierte, mit zahlreichen weiteren Besuchern die Predigt seines Kollegen Martin Sahm. Beim traditionellen Kerb-Gottesdienst am Samstagabend, von Pfarrer Johann Kotschner geleitet, ergriff der gastgebende Geistliche dann selbst das Wort.

Dem sonntäglichen Festgottesdienst mit Bischof Kohlgraf, dem auch Landrat Oliver Quilling und die Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger beiwohnten, folgte als bescheidener Ersatz für eine zünftige Jubiläumskerb eine Corona-gerecht gehaltene Gemeindefeier mit Imbiss und Getränken auf der Wiese hinter dem Haus der Begegnung.

Willkommen geheißen hatte den Mainzer Oberhirten wiederum Gemeindepfarrer John-Peter Savarimutha. Wie fest die Gemeinschaft zwischen dem aus Indien stammenden, seit zwei Jahren in Rodgau tätigen Schönstatt-Pater und den rund 6700 Katholiken in Jügesheim und Dudenhofen inzwischen geschmiedet ist, zeigte sich über die drei Jubiläumstage wiederholt.

Schon bei der Fahnenweihe am Freitag führte John-Peter souverän Regie und amüsierte sich mit den Gästen darüber, dass ausgerechnet die Glocken von St. Nikolaus mit machtvoller Akustik eine Pause in der Zeremonie erzwangen.
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